„Against Leviathan“ markiert den Auftakt eines Konzept-Werks, das sich über zwei Platten spannt. Nathanael verfolgt mit seinem Black Metal-Solo-Projekt klare Absichten.
„BOUNJOUR TRISTESSE dient mir dazu, die negativen Seiten des Menschseins zu verarbeiten. Das passiert in meinen anderen Bands (etwa bei Heretoir) auch, aber nicht in derselben, radikalen Form. BOUNJOUR TRISTESSE steht für mich für äußerste Negativität. Black Metal scheint mir dafür die perfekte Ausdrucksform zu sein. Es geht um eine Lebensrealität, welche nicht nur von mir als niederschmetternd, hoffnungslos und deprimierend erfahren wird. Die Band ist für mich eine Möglichkeit, mit den düsteren Aspekten des Daseins umzugehen und die Wut, den Frust und den Hass, aber auch die Kraft der Verzweiflung, zu kanalisieren und zu einem gewissen Teil loszuwerden.“ Die inhaltliche Stoßrichtung umreißt der Künstler wie folgt:
„Thematisch geht es bei BOUNJOUR TRISTESSE um die Hoffnungslosigkeit und das von vielen Menschen als sinnlos empfundene Dasein in der industriellen Zivilisation der Moderne“, so Nathanael. „Wir leben in künstlich erschaffenen Welten, welche durch Häuserschluchten, Industriegebiete und überformte Landschaften geprägt sind. Echte Wildnis und die Natur in ihrer ursprünglichen, unberührten Schönheit kann nur noch an einigen wenigen, oft sehr entlegenen Orten erlebt werden. Das macht mich sowohl traurig als auch wütend. Die global etablierte industrielle Zivilisation ist in meiner Wahrnehmung eines der bedeutendsten, wenn nicht das fundamentale Übel unserer Zeit. Vielfach werden die Errungenschaften der Zivilisation gepriesen. Ein über weite Strecken blinder und unreflektierter Fortschrittsglaube dominiert das westliche Denken bis heute. Das Thema Zivilisationskritik ist komplex. Daher skizziere ich nur einige Eckpunkte: Zivilisation bedeutet Landwirtschaft, welche Herrschaft über die Natur bedeutet. Alles wird dem menschlichen Willen unterworfen. Die Natur dient als Ressource, die ausgebeutet wird, um menschlichen Interessen zu dienen. Es entstehen Städte, welche durch ihre Abhängigkeit von Nahrungsmittelerzeugung außerhalb ihrer Grenzen geprägt sind. Nomadische Stammesgemeinschaften, Natur und Wildnis müssen weichen, um Raum für Landwirtschaft zu schaffen. Es kommt zu Nahrungsüberschuss, ungleichen Besitzverhältnissen, Elitenbildung und Krieg. Industrielles Wirtschaften führt zur Vernichtung von Leben, daher sind die großen Probleme unserer Zeit nahezu alle – bewusst oder unbewusst – selbstverschuldet und hängen direkt oder indirekt mit der Errichtung von Zivilisationen zusammen. Die industrielle Zivilisation ist ein Gefängnis. Der Weg zur Freiheit ist im Fall von BOUNJOUR TRISTESSE der Black Metal.“
Besserung ist allerdings nicht in Sicht, die Musik von Nathanael eine direkte Reaktion darauf: „BOUNJOUR TRISTESSE ist keine Band, die sich einen plakativen Anti-Life-Slogan auf die Fahne schreiben würde. Der Ursprung der Negativität und Kraft dieser Band liegt in der Trauer und Wut über die gedankenlose Vernichtung der Welt und unserer Arroganz und Hybris. Die misanthropischen Elemente der Musik sollten nicht nur als bloßer Menschenhass verstanden werden. Sie sind vielmehr auf einen Lebensstil gerichtet, der schlicht Wahnsinn und Untergang bedeutet und dem heute der überwiegende Teil der Menschheit entweder anhängt oder erliegt. BOUNJOUR TRISTESSE ist für mich ein Weg, um die Unzufriedenheit mit diesem Status-quo zu verarbeiten und auszudrücken – einerseits durch Blastbeats, andererseits durch Soundwände. An manchen Stellen durch Wut, an anderen durch Melancholie. Und an wieder anderen durch Verachtung.“