BRUTUS – Live In Ghent

In Zeiten, in denen aufgrund der Corona-Pandemie keine Konzerte in Clubs oder Hallen stattfinden können, kommen Live-Veröffentlichungen gerade recht. Zumindest für all diejenigen, die mit eher klinisch wirkenden Online-Streams ohne Zuschauer nicht viel anfangen können. BRUTUS greifen für ihr Set auf die Tracks des 2017er „Burst“ und „Nest“ von 2019 zurück. Das vielsagend „Live In Ghent“ betitelte Werk weist 13 Tracks auf, die das bisherige Wirken des Dreiergespanns anhand seiner stärksten Stücke aufarbeiten. Schlagzeugerin und Sängerin Stefanie Mannaerts und ihre beiden Mitstreiter gehen in ihrem vielschichtigen Mix zwischen Alternative-, Noise-, Math-, Punk- und Post-Rock voll und ganz auf. Die Belgier sind so eine Band, der man live vor allem zuschaut, weil so viel passiert und die Eindrücke teilweise widersprüchlich sind. Entsprechend hört man das Publikum allein zwischen den Liedern, wenn es Applaus gibt. Das spielt letztlich aber keine Rolle, denn – wie bei den regulären Studio-Alben – ist man sofort gefangen, sobald BRUTUS ihren vorwärts gerichteten, intensiven Sound entwickeln. Mal hektisch, eruptiv und verspielt, mal atmosphärisch, introvertiert und wunderschön – das Trio verändert sein musikalisches Antlitz permanent und setzt einen nachwirkenden Mix aus kopflastiger Forderung und anti-hittiger Zugänglichkeit um. Aufgrund der Konzert-Situation kommt das auf „Live In Ghent“ sogar noch authentischer und roher zum Tragen.

(Hassle/Membran)