BROTHERS IN ARMS

Dass BROTHERS IN ARMS ein neues Release vorlegen, ist keine Selbstverständlichkeit. Die Selbstbetitelung des 6-Trackers ist quasi zwingend, denn vier Jahre nach „Warlord“ meldet sich Shouter Andrew mit komplett neuer Mannschaft zurück. Bei einem metallisch aufgeladenen Hardcore bleibt es.

Der Wutpegel und das Fristrationspotenzial der Hanseaten sind beachtlich. Im Refrain des Openers ,161‘ es lautstark und nachdrücklich „Always Anti-Fascist“: „Die in uns als Band-Kollektiv vertretene Gesellschaftsvision fußt auf Werten wie Akzeptanz, Empathie, Gleichbehandlung, Selbstbestimmtheit und Freigeistigkeit. Diese Werte sehen wir bedroht. Und somit ist die Aussage auch so eindeutig, da sie so einfach ist. Wir werden uns nicht durch faschistische Ideologien unterdrücken lassen. Dies zum Ausdruck zu bringen, ist uns wichtig. Daher eröffnet der Song die Platte.“ Auch daneben lassen die fünf Musiker ihren Emotionen und Überzeugungen ungefiltert freien Lauf:

„Wir fühlen Motivation. Die Band ist seit Beginn der aktuellen Konstellation im September letzten Jahres wieder dauerhaft in Bewegung. Die MCD setzt da nur ein erstes Lebenszeichen. Wir sind uns unserer Chancen bewusst und wollen nichts unversucht vorbeiziehen lassen. Wir haben uns dazu entschieden, im Rahmen von allem erstmal alles in eigener Hand zu lassen. So wurden die Produktion möglicher, die Möglichkeiten bedingter und die Bedingungen produktiv. Wir haben uns ein Ziel gesteckt und es durchgezogen. Alles D.I.Y. Und am Ende von allem haben wir nun eine MCD in Veröffentlichung, spielen eine Tour mit guten Leuten und schauen voller Erwartung nach vorne, auf die Dinge, die noch kommen. Es ist gut, wenn Aktivismus zu Wirklichkeit wird.“

Die seit Sommer 2011 bestehenden BROTHERS IN ARMS packen auch im neuen Line-Up an und knüpfen an die Vergangenheit an: „Wir haben gelernt, dass der erste Schritt sein musste, sich als Band vollkommen neu zu erschließen. Aus der ursprünglichen Band blieben nur Frontmann Andrew und der Name. Die aktuelle Platte ist daher wie eine dritte erste Platte. Wir wollen die Möglichkeit nutzen, gemeinsam weiter Musik zu machen. Diese Motivation hat uns zu dem Punkt geführt, an dem wir heute stehen. Fünf Leute, die was zu sagen haben und handeln.“ Worauf die Gruppe aus ist, weiß sie:

„Das Ziel war/ist, einfach Musik zu machen und sein Maul aufzureißen. Ziel erfüllt. Die vorangegangene Entwicklung war kurz und heftig, aber auch hoch produktiv und kreativ. Schlussendlich ist die Platte nun einhundert Prozent BROTHERS IN ARMS. Keine externen Faktoren waren bis zur Veröffentlichung einwirkend. Ich denke, dass die Band jetzt reflektierter an alle aufkommenden Aufgaben tritt und vielleicht nochmal zwei bis drei Gedankengänge mehr durchzogen werden, bevor man alles in Stein meißelt. Das hört man der Platte an, finde ich. Wir haben im Zuge der Produktion viel über Inhalte und Formulierungen diskutiert. Wir wollten klar formuliert auftreten ohne in Plattitüde zu verfallen. Alles sollte so gestaltet sein, dass jeder von uns zu einhundert Prozent hinter allem stehen kann. Die Platte erfüllt diesen Wunsch an uns selbst.“ Vereint sind die fünf Musiker in ihrer Einstellung zur Musik und zum Leben allgemein:

„Hardcore ist eine Haltung, die auf Werten der individuellen Selbstbestimmung basiert und das Machen fördert. Wir haben als Band den Punkt übersprungen, an dem wir sagen: „Jede Show wird gespielt, egal was kommt.“ Natürlich wollen wir jede mögliche Show spielen, achten aber auch auf einem Rahmen, in/mit dem jeder Beteiligte gut leben kann. Es gibt mittlerweile deutlich mehr Faktoren, die unser Leben mitbestimmen, als noch vor acht Jahren zur Gründung der Band. Wir mussten an vielen Punkten mit Schicksalsschlägen umgehen und wollten das Handeln der Band so aufstellen, dass es jeden von uns in Zukunft dazu bringt, als Mensch und Musiker voran zu kommen und möglichst keinen Schaden zu nehmen.“

BROTHERS IN ARMS übernehmen selbst Verantwortung, wann immer es möglich ist: „Lars, unser Gitarrist, hat die Platte bei sich daheim aufgenommen. Im Kern ist der Sound einfach das Ergebnis unserer Möglichkeiten. Wie bereits beschrieben, ist das Teil 100 Prozent D.I.Y. – ergo haben wir einfach genutzt, was da war. Eine ganz natürliche Entwicklung also, ohne große Pläne im Vorfeld. Es gab einfach keine andere Option. Das ist auch gut so. Dadurch, dass alles erstmal aus einer Hand kommt, ergibt sich auch diese Kompaktheit. Im Vergleich zu „Warlord“ ging der Sound eher in Richtung Punk und Thrash. Etwas mehr Gerumpel und Geballer. Auch textlich stellt sich die Platte deutlich klarer auf. Wir wollten in allen Bereichen schnell und nachvollziehbar auf den Punkt kommen.“

Textlich bedeutet dies konkret: „Wir schaffen es nicht, positiv und ausgeglichen zu bleiben, wenn um uns so viel Scheiß passiert. Darum schreien wir die Wut heraus. Wir würden uns wünschen, dass Menschen damit beginnen, sich im Kampf gegen eine verrohende Gesellschaft nicht weiter hinter ihrer Bequemlichkeit zu verstecken, sondern zumindest seinen Mund aufmachen und Haltung zu beziehen. Die aktuelle gesellschaftliche Problemlage ist deutlich und nicht zu übersehen. Jeder sollte sein Bestes dazu tun, sich an einer Gesellschaft zu beteiligen, die Individualität zulässt und Grenzen einreißt, die auf Ängsten basieren und unterdrückerisch wirken.“

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