BODYSNATCHER

Nach dem Spitznamen des US-Serienmörders Ed Gein benannt, treten BODYSNATCHER mit einem gewalttätigen, brachialen und heftigen Sound an. Das US-Quartett verbindet Slam-Death, Beatdown, Deathcore und MetalCore zu einer monströsen Mixtur, die neben aller Härte auch für einen Wiedererkennungswert auf extremem Niveau taugt. „Bleed-Abide“ heißt das Album, auf dem die Gruppe aus Melbourne, Florida groß auftrumpft.

Nominell erscheint das Drittwerk von BODYSNATCHER. Aufgrund massiver personeller Wechsel aber doch irgendwie auch nicht: „Unsere Band hat schon etliche Mitgliederwechsel hinter sich“, bestätigt Frontmann Kyle Medina. „Ich möchte aber sagen, dass sie mit der aktuellen Besetzung die gesündeste gefunden hat, die es bisher gab. 2017 hatten wir abgesehen von mir einen kompletten Line-Up-Umbruch. Aufgrund der vielen neuen Mitglieder mussten wir zunächst eine Verbindung zueinander aufbauen und eine Arbeitsweise für die neue Konstellation etablieren. Da ich Chris (Schlagzeug), der zuvor schon Musik für uns produziert hat, und Kyle Shope (Bass), in dessen Band Float Face Down ich früher gesungen habe, bereits kannte und die beiden mit ihren alten Gruppen auch schon gemeinsam getourt waren, hat alles recht schnell Form angenommen. Als Kyle Carter dann als Gitarrist dazukam, hat sich alles schnell gefunden. Auch ihn kannte ich bereits, da BODYSNATCHER Konzerte mit seiner ehemaligen Band Beacons gespielt haben. Wir kommen alle sehr gut miteinander aus. Wenn wir auf Tour sind, gibt es keine Schwierigkeiten. Und auch, was die Denkweise hinsichtlich unseres allgemeinen Band-Konzepts und Zusammenarbeitens anbelangt, lässt sich sagen: wir spielen diese Musik mit viel Spaß und Überzeugung, weil es sehr befriedigend ist, derart heavy und verrückt zu sein. Dass wir damit Geld verdienen, ist cool und offensichtlich eine Notwendigkeit im Leben. Doch am Ende des Tages lieben wir es, Shows zu spielen und mit unseren Kumpels abzuhängen. Wenn man das tun kann, was man liebt und gleichzeitig davon leben kann, dann ist das ein wahrgewordener Traum.“ Kompromisse gehen die Musiker dafür nicht ein: „Was unseren Sound angeht, werden wir nie aufhören, aggressiv und gewalttätig in Erscheinung zu treten“, stellt der Frontmann klar. „Das ist es, was BODYSNATCHER zu BODYSNATCHER macht. Ohne diese Eigenschaften wäre es nur eine billige Imitation. Wir werden uns weiterhin so geben, wie wir sind. Ganz egal, was gerade cool oder hip ist.“

Der Deathcore erfährt aktuell ein Revival. Die Veröffentlichung von „Bleed-Abide“ ist gut getimt. Bassist Kyle Shope verweist aber völlig zurecht darauf, dass der Vierer, weitaus mehr zu bieten hat und stilistisch nicht allein auf das Extrem-Genre beschränkt aufspielt: „Für mich ist es wichtiger, die Grenzen des Deathcore zu erweitern, als an der Tradition festzuhalten“, so Kyle. „Deathcore ist nun schon seit über 15 Jahren ein Sub-Genre. Wenn wir jetzt weiter Songs auf die gleiche Art und Weise schrieben, würde das furchtbar veraltet klingen. Wir haben das Gefühl, dass wir eine gute Balance zwischen der Vergangenheit und Gegenwart des Deathcore gefunden haben. Natürlich schöpfen wir dabei aus den Erfahrungen unserer früheren Bands und Einflüsse, aber wir fügen in unseren Sound auch eine Menge MetalCore und Hardcore ein. Wir mögen die gelegentlichen gewaltigen Breakdowns, fügen aber auch 2-Steps, Slams und schwere Groove-Riffs im Hardcore-Stil hinzu. Am Ende des Tages muss die Musik frisch klingen. Meiner Ansicht nach haben wir eine gute Mischung erreicht, die sowohl den älteren als auch den neueren Spielart-Fans gefallen sollte.“ Frontmann Kyle Medina stimmt zu und ergänzt ein wichtiges Ziel der Aktivitäten von BODYSNATCHER: „Wir spielen, was wir für heavy halten. Das, was unserer Meinung nach die ursprünglichste Reaktion hervorruft. Schwere Musik, die sich über Jahre hinweg in den Köpfen der Hörer festsetzt und gut altert, ist eine extrem schwierige Sache. Sollten wir das erreichen, wären wir alle glücklich.“ Um das ausgegebene Ziel zu erreichen, setzt das Quartett auch auf zugängliche Parts und Stil-Elemente, die für Erinnerbarkeit taugen: „Unbedingt, darüber diskutieren wir in der Band häufig“, greift Schlagzeuger Chris Whited den Gedanken auf. „Wir versuchen nicht unbedingt, wirklich technisch zu sein, legen aber viel Wert darauf, dass die Sachen eingängig und einprägsam sind. Es ist viel schwieriger, etwas zu schreiben, das eingängig ist, als etwas zu schreiben, das schwer zu spielen ist. Wenn eine Passage, die wir geschrieben haben, bei uns keine Gefühle auslöst, wird dieser Part herausgenommen oder neu geschrieben.“

