Sich dem neuen Album von ANIMALS AS LEADERS gebührend zu nähern ist eine ähnliche Erfahrung, als wenn man zum ersten Mal vor einem monumentalen Gebäude oder Denkmal steht. Die Pyramiden von Gizeh, Notre Dame, Petra in Jordanien….Man verharrt mindestens für einen Moment sprachlos, nicht fähig die Wahrnehmung vollständig zu verarbeiten. Nach und nach stellt sich der Blick dann ein, fokussiert und richtet sich auf die Details. Trotzdem oder gerade deswegen ist Sprache nur ein unzureichendes Mittel diese Musik zu umschreiben. Ja, man könnte es Mathcore nennen, man könnte es als Djent bezeichnen. Progressive Metal wäre ebenso nicht gänzlich falsch. Aber, was Tosin, Javier und Matt hier zaubern ist eigentlich fern der Möglichkeit zur verbalen Umschreibung. Zeit als Struktur der Progression, als festes Gerüst musikalischer Formen spielt einmal mehr keinerlei Rolle. Hier sind Künstler am Werk, die ihre Fähigkeiten an den Instrumenten bis zur absoluten Reife gebracht haben, diese Grenze transzendieren und nunmehr frei sind in ihrem künstlerischen Ausdruck. In diesem Kontext muss auch dringend der Titel „Parrhesia“ gesehen werden, der vor allem von Michel Foucault geprägt die absolute Freiheit der Rede innerhalb eines Diskurses postuliert. Frei von manipulativen Versuchen, frei von rhetorischen Elementen die zu beeinflussen versuchen. Passender könnte ein Titel sicher nicht gewählt sein. Das Trio zelebriert just das. Freiheit. In diesem Zusammenhang ist es die Freiheit der musikalischen Rede. Wir müssen hier gar nicht über Technik reden. Nicht über ungerade Taktarten und achtsaitige Gitarren. Noch immer ist die Musik von ANIMALS AS LEADERS gesanglos. Aber, angesichts der Wucht, der eindrucksvollen Erhabenheit der instrumentalen Darbietung, würde Gesang nur als störend empfunden werden. Kurzum: Ein musikalischer Mikrokosmos für alle jene, die mutig genug sind dies alles auf sich wirken zu lassen und die Schönheit des Details zu sehen.
(Sumerian Records)