Bone Gnawer – Feast Of Flesh / Prime Cuts

Ein bisschen muss man sich schon wundern, dass diese beiden Langrillen zu Beginn des Jahres 2022 die Ehre erfahren, dass man ein Reissue in Auftrag gibt. Wobei es sich tatsächlich nur bei „Feast Of Flesh“ um ein Reissue handelt, denn „Prime Cuts“ ist eine Compilation aus Demomaterial und äh, Zeugs. Zunächst aber grundsätzliches: Du kennst BONE GNAWER nicht? Auch „Feast Of Flesh“ ist 2014 komplett an Dir vorbei gegangen? Wie, Du warst erst sechs und in der Grundschule? Aber, Spaß beiseite. Vermutlich ist es keine Schande, dass man BONE GNAWER nicht wirklich in bester Erinnerung hat. Dahinter verbergen sich vor allem die beiden Veteranen Kam Lee (Massacre) und Rogga Johansson (Naglfar), die beide nur als äußerst umtriebige Musikanten zu bezeichnen sind. Neben den beiden erwähnten Acts, waren und sind die beiden Gründer bei ungefähr 100 weiteren Bands, die irgendwo im Mainstream der extremen Musik untergegangen sind und meist auch völlig zu Recht. BONE GNAWER wiederum entstand um 2008 und schaffte es immerhin auf zwei Alben. Gut möglich, dass man in naher Zukunft wieder von ihnen hören wird, denn warum sonst ein Reissue? Das Besondere an den beiden Langrillen hier ist, dass die Musik so etwas wie „best of both worlds“ darstellt. Wir haben zum einen nicht zu überhörenden Einfluss us-amerikanischen Oldschool-Death Metal einerseits, heftige schwedische Einflüsse andererseits. Da diese Kombination eher selten ist, hätte daraus durchaus großartiges entstehen können. Und tatsächlich: „Feast Of Flesh“ rödelt ultra-oldschool brutal und simpel aus den Boxen. Es handelt sich dabei mitnichten um primitve Musik, sondern um technisch versierten Death Metal, der eben nicht in Richtung TechDeath abwandert. Schwedisch wird es immer dann, wenn BONE GNAWER herb dahergrooven und simple, aber stets effektive Melodien einbauen. Das alles passiert meist bei mittlerem bis getragenem Tempo, so dass man (Haare oder nicht) gern den Kop mitwippt. Textlich dreht sich im übrigen alles um das Thema Fleisch. Nein, nicht um die Frage nachhaltiger Biolandschaft. Eher darum, wer wann wie wo frisst und welches kreative Werkzeug (Äxte, Kettensägen, Messer) man dazu zum Einsatz bringen sollte. Da reihen sich auch nahtlos die sechzehn Tracks der Compilation ein, über die man sonst nichts weiter erzählen muss.
Es bleibt festzustellen, dass BONE GNAWER nicht ganz zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Nichts, was man hier geboten bekommt, hat man nicht auch schon sonst gehört. Das tut aber der Unterhaltung, die gerade „Feast of Flesh“ mit sich bringt keinen Abbruch. Popcorn-Death der besseren Art.
(MDD Records)