HIEROPHANT

Hasserfüllt, garstig und angriffslustig – angesichts eines Titels wie „Death Siege“ kann das neue Album der Italiener keine andere Wirkungsrichtung aufweisen. Die Tracks klingen dabei selbst für die Verhältnisse von HIEROPHANT ungemein düster und destruktiv.

„Das ist in vielerlei Hinsicht schmeichelhaft, aber ich habe mich noch nie dafür interessiert, was andere über uns denken oder wie wir ankommen“, kontert Gitarrist und Sänger Lorenzo. „HIEROPHANT war immer schon die eine zentrale Gewissheit in meiner gesamten Existenz als Musiker. Mehr ist mir nicht wichtig.“ Die Formation aus Ravenna präsentiert sich in ihren Einlassungen ebenso kompromisslos wie in ihren Songs: „Die Essenz der Band war schon immer, das zu spielen, was wir in uns spüren“, bestätigt Lorenzo. „Wir sind keine „Lasst uns jammen und sehen, was passiert“-Band, sondern bei all dem, was wir tun, in der Tat total fokussiert.“ Der Sound der Italiener umfasst Stil-Elemente aus dem D-Beat/Crust, Grindcore, Blackened Hardcore, Sludge, Death, Doom und US-Black Metal, wobei die Zusammensetzung in jeder Hinsicht extrem und grimm anmutet:

„In gewisser Weise ist das das Wichtigste überhaupt“, greift der Gitarrist den Gedanken auf: „Wir sind in unserem Wesen dem Extremen verpflichtet und streben danach, das mit jeder Platte auf die Spitze zu treiben. Alles kommt aus dem Inneren Selbst.“ Um knapp auf den Punkt zu bringen, was die Gruppe auszeichnet, muss Lorenzo nicht lange überlegen: „HIEROPHANT repräsentiert höllisches Chaos“, sagt er. Mit Blick auf den neuen Longplayer, der auf Hörerseite vor allem emotionales Unwohlsein und Unruhe hervorruft, passt das gut. Die Italiener entwickeln ihren destruktiv-apokalyptischen Ansatz schlüssig weiter: „Das Schreiben von „Death Siege“ war eine große Herausforderung, bei der ich hauptsächlich mit mir selbst zu kämpfen hatte“, äußert der Gitarrist und Sänger im Blick zurück. „Der Schreibprozess hat mich in die tiefste Leere gezogen. Daraus wieder aufzutauchen, war seelenverzehrend und hat etwas von mir weggerissen, das jetzt auf „Death Siege“ im übertragenen Sinn in Stein gemeißelt ist.“ Die Brutalität und der Schrecken sind im Spiel von HIEROPHANT nicht immer direkt offenbar, aber jederzeit vorhanden. Friedfertig ist hier nichts:

„In dem ganzen Prozess ging es darum, eine fragmentierte, obskure Vision in „Death Siege“ umzusetzen“, erklärt Bassist und Sänger Fabio. „Wir hatten eine klare Vorstellung von der Reise, die wir antreten mussten, auch wenn wir nicht wussten, wohin sie uns führen würde.“ Allein die düstere Ästhetik des Materials und der die Bedrohungslage verschärfende, undifferenzierte Sound waren von Beginn an gesetzt: „Wenn man einmal in die Dunkelheit eingetreten ist, gibt es kein Zurück mehr“, weiß Fabio. Kompositorische Fragen und handwerkliche Aspekte sind HIEROPHANT hingegen nur Mittel zum Zweck: „Wenn man es mit Kunst zu tun hat, egal, was man macht, muss die Technik nur der Kanal sein, jedoch nicht alles, was man anzubieten hat“, führt der Bassist und Sänger aus. „Wir haben das Spiel so roh wie möglich gehalten, damit „Death Siege“ so echt wie möglich klingt. Einzigartigkeit kommt auch davon, dass sie echt klingt.“ Lorenzo zufolge haben die Italiener ihre Arbeitsweise für „Death Siege“ partiell aber doch verändert, um als Musiker zu wachsen und ihren Sound weiter voran zu treiben:

„Wir haben uns auf eine Reise durch einen völlig neuen Ansatz des Riffings begeben“, so der Gitarrist. „Musik ist wie eine Oper, die mit der Ouvertüre beginnt, dann eine Pause einlegt und zum großen Finale übergeht. Kompromisse hinter sich zu lassen, macht einen frei. Und wenn man frei ist, kann man etwas noch nie Dagewesenes schaffen.“ Band-Kollege Fabio war im kreativen Arbeiten vor allem von einer Song-Idee begeistert: „Seit dem Beginn des Songwriting-Prozesses, sogar im embryonalen Stadium, war ich vom Haupt-Riff von ,Nemesis Of Thy Mortals‘ fasziniert“, ergänzt der Bassist mit Verweis auf den beschließenden Track von „Death Siege“. „Es verkörpert das ganze Konzept des totalen Chaos, das uns in den Abgrund getrieben hat, aus dem „Death Siege“ entstanden ist.“ HIEROPHANT sind davon überzeugt, dass sie trotz ihrer extremen Aufstellung ihre Hörer finden werden. Und falls nicht, machen die Italiener dennoch unbeeindruckt und unverändert weiter:

„Auch wenn die Welt ständig alles auf ein unerträgliches Niveau absenkt, heißt das nicht, dass man sich mit der Mittelmäßigkeit abfinden und sich mit dem Schlechtesten zufriedengeben muss“, holt Bassist und Sänger Lorenzo aus. „Wir gehen unseren Weg. Egal, was passiert. Denn das ist der einzige Weg, den wir kennen.“ Der extreme, ängstigende und ausweglose Düster-Sound der Band aus Ravenna kommt schwerverdaulich und bitter. Trotz der in jeder Hinsicht extremen Ausgestaltung wirkt das neue Album von HIEROPHANT aber auch kathartisch und lohnt deshalb die Auseinandersetzung.

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