BIPOLAR ARCHITECTURE

Das zweite Album von BIPOLAR ARCHITECTURE erscheint via Pelagic Records und erstrahlt auch daneben in breiterem Glanz als das schon richtig gute Debüt. Die deutsch-türkische Band tritt auf „Metaphysicize“ bewusst und zielgerichtet in Erscheinung und versteht sich darauf, seinen vielschichtigen Post-und-eine-mehr-Ansatz jederzeit intensiv bindend auszugestalten.

In den Songs des Quartetts mit Mitgliedern aus Istanbul und Berlin treffen unter anderem Elemente aus den Bereichen Blackgaze, Black und Death Metal, Blackened Hardcore, Djent und Post-Rock aufeinander. Frontmann Sarp & Co. erschaffen einen dynamisch und eindrücklich wirkenden Heavy-Mix, der auffällt und sich den großen Namen der Post-Szenen ebenbürtig zeigt: „Das musikalische Wettbewerbsumfeld ist natürlich sehr spannend“, greift der Sänger und Gitarrist den Gedanken auf. „Alles dreht und entwickelt sich. Mit der Zeit entstehen Sub-Genres wie Post-Black oder Mischungen aus mehreren Genres. All das hat uns auf die Idee gebracht, nach unseren Death-/Black-Erfahrungen der Vergangenheit eine solche Band zu gründen. Es ist für uns ein völlig neuer Horizont. Bands wie Deafheaven, Oathbreaker oder Der Weg Einer Freiheit sind nur einige spannende Vorbilder, vor denen wir viel Respekt haben. Und man muss sicherlich nicht erst darauf hinweisen, dass bei unserem Plattenlabel Pelagic viele aufregende und experimentelle Bands aus dem Bereich Post-Rock und -Metal im Programm stehen. Um einige zu nennen, die wir besonders bewundern: The Ocean, Mono, PG.Lost, (frühe) Cult Of Luna und (frühe) God Is An Astronaut. Alles zusammengenommen, gibt es eine sehr kreative, hochwertige und experimentelle neue Musik, von der wir uns inspirieren lassen und die wir selbst verfolgen.“

Als Szene-Band versteht der Frontmann BIPOLAR ARCHITECTURE dabei nicht: „Weil wir Genres vermischen, bewegen wir uns in einem gefährlichen Gewässer“, stimmt Sarp zu. „Gleichzeitig ist es aber so, dass wir ein sehr gutes Gleichgewicht halten. Das ermöglicht es uns, in sehr unterschiedlichen Szenen zu spielen. Ein Beispiel: wir sind beim „Barther Metal Open Air“ im Norden Deutschlands aufgetreten, einem absoluten Black Metal-Festival mit totalem Black Metal-Publikum. Wir waren der Auftakt des Tages. Als wir zu spielen begannen, waren es buchstäblich nur fünf Leute. Doch nach dem ersten Lied kamen viele weitere den Hügel dieser Amphitheater-Szene herunter und plötzlich waren es 200-250 Zuhörer. Wir waren vielleicht sogar die Bestseller-Band des Festivals. Gefühlt jeder Black Metal-Fan kam an unseren Stand und wollte Meinungen und Gefühle austauschen. Sie alle waren sehr überrascht, eine Band wie die unsere auf einem Black Metal-Festival zu hören, darüber aber sehr glücklich. Dann wider haben wir beim „Euroblast“ in Köln gespielt, einem Progressive-Metal-Festival. Dort konnten wir „nicht genug“ progressiv sein, sondern waren eher „black“. Aber auch in dieser ganz anderen Underground-Szene ist für unseren gemischten Sound alles gut gelaufen. Deshalb denke ich, dass die Leute verstehen, was wir zu tun versuchen.“

Was die musikalische Stunde geschlagen hat, verheimlicht das Quartett tatsächlich nicht: „Unsere Musik wird schon durch den Band-Namen BIPOLAR ARCHITECTURE beschrieben“, erklärt der Sänger und Gitarrist. „Das große Thema ist die „bipolare Architektur“ der Menschheit sowie ihre emotionalen, philosophischen und psychologischen Aspekte. Existenzialistische und metaphysische Ansätze sind dabei auch sehr stark involviert. In einem gegenseitigen Einverständnis zwischen Musiker und Hörer möchten wir die psychologischen Zustände und Emotionen, die jeder hat, offenlegen, ohne sie direkt laut auszusprechen.“ Die Umsetzung gelingt auf dem Zweitwerk noch besser als auf dem Einstand von 2022:

„Wenn ich jetzt „Metaphysicize“ anhöre, ist es immer noch fast hundertprozentig das, was wir wollten“, freut sich Sarp. „Es ist zu dem geworden, was wir angestrebt haben, und das sogar schneller, als wir anfangs dachten. Wenn ich den Vergleich zu unserem Debüt anstelle, wird es noch deutlicher. Bei „Depressionland“ ging es vor allem darum, unseren Sound zu finden und direkte, raue Gefühle zum Ausdruck zu bringen. „Metaphysicize“ ist nun in jeder Hinsicht ausgereifter – thematisch und musikalisch. Auf dem ersten Album haben wir uns auf die Ausgestaltung unseres Sounds konzentriert sowie eher depressive Gefühle und Zustände zum Vorschein gebracht. Auf unserem Zweitwerk versuchen wir, diese Dinge auf die nächsthöhere Ebene zu bringen, frei nach dem Motto „Was machen wir mit dem, was wir haben?“ Auf diesem Album haben zudem unser Schlagzeuger Fatih Kanik und Lead-Gitarrist Marcus Sander erstmals zusammengearbeitet. Diese Besetzung wurde ja erst nach dem ersten Album zusammengestellt, auch mit der Ergänzung von Niklas Arnet an der Bass-Gitarre. Das Ergebnis klingt auch dadurch anders als beim Debüt, doch wir verstehen BIPOLAR ARCHITECTURE sowieso als einen nie endenden Prozess und sind davon überzeugt, auf dem dritten Album noch viele weitere Dinge hervorbringen zu können.“

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