Das Spiel von 8 KALACAS nimmt man augenblicklich als positiv und stimmungsaufhellend wahr. Bei Skacore ist das so, auch wenn es auf „Fronteras“ bisweilen heftig und abgedreht zugeht. Das Septett aus Orange County kombiniert munter und wagemutig Ska, Hardcore, Punk und Metal mit mexikanischer Mariachi- und Cumbia-Tradition. Das Drittwerk der „8 Schädel“ bietet dabei auch textlich eine breite Palette.
„8 KALACAS haben einen weiten Weg hinter sich“, erzählt Frontmann Jaime „Sr. Kalaca“ Hernandez. „Ursprünglich begannen wir als eine Gruppe von Einwanderern, die das ganze Drama um Politik und Diskriminierung vergessen und einfach nur Musik machen wollten. In gewisser Weise ist es lustig, wie das durch verschiedene Themen, die wir aufgreifen, seinen Weg zurück in unsere Musik findet. Am Ende des Tages ist es wohl eine Form der Flucht durch Ausdruck. Als wir gewachsen sind, hat sich unsere Einstellung, Musik zu schreiben und unsere Kunst ernst zu nehmen, verändert. Doch der Geist der Brüderlichkeit und des Einverständnisses ist weiterhin stark. Wir machen alles zusammen als solide Einheit und stellen sicher, dass wir alle mit allen Schritten und Entscheidungen einverstanden sind. Das war schon immer grundlegend für unsere Arbeitsweise.“ Dasselbe gilt für den beschwingten Crossover mit Bläserfraktion:
„Unser Sound war für uns schon immer selbstverständlich“, äußert Sr. Kalaca. „Wir wussten, wie die Band zusammengesetzt sein sollte: ein schreiender und ein melodischer Sänger, scharfe Bläser, die einem ins Gesicht schlagen, ein Gitarrist, der schwer, rhythmisch und melodisch ist, ein Bassist, der schnell und funky spielen kann und weiß, wie man auf einem schönen Latin-Beat läuft, und ein Schlagzeuger, der über alles improvisieren kann, was wir ihm vorsetzen. All das kombinieren wir mit unseren lateinamerikanischen Wurzeln, unserer Liebe zum Metal und der generellen Aufgeschlossenheit für gute Musik. Heraus kommt 8 KALACAS. Je mehr wir diese Kombination erforschen, desto besser können wir uns mit diesem Stil auszudrücken. Unser Instinkt lässt uns dabei niemals im Stich. So ist „Fronteras“ entstanden. Und auch beim nächsten Album wird es wieder so sein.“ Das Treiben der Kalifornier ist auffällig und anders: „Es macht uns nichts aus, als „anders“ abgestempelt zu werden“, entgegnet der Frontmann. „Musik ist etwas, das nicht durch das begrenzt werden sollte, was jeder kennt. Neue Klänge und Stile können den Leuten die Begeisterung für Musik zurückgeben, die sie bereits verloren hatten. Das stoßen wir gerne an. Wir haben uns in einem Genre eingerichtet, das es uns ermöglicht, Dinge zu erforschen, die selbst uns überraschen. Das ist das Schöne am Skacore. Wir wissen nicht, ob der nächste Song ein eingängiger Swing-Rhythmus oder superschwerer Metal-/Hardcore-Flow sein wird. Die Dinge entfalten sich auf natürliche Weise.“
Obwohl 8 KALACAS bereits seit 2003 bestehen, hat sich daran bis heute nichts geändert: „Wir lieben die Musik, die wir machen“, sagt Jamie. „Sie ist kraftvoll und energiegeladen. Das ist der Grund, warum wir sie seit 18 Jahren spielen. Wir nehmen unsere Einflüsse von System Of A Down und Sublime, gemischt mit unseren lateinamerikanischen Wurzeln wie Los Fabulosos Cadillacs oder Manu Chao. Es ist nicht ganz Metal. Es ist nicht ganz Ska. Und es ist nicht der typische Latin-Rock. Es landet irgendwo dazwischen an einem Ort, mit dem wir sehr zufrieden sind. Die meisten Leute verstehen, worauf wir hinauswollen, und schätzen es, dass wir etwas anderes machen als das, was sie im Radio hören. Dabei ist es hilfreich, dass unser Stil sie an etwas erinnert, das sie kennen und lieben.“ Der weit gefasste Sound-Clash des Septetts bietet viele Identifikationsmöglichkeiten. Die spanischsprachigen Texte engen den Verbreitungsradius der Gruppe nicht ein:
„Was das Überschreiten musikalischer Grenzen angeht, ist ,Luz y Fer‘ ein großartiger Song“, hebt der Frontmann hervor. „Wir haben mit unseren lateinamerikanischen Wurzeln gespielt und einen Song kreiert, der Elemente aus Jazz, Swing und Metal enthält. Das war hochgradig experimentell, hat aber gut funktioniert. Was das Überschreiten nationaler und kultureller Grenzen angeht, so ist ,R2rito‘ ein gutes Beispiel. Es ist ein Lied, das davon handelt, dass wir Sklaven der täglichen Routine sind, in die uns das System zwingt. Auch wenn uns gesagt wird, dass wir ein Recht auf bestimmte Dinge haben, müssen wir für Essen, Unterkunft oder Frieden arbeiten. Oder wir sterben bei dem Versuch, sie zu erreichen. Unser Hauptziel als Band ist es von jeher, in neue Gegenden zu expandieren und neue Leute zu erreichen. Wir sind mit Gruppen wie Rammstein aufgewachsen, von denen wir kein einziges Wort verstanden haben. Bob Marley hat die Herzen von Menschen auf der ganzen Welt berührt, unabhängig davon, welchem Genre er zuzuordnen war. Die Idee, in jede Ecke in jedem Land auf der Welt zu kommen und anderen mit unserer Kunst eine Freude zu bereiten, ist das, was wir erreichen wollen. Wir glauben nicht, dass so etwas wie eine Sprachbarriere oder eine vorgefasste Ideologie der Musik eine Grenze ist, die uns aufhält.
Dieses Album versucht, den Leuten zu zeigen, was in der Welt gerade vor sich geht. Nicht alles dreht sich um Geld, Partys und Drogen. Wir sprechen Dinge an, die wirklich problematisch sind. Sei es die beschissene Politik, verlorene oder wiedergefundene Lieben, psychische Störungen, die sich nicht abschütteln lassen, oder einfach nur die Mittelmäßigkeit des normalen Lebens. „Fronteras“ ist eine Metapher für all diese Dinge und dafür, wie wir sie angehen. Es geht darum, sich von Beschränkungen zu befreien und sein Bestes zu geben, um zu überleben.“