Das vierte Album von ATOLL markiert zugleich den Einstand des Quintetts auf Unique Leader. In den Songs von „Prepuce“ werden Mark erweichende Breakdowns mit brachialen Slam-Parts, Pig-Squeals und Growls, Tempo-Attacken, tollen, melodischen Riffs und einer insgesamt niederwalzenden Brutalität kombiniert. Obendrauf kommt das lässige Augenzwinkern, mit dem die Gruppe unterwegs ist.
„Es ist definitiv eine aufregende Zeit, um ein Teil der größeren Metal-Welt zu sein“, stimmt Bassist Cameron Broomfield mit Blick auf das fordernde Wettbewerbsumfeld zu. „Einiges von dem, was die Bands heutzutage herausbringen, definiert wirklich neu, was technische Musikalität und Komposition ausmachen. Die Post-Guitar-Hero-Generation hat ein Händchen dafür, hochqualifizierte Musiker hervorzubringen. Weil die neue Musik permanent Grenzen überschreitet, hat sie die gesamte Szene auf ein neues Niveau gehoben. Auch die Möglichkeit, jede Band, von der man hört, sofort auszuprobieren, führt zu einem breiteren Einfluss-Pool, der neue Sound-Kombinationen und Techniken hervorbringt. All das hat in den letzten Jahren einen großen Anteil daran gehabt, dass die Zahl der Metalheads weltweit wieder gestiegen ist. Mit der zunehmenden Bedeutung des Metal tauchen immer mehr Sub-Genres auf, die mit frischen, zum Nachdenken anregenden Ideen aufwarten. Das ist großartig. Es gab zuvor wirklich keine Zeit, in der es eine so große Auswahl an extremer Musik gab wie heute. All diese Fortschritte in der Musik-Industrie haben sicherlich dazu beigetragen, das extreme Niveau zu legitimieren, in dem wir mit ATOLL leben.“
Für die seit 2014 aktive Gruppe aus Phoenix, Arizona steht vor allem eins im Vordergrund ihrer Aktivitäten: „Für mich ist es am Wichtigsten, unsere persönlichen Grenzen als Musiker und Songschreiber zu erweitern“, so der Bassist. „Wir haben nie versucht, uns auf ein einziges Genre oder einen einzigen Sound zu beschränken, da unser Stil von vielen verschiedenen Musik-Genres beeinflusst wird. Die Leute, die uns zuhören, können immer noch die gleiche Intensität erwarten, die wir in unsere Songs einbringen. Wir haben jedoch kein Verlangen danach, das gleiche Album immer und immer wieder herauszubringen, nur um der Tradition willen. Wir versuchen zwar nicht, das Buch neu zu schreiben, aber ich denke, dass unsere Fähigkeit, diese externen Elemente in unsere Musik einzubauen, zu einem einzigartigen und interessanten Songwriting führt, das manchmal außerhalb der Grenzen liegt, die man vielleicht erwartet. Solange wir aufgeregt, kreativ und uns selbst treu bleiben, denke ich, dass wir das Gleichgewicht zwischen der Erweiterung unseres Spektrums und der Treue zu unseren Wurzeln wahren werden.“ Mit den Referenzen, die Unique Leader anführt – Party Cannon, Cattle Decapitation und Bound In Fear – kann Cameron gut leben, doch ie auf „Prepuce“ gebotene Mischung ist ein Stück weit einzigartig. Der Musiker stimmt dem zu und erläutert das sogleich anhand eines anschaulichen Vergleichs:
„Es wird immer diese „Die Musik ist gut, aber ich kann den Gesang nicht-Scheiße“ geben“. Das ist in Ordnung, denn diese Musik ist nicht für jede/n gemacht, und das ist ok. Metal ist eine Sprache, die man lernen muss. Das, was wir anbieten, ist nicht gerade Einstiegsniveau. Wenn Metallica Budweiser ist, dann sind wir dieses obskure, umwerfende Craft-Bier, das die Eingeweihten probieren. Wir machen Musik für den Metal-Kenner. Das ist die Nische, in der wir uns wohlfühlen. Die Leute, die das verstehen, wissen die Nuancen und feinen Details zu schätzen, die unser Gebräu so liebevoll veredeln.“ ATOLL sind zweifellos eine Brutal-Slam-Death-Band, die fein abschmeckt: „Es ist wichtig zu wissen, wann man technisch wird und wann man es zum Wohle des Songs zurückhalten muss“, gibt der Bassist zu. „Wir haben nicht viele Songs, bei denen wir vier Minuten lang die Gitarre auf dem Höhepunkt unseres Könnens shredden. Irgendwann wird sich der Song öffnen und diese sofort erkennbare Strophe offenbaren, die deinen Kopf zum Wippen bringt und sich in den Tiefen deines Gedächtnisses festsetzt. Wir sind zwar nicht das, was man Prog-ig nennen würde, aber wir haben einen progressiven Ansatz, wie wir Riffs zusammensetzen und einen Song von Anfang bis Ende durchziehen. Das spielt eine große Rolle für den Kontrast und die Dramaturgie, die man in unserer Musik hört.“
Das Quintett behält seine Ziele auf „Prepuce“ jederzeit im Blick: „Abgesehen davon, dass wir den Leuten den Verstand aus dem Schädel blasen wollen, hoffe ich, dass die Zuhörer sich unterhalten fühlen und eine Art emotionale Reaktion zeigen. Wenn unsere Musik dir ein Lächeln ins Gesicht zaubert, dann habe Spaß daran. Wenn sie dir hilft, Aggressionen zu verarbeiten, dann nutze sie. Und wenn du sie benutzt, um dich auszupowern, dann kannst du dich damit voll auspowern, du Muskelprotz. Musik kann auf so viele Arten kathartisch sein. Dies ist unser leidenschaftliches Projekt, das wir euch schenken. *Haftungsausschluss: das Hören von ATOLL kann deine Fähigkeit beeinträchtigen, spontane Ausbrüche und allgemeine Unruhen zu unterlassen. Bitte gehe verantwortungsvoll damit um.“