TESSERACT

Wenn es um künstlerische Integrität, emotionale Tiefe und technische Präzision geht, steht die britische Band TESSERACT seit jeher für kompromisslose Qualität. Ihre Musik ist keine bloße Genre-Übung, sondern eine ganzheitliche Klangreise, die sich zwischen Prog, Djent und atmosphärischem Post-Rock bewegt und dabei regelmäßig neue Maßstäbe setzt. Mit dem Konzertfilm und Live-Album „Radar“, aufgenommen beim gleichnamigen Festival in Manchester 2024, präsentiert das Quintett ein immersives Erlebnis, das Performance und Kunstinstallation miteinander verschmelzen lässt.

Bassist Amos Williams erzählt, wie viel kreative Energie und konzeptionelle Planung hinter diesem Projekt steckt. Die ersten Gespräche zur Entstehung des Konzertfilms reichen weit zurück: „TESSERACT und Catherine/Joe, die das Radar Festival leiten, kennen sich schon sehr lange. Das ist sogar noch untertrieben, wir kennen uns schon ewig.“ Bereits seit der Gründung des Festivals habe man mit dem Gedanken gespielt, dort aufzutreten. Doch erst 2022 „gelang es uns irgendwie, das Universum in Einklang zu bringen, et voilà, der Termin tauchte in unserem Tour-Plan auf und die Gespräche verwandelten sich von verrückten Spaßgesprächen in ernsthafte Produktionsbesprechungen.“ Besonders Joe vom Festival habe großes Interesse daran gehabt, den TESSERACT-Film „P O R T A L S“ von 2020 als Maßstab zu nehmen. Die lange Vorbereitungszeit eröffnete der Band neue kreative Spielräume: „Da wir zwei Jahre Zeit hatten, um Ideen zu sammeln, konnten wir verschiedene Denkansätze, Themen und Herangehensweisen ausprobieren“, verrät Amos. Eine besonders ambitionierte Idee war es, den kompletten Tag als TESSERACT-Erlebnis zu inszenieren: „Wir wollten den gesamten Veranstaltungsort umgestalten, Darsteller haben, die Figuren aus unserer Geschichte „The Strangeland“ darstellen, und im Wesentlichen mit einem Theaterprogramm auf die Show hinarbeiten.“

Aufgrund des ganzjährig straffen Tour-Plans ließ sich dieses Konzept jedoch nicht umsetzen: „Aber wer weiß, vielleicht können wir das für eine „War Of Being“-Jubiläumsshow in der Zukunft umsetzen“, überlegt der Bassist. Die Zusammenarbeit mit dem Radar-Team erwies sich dennoch als fruchtbarer Boden für kreative Experimente: „Es war großartig, mit diesem Team zusammenzuarbeiten, da sie ebenso wie wir das Publikum als Teil der Show betrachten“, freut sich Amos. So entstanden Ideen wie farbige Armbänder für die Zuschauer, mit denen sie Charaktere aus dem Lead-Video des letzten Albums unterstützen konnten. Auch die Auswahl der Setlist folgte einem klaren Konzept: „Zunächst einmal besprachen wir unsere Lieblings-Songs. Die Songs, die uns Energie geben und begeistern.“ Diese Leidenschaft sei essenziell für die Authentizität der Show. Gleichzeitig habe man überlegt, „wie wir die Show so gestalten können, dass sie Momente der Freude, der Aufregung und möglichst starke Emotionen bietet.“ TESSERACT seien zwar keine „riesige Band mit einem entsprechenden Budget“, doch gerade durch die vielen Gespräche während der Tour habe man ein gutes Gespür dafür entwickelt, „wo wir standen und was wir erreichen wollten.“ Die Integration des Choir Noir eröffnete dabei neue musikalische Möglichkeiten:

„Durch das phänomenale Arrangement von Cestra (Kat Marsh, Leiterin von Choir Noir) entstand ein atemberaubender Moment voller Kontraste und Emotionen inmitten des bombastischen Ansturms, der eine TESSERACT-Show ausmacht“, zeigt sich der Musiker überzeugt. „Kat hat nicht nur das Talent, die Performance perfekt zu meistern, sondern sie hat auch so viel Arbeit in die Perfektionierung des Chors gesteckt und wirklich alles getan, um den ohnehin schon kraftvollen Momenten noch mehr WOW-Faktor zu verleihen.“ Ihre Beteiligung an Produktionen von Bands wie Architects, Bring Me The Horizon oder Marillion unterstreiche ihre Klasse, sowohl die Performance als auch die Chor-Arrangements mit höchster Präzision und emotionaler Wucht umzusetzen. Das habe der Show zusätzliche Tiefe verliehen. Dass der Konzertfilm mehr als nur eine Live-Performance einfängt, war laut Amos kein bewusstes Ziel, sondern „ein sehr glücklicher Zufall.“ Die langjährige Zusammenarbeit mit Regisseur Richard Oakes und Licht-Designer Mike St-Jean habe es ermöglicht, „einen Moment der Verwandlung einzufangen. In dem TESSERACT zu dem geworden ist, was wir heute als unsere neue Basis für unsere Auftritte empfinden.“

Auch die technischen Aspekte der Blu-ray-Veröffentlichung trugen entscheidend zur Qualität des Endprodukts bei: „Dies war das erste Mal, dass wir beim Atmos/5.1-Mix dabei sein konnten.“ Die Arbeit mit Toningenieur Oli Morgan in den Abbey Road Studios sei ein besonderes Erlebnis gewesen: „Oli hat großartige Arbeit geleistet und sowohl den Stereo-Mix als auch den Vinyl-Master hervorragend auf 5.1/Atmos übertragen.“ Besonders wichtig war dem Bassisten, dass Kat Marsh an der finalen Abmischung beteiligt war: „Damit ihre Ideen dazu beitragen konnten, die Ergänzungen des Chors zum etablierten TESSERACT-Sound zu formen.“ „Radar“ ist somit nicht nur ein Konzertfilm bzw. ein Live-Album, sondern das Ergebnis jahrelanger kreativer Planung, intensiver Zusammenarbeit und künstlerischer Vision. Ein Werk, das zeigt, wie weit sich progressive Musik im Live-Kontext entfalten kann und das Maßstäbe setzt für alles, was noch kommen mag.

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