Die umrissene Zugänglichkeit ist vor dem Hintergrund eines beinharten Albums zu verstehen und meint eher eine auffällige Dynamik im Songwriting sowie die konsequente Nutzung auffälliger Stil-Elemente. Aber ja, das Spiel von BODYSNATCHER auf „Bleed-Abide“ ist als gleichsam brutal wie unterhaltsam zu beschreiben: „Es gibt so viele Möglichkeiten, an das Schreiben von Heavy-Musik heranzugehen“, weiß Gitarrist Kyle Carter. „Was etwas „heavy“ macht, ist für viele Leute unterschiedlich. Ich selbst spiele gerne Sachen, die uns live Spaß garantieren. Deshalb mögen wir Tempi, zu denen man sich leicht bewegen kann und die universell verstanden werden. Privat höre ich viel Pop-Musik. Die Songstruktur ist für mich schon immer ganz natürlich gewesen und macht mit jedem Song, den ich anfange, mehr Sinn. Meine Einstellung zum Songwriting beginnt immer mit „Ich will etwas so aggressiv wie möglich anlegen, aber es ist auch genauso wichtig, dass diese Aggression etwas bedeutet und im Song einen Sinn hat.“

Dass mit Schlagzeuger Chris inzwischen ein Produzent in den Reihen von BODYSNATCHER steht, ist für die Band nur von Vorteil: „Ich will nicht für Chris antworten, aber ich habe schon das Gefühl, dass er, wenn er so viele Bands aufnimmt und produziert, alle Dos und Don‘ts aufschnappt und sie anwendet, sobald wir mit unserer eigenen Musik so weit sind“, freut sich Gitarrist Kyle. „Deshalb ist es so cool und wertvoll, seinen Einblick zu haben. Was mich betrifft, schnappe ich viel auf, ohne es zu merken. Es ist schwer zu sagen, denn was ich bewusst tue, passiert nach dem Grundsatz Versuch und Irrtum.“ Der angesprochene Schlagzeuger und Produzent zieht einen größeren Rahmen: „Wir sind alle zu 100% auf der gleichen Seite, wenn es um jeden Aspekt dieser Band geht“, holt Chris Whited aus. „Sei es Musik, Texte, Wachstum, Performance oder irgendetwas anderes in dieser Angelegenheit. Wir alle wissen, wozu wir fähig sind. Deshalb geht das Schreiben bei uns ganz leicht von der Hand. Es fühlt sich wirklich so an, als wären wir eine Einheit und nicht nur vier verschiedene Köpfe.“

