BIG|BRAVE – Vital

Auch das fünfte Album der Kanadier fällt widersprüchlich, unbequem und kathartisch aus. So weit, so wenig überraschend. Wer BIG|BRAVE bereits kennt, ist vorgewarnt und will nichts anderes von ihnen hören. Das Dreiergespann aus Montreal, Quebec erschafft wiederum omnipräsente, den Rezipienten zu verschlingen scheinende Soundscapes. Die Kanadier präsentieren sich Input-seitig zurückhaltend bzw. umsichtig reduziert. Auf Seiten des Outputs verhält es sich indes genau entgegengesetzt: durchschlagender und nachwirkender geht es kaum. Noise- und Post-Rock, Drone und Sludge, aber auch freigeistige Experimentierfreude, Verzerrungen und Störgeräusche – dazu der regelmäßig Gänsehaut hervorrufende Gesang von Robin Wattie: BIG|BRAVE erschaffen mit „Vital“ einen Klangraum, der gefangen nimmt. Dabei sind es gerade das an den Tag gelegte Understatement und das tendenziell introvertierte Agieren, die für das Trio einnehmen. Natürlich teilen die Kanadier zwischendurch auch brachial und expressiv aus. Im Mittelpunkt ihrer Musikalität stehen aber vor allem die Beschäftigung mit entschleunigter Intensität und monolithischen Verstärkungen. Das Ergebnis muss quasi zwangsläufig existenziell und nicht notwendigerweise greifbar ausfallen. Die Musik von BIG|BRAVE ist interpretationsoffen und wirkt deshalb stimmungsabhängig verschieden. Gemeinsam mit dem Dreiergespann durchlebt man auf Auf und Ab der Gefühle, wobei der Weg das Ziel ist.

(SouthernLord)