BURST

Noch ist nicht klar, ob es sich um ein vollwertiges Comeback der schwedischen Post-Metal/-Hardcore-Helden handelt. BURST haben aber zumindest einige Konzerte angekündigt. Die letzten drei Alben aus den Jahren 2003-2008 sind zudem via Pelagic Records als großes Vinyl-Boxset unter dem Titel „A Labyrinth Of Layers“ zu haben.

„Nun, eigentlich war der Grund für unser Comeback, dass wir Angebote bekamen, live zu spielen“, erzählt Gitarrist/Sänger Robert Reinholdz. 1993 gegründet, hatte sich das Quintett 2009 aufgelöst. Nach der Reunion-Show 2018 in Barcelona fühlten wir uns alle ziemlich gut. Die Wiederveröffentlichungen waren sozusagen ein zusätzlicher Bonus.“ Zwischen dem angesprochenen Festival-Auftritt beim spanischen Be Prog Festival und der Sound-seitig überarbeiteten Neuauflage der drei ursprünglich auf Relapse Records erschienenen Longplayer „Prey On Life“ (2003), „Origo“ (2005) und „Lazarus Bird“ (2008) liegen Jahre. Mit Blick auf die letzten Veröffentlichungen von BURST und die heutige Sicht der Band auf die eigene Leistung und ihre Verdienste äußert Robert: „Es ist schwer, unvoreingenommen und rein objektiv zu sein, aber wir denken, dass die Alben den Test der Zeit bestanden haben. In der weiten Landschaft des Rock und Metal stellen sie unserer Meinung nach auch etwas Einzigartiges dar.“ Niemand, der mit dem Schaffen der Schweden vertraut ist, wird dieser Einschätzung widersprechen. Das Quintett gilt nicht grundlos als Stil-prägend sowie in seinem Spiel als kreativ auffällig und progressiv vorwärtsgerichtet:

„Wenn das der Fall ist, nehmen wir das natürlich gerne als großes Kompliment an“, so der Musiker. „Wir sind alle sehr stolz auf das, was wir musikalisch erreicht haben. Doch wenn wir zurückblicken, gibt es eine Million Dinge, die wir anders hätten machen sollen. Hinterher ist man eben immer schlauer.“ BURST reicht es für den Moment, das frühere Material live wiederzubeleben und mit dem Sound-seitig und visuell überarbeiteten Boxset einer neuen Hörer-Generation zugänglich zu machen. Ob oder wie es mit der Band darüber hinaus weitergeht, ist indes noch nicht absehbar. Die Musiker sind sich bezüglich ihrer eigenen Pläne und Erwartungen nicht klar: „Das wissen wir wirklich nicht, noch nicht“, bekräftigt Robert. „Wir haben über die Möglichkeit neuer Musik gesprochen, aber bislang ist nichts in Stein gemeißelt. Ehrlich gesagt können wir gegenwärtig nicht einmal sagen, ob es sich um ein umfassendes Comeback oder nur um eine zeitlich begrenzte Angelegenheit handelt. Wir tauchen gerade unsere Zehen ins Wasser und machen einen Schritt nach dem anderen.“ Zumindest einige Gigs im November 2022 stehen auf dem Programm, doch mehr gibt es nicht zu vermelden:

„Wie schon gesagt, vorerst kein neues Material“, stellt der Gitarrist und Sänger nochmals klar. „Die Pläne für 2022 sind die drei Shows in Schweden und Dänemark und die Wiederveröffentlichungen auf Vinyl. Dann werden wir weitersehen. So, wie bisher.“ Diese Grundhaltung hat in der ersten Band-Phase neben den vielbeachteten Alben immerhin auch zu Split-Singles mit Burnt By The Sun und The Ocean geführt. Zudem sind BURST international getourt. Die frühere Relapse-Gruppe hat ihre Spuren im Feld zwischen Post-Metal und -Hardcore hinterlassen, was für die zweite aktive Phase der Skandinavier hoffen lässt. Was für die Musiker dabei im Vordergrund steht, überrascht nach den bisherigen Einlassungen nicht: „Wieder die Songs zu spielen, die wir in der Band wirklich alle lieben, neue Leute zu treffen und alte Fans und hoffentlich auch einige neue Fans“, äußert Robert. Die Voraussetzungen dafür scheinen gut, weil es auch im zwischenmenschlichen Bereich harmoniert:

„Die Chemie ist besser als je zuvor und das alte Material wieder zu spielen, war sehr erfüllend.“ Der Gitarrist weiß auch, woran das liegt: „Wir sind jetzt älter und reifer. Das macht alles sehr viel einfacher. Zumindest auf sozialer Ebene. Innerhalb der Band gibt es viel weniger Reibereien.“ Hilfreich ist zudem, dass für BURST schon immer die Musik und der kreative Prozess im Mittelpunkt gestanden haben: „Es ist ein ständiger Kampf, das Songwriting sowohl auf mikro- als auch auf makroskopischer Ebene zu managen“, äußert Robert im Rückblick – und vielleicht auch im Ausblick – auf das Songwriting der schwedischen Post-Metal/-Hardcore-Gruppe. „Wir sind auf der Suche nach musikalischen Ornamenten, die in die Architektur der Kompositionen eingebettet sind. In den meisten Fällen verleiht es der Musik einen längeren Atem, wenn beim mehrmaligen Hören subtile Dinge auftauchen, die das Ohr beim ersten Mal überhört hat. Wir haben hart an diesen Dingen gearbeitet und viele Stunden damit verbracht, die Songs im Proberaum zu verfeinern, bevor der eigentliche Aufnahmeprozess begann. Ich möchte behaupten, dass 95 Prozent von allem, was wir jemals aufgenommen haben, komplett fertig geschrieben war, bevor wir in ein Aufnahme-Studio gegangen sind.“ Das klingt fast so, als hätte Robert Lust auf neue Songwriting-Abenteuer. Die zahlreichen Fans von BURST würde es freuen.

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