Angst – The Vile

Während die Gemeinde der Corpsepaint-Träger langsam in kleine Splittergruppen zerfällt, gibt es immerhin noch einige Bands, die sich dem Oldschool-BM verschworen haben. Als die ersten Takte von „The Vile“ erklingen, fühle ich mich direkt heimisch und wohlige Erinnerungen an vergangene Tage erfüllen das tiefschwarze und verschrumpelte Herz. Tatsächlich könnte der Opener ‚My Long Misery‘ auch von Dark Funeral oder Marduk stammen, obwohl ANGST aus Portugal stammen. Nordische Raserei par excellence. Selten wird das Gaspedal gelupft, sondern es hat sich eher im Bodenblech verhakt. Dazu gesellen sich die für den BM der frühen Neunziger typischen Melodielinien der Gitarren. Gekrönt wird das Ganze von einer gut passenden Stimme, die nicht überbetont daherkreischt, sondern in diesem Kontext wirklich angenehm anzuhören ist. Nachdem auch der zweite Song in die beinahe gleiche Kerbe haut, hätte man schon fast befürchten können, dass „The Vile“ sich darin erschöpft Altebkanntes zu kopieren. Obgleich die beiden ersten Songs gut sind, hätte die Gefahr bestanden, dass man es hier mit einer gesichtslosen Kopie zu tun hat. Aber, gottlob geht es bei ‚Medusa‘ doch ein Stück anders weiter, da der Song eher klingt wie Katatonia zu Zeiten von „Brave Murder Day“. Danach geht es gewohnt flott weiter und man kehrt zu „alten“ Mustern zurück. Immer schlittern ANGST dabei ganz knapp daran vorbei mit wiedergekäuten Ideen zu langweilen, kriegen schließlich die Kurve und brillieren mit intensiven, immer atmosphärischen Songs. Unter dem Strich ist „The Vile“ sicherlich keine Neuerfindung des Rads. Aber, ein richtig gut gelungenes Stück Oldschool-BM ist es allemal.
(Zero Dimensional Records)