Das Drittwerk stellt lautstark und unbändig heraus, wie eingeschworen die Musiker sind. Auf „Bleed-Abide“ haben sich BODYSNATCHER nun so richtig gefunden. „Wir mochten es sehr, wie „This Heavy Void“ zusammenkam, also denke ich, dass der Prozess dieses Mal größtenteils ähnlich gelaufen ist“, meint Gitarrist Kyle Carter. „Normalerweise fange ich jeden Song alleine an und stelle ein Demo mit Schlagzeug und Produktion zusammen. Dann bringe ich es zu Chris, damit wir jeden Teil durchgehen und Übergänge korrigieren können, falls nötig, oder alles, was wir brauchen, um es so gut wie möglich aufzusetzen. Die Chemie zwischen Chris und mir ist wahnsinnig gut. Wir arbeiten wirklich toll zusammen. Bei diesem Album haben wir etwas Neues ausprobiert und unseren Freund Austin Coupe (Adaliah, Prison) ins Studio geholt, mit dem wir gemeinsam an zwei Songs gearbeitet haben. Um die Hauptfrage zu beantworten: nein, ich glaube nicht, dass wir eine bestimmte Vorstellung davon hatten, wie das Album als Ganzes klingen sollte. Doch wir wussten, dass wir ein größer klingendes Stück Musik schreiben wollten, nicht nur schwere Songs. Und ich glaube wirklich, dass wir mit „Bleed-Abide“ etwas Erstaunliches erreicht haben.“

Frontmann Kyle Medina stimmt unumwunden zu: „Das würde ich auch sagen. Die Texte sind noch ein bisschen persönlicher. Instrumental sind die neuen Songs um einiges gereift. Für mich ist es die bisher beste Iteration von BODYSNATCHER.“ Raum für weitere Entwicklung ist Gitarrist Kyle Carter zufolge weiterhin gegeben. Für den Moment ist er aber zunächst gespannt, wie das Drittwerk ankommt: „Es ist definitiv wichtig, die Musik als das zu sehen, was sie ist, auch wenn sie unser Baby ist, das wir auf jeden Fall großartig finden. Es ist sehr wichtig, Kritik anzunehmen und Dinge an der Musik so zu verbessern, dass alle Beteiligten denken, sie sei das Beste, was sie sein kann. Es ist sehr selten, dass einer von uns an einen Punkt kommt, an dem wir sagen: „Nein, das kann man nicht ändern“. Es gibt bestimmte Songs, an denen wir monatelang sitzen, bevor sich etwas daran ändert. Ansonsten denke ich, dass wir einen guten Job damit machen, uns von etwas zu trennen, wenn es nötig wird.“ Bassist Kyle Shope ist gegenwärtig vollkommen zufrieden: „Ich habe das Gefühl, dass wir im Schreibprozess von „Bleed-Abide“ wirklich in unseren Groove gekommen sind. Wenn ich mir das Album anhöre, fließt es sehr gut. Die Songs sind straff, aber sie haben immer noch den rohen Sound, den wir lieben. Alles, woran ich im Moment denken kann, ist, dass ich es kaum erwarten kann, diese Songs live zu spielen. Nicht nur die Singles, sondern auch die anderen Stücke des Albums. Jeder Song hat ein anderes Feeling, aber auf diesem Album funktionieren sie alle irgendwie gut zusammen. Ich bin so stolz auf das fertige Produkt, es gibt nichts auf dem Album, das es wert wäre, übersprungen zu werden.“

Zumal BODYSNATCHER mit ihren Songs aktive Lebenshilfe anbieten: „Als ich die Ideen für die Themen von mir und den Jungs zusammentrug, waren die Themen alle irgendwie ähnlich, im Sinne von Kampf und negativen Dingen, die uns selbst oder jemandem, den wir lieben, passiert sind“, erzählt Gitarrist Kyle Carter. „Ein gemeinsames Thema mit den Texten, die ich persönlich für „Bleed-Abide“ geschrieben habe, ist, dass sie kaum einseitig sind und diese „Ja, das ist passiert und es ist schrecklich, aber was siehst du sonst noch und was wirst du dagegen tun?-Mentalität besitzen.“ Es ist ein Kampf, bei dem man weiß, was die Antwort ist, aber nicht weiß, wie man dorthin kommt. Chris hatte die ursprüngliche Idee, dem Album einen Titel zu geben, der dieses Thema aufgreift. So einigten wir uns auf „Bleed-Abide“. Die Texte, die Kyle Medina, Chris und ich geschrieben haben, fügten sich nahtlos in dieses Thema ein. „Bleed-Abide“ steht für das Durchstehen von Schwierigkeiten und das Durchhalten gegen alle Widrigkeiten. Egal, was passiert.“

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