Es ist bekannt, dass die Kanadier einen Kollektiv-Ansatz pflegen. Die feste Besetzung von RESPIRE besteht aus sechs Personen, doch mindestens noch einmal genauso viele Musiker sind mit dem Outlet assoziiert. Das ist nötig, damit auf „Black Line“ diese Fülle an Stimmen und Instrumenten erklingen kann. Das Rock-Band-Setting wird unter anderem um Vibraphon, Synthesizer, Banjo, Geige, Klavier, Trompete und Saxophon erweitert, um den Tracks ihren orchestralen Charakter zu verleihen. Stimmlich reicht das Spektrum von Spoken Word bis hin zu existenziellen Schreien – gerne auch aus vielen Kehlen. Die Wurzeln von RESPIRE liegen zwischen Hardcore, Screamo und Metal, wobei die Kanadier verschiedene Sub-Genres dieser drei Stile sowie viele weitere Elemente mit in den Mix werfen. Erlaubt ist, was gefällt und die Intensität und Wirkung der Stücke natürlich erweitert. Das Drittwerk des Kollektivs aus Toronto, Ontario weist einen verstärkten Hang in Richtung Blackgaze und Black Metal auf, wodurch der Eindruck des Albums jäher und heftiger ausfällt. Friedfertige, fragile Ambient-Momente finden sich aber auch. Von den vielen Schattierungen und Abstufungen der Kombinationen der drei Haupt-Genres ganz zu schweigen. REPRISE verleihen widersprüchlichen Gefühlsregungen musikalisch Ausdruck und nutzen dafür ebensolche Sounds. Der auf „Black Line“ gewählte Weg ist beschwerlich und kein Selbstläufer, doch ohne Frage kathartisch und lohnend.
(Church Road)