AVERSED

Das Zweitwerk von AVERSED aus Boston repräsentiert modernen, extremen Death Metal mit proggigem Vorwärtsdrang. Die neun Tracks von „Erasure Of Color“ warten sowohl mit experimentierfreudiger Finesse als auch kompositorischer Variabilität und melodischer Eingängigkeit auf – sowie einer charismatischen Frontfrau.

„Obwohl AVERSED in erster Linie eine Metal-Band ist, beziehen wir viele Einflüsse aus anderen Musikrichtungen, die von J-Pop, Emo, Classic Rock, Jazz bis hin zum Extrem-Metal reichen“, erklärt Schlagzeuger und Texter Jeff Saltzman. „Diese Klänge ziehen sich auf eine Weise durch unsere Musik, die meiner Meinung nach nicht einfach in das Genre passt, durch das wir wahrscheinlich am ehesten charakterisiert werden, nämlich Melodic-Death Metal. Das mag nach einem Klischee klingen, aber wir versuchen wirklich nie, innerhalb eines bestimmten Klangs zu bleiben, solange dieser eine emotional raue Atmosphäre einfängt. Jedes Album spiegelt die leicht unterschiedlichen Einflüsse wider, aus denen wir zu seinem Entstehungszeitpunkt schöpfen.“ Gitarrist Sungwoo Jeong verweist ebenfalls darauf, dass er sich beim kreativen Arbeiten treiben und vom Moment inspirieren lässt:

„Wenn ich Songs schreibe, versuche ich nicht, einzigartig oder originell zu sein“, so der Musiker. „Ich versuche nicht einmal, Songs zu schreiben. Sie tauchen einfach zu einem beliebigen Zeitpunkt in meinem Herzen und meinem Verstand auf. Ich achte auf die Musik, die in der Szene läuft, besuche viele Shows und schaue, was gerade angesagt ist, aber wenn es um die Musik dieser Band geht, folge ich allein dem Takt meiner eigenen Trommel. Es geht mir nicht darum, das Rad neu zu erfinden, sondern die Musik zu spielen, mit der wir uns identifizieren. Die Songs von AVERSED erfordern sicherlich ein gewisses Maß an Geduld, um sich auf sie einzulassen, aber das Endergebnis ist lohnend.“ Schon allein deshalb, weil das Quintett aus Massachusetts für eine interessante Mischung aus Brutalität und Zugänglichkeit sorgt:

„Ich liebe viele dreiminütige Hardcore-Songs, Pop-Metal und Singer/Songwriter-Musik“, verrät Sungwoo. „So etwas denke ich mit. Gleichzeitig gehen wir das Risiko komplexerer Metal-Klänge ein, weil es einfach so viel gibt, was ich vermitteln möchte, was aber nicht in einem leicht verdaulichen Format funktioniert. Das sehe ich jedoch nicht wirklich als Risiko an, weil wir mit unserer Musik ehrlich sind. Der Songwriting-Prozess ist für mich seit ich 2010 mit ,Aversion‘ meinen ersten AVERSED-Track geschrieben habe, weitgehend gleich geblieben. Manchmal benutze ich eine Gitarre, um einen Song zu schreiben, manchmal nicht. Wichtiger ist, dass mein Songwriting fließend passiert. Eine Vision erscheint in meinem Herzen und ich folge ihr. Jedes Stück ist für mich auf abstrakte Weise visuell und ästhetisch. Das Zusammenspiel mit Jeff bringt auch immer etwas Neues hervor, weil er die brutale Extreme-Metal-Seite aus mir herauskitzelt, die sonst manchmal nicht zum Vorschein käme. Unsere wohl härtesten Songs ,Laboratory‘ und ,Lucid Decapitation‘ haben wir beide in Echtzeit geschrieben. Wir beide lieben Morbid Angel, Decapitated, Bloodbath, The Faceless, usw. Es kann sehr beunruhigend sein, stressige Musik zu hören, doch wir teilen diese Verbundenheit im kreativen Prozess.“

Der angesprochene Schlagzeuger und Texter ergänzt: „Sungwoo ist der Haupt-Songwriter von AVERSED“, stellt Jeff klar. „Seine Vision für Songs ist von Anfang an wirklich beeindruckend. Oft hat er bereits Ideen für Gesang, Schlagzeug-Arrangements und Soli im Kopf. Aber sobald wir sie zwischen uns hin- und hergeben, sie anders arrangieren und zum Leben erwecken, insbesondere durch den Gesang von Sarah Hartman, transzendieren sie die Vision und werden zu ihrem eigenen, größeren Ganzen. Die Ideen werden also zunächst verwirklicht, verwandeln sich dann aber von selbst.“ Als über Gebühr innovativ wertet der Musiker das Spiel seiner Band nicht: „Meiner Meinung nach ist es fast unmöglich, das Genre zu revolutionieren, wenn man bedenkt, wie viele großartige Bands es gibt“, äußert Jeff. „Es überrascht mich aber immer wieder, wie viele großartige Riffs, Hooks, Soli und Blastbeats noch geschrieben werden können. Metal muss sich nicht wirklich verändern oder dramatisch weiterentwickeln. Es gibt bereits tausend Erfolgsrezepte und all ihre Unterkombinationen. Für mich ist es weniger wichtig, einzigartige Verflechtungen der Genres zu erzeugen, als neue, emotionale Musikwerke zu schaffen.“

Dieser bescheidenen Selbstwahrnehmung zum Trotz klingt „Erasure Of Color“ spannend und auffällig: „Wenn ein Teil etwas extrem Technisches erfordert, warum sollte man es dann nicht einbauen?“, fragt Schlagzeuger Jeff zurück. „Unsere aktuelle Single ,Cross To Bear‘ wurde mit dem Ziel geschrieben, einen enorm hymnischen Refrain aufzuweisen. Dann haben wir fast 260 Schläge pro Minute Blastbeats darübergelegt. Zu technisch? Das liegt ganz bei Ihnen. Aber im Allgemeinen haben wir dieses Problem nicht. Tatsächlich müssen wir manchmal die ersten Entwürfe von Songs, die oft eher zart beginnen, in Richtung Metal umarbeiten. Aber wir haben trotzdem nichts dagegen, verrückt vorzugehen. Auf der nächsten Platte wird es einen Song mit einem Rumba-Clave-Teil geben. Wenn es gut klingt, warum nicht?“

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