Da ist sie also: diese erste Veröffentlichung der Ruhrpott-Kombo, deren Texte komplett in der Muttersprache der Musiker verbleiben. Auf den letzten Platten ist es eine schöne Tradition geworden, dass CALIBAN zumindest ein Stück deutsch besungen haben. Nun gibt es direkt neun Tracks auf einen Schlag. Was der Titel „Zeitgeister“ dabei implizit preisgibt: es handelt sich primär um die Neubearbeitung bekannter Nummern bzw. die Beschäftigung mit dem eigenen Werdegang. Nach mehr als zwei Dekaden im MetalCore-Business blicken CALIBAN auf elf Longplayer, zwei Splits mit Heaven Shall Burn und weitere MCDs zurück. Material gibt es reichlich, wobei sich die Setlisten auf Konzerten zumeist aus den Fan-Lieblingen und Liedern der aktuellen Platten zusammensetzen. „Zeitgeister“ bietet nun die Gelegenheit, zurück zu blicken und verborgene Schätze ans Tageslicht zu befördern. Wobei, so ganz stimmt das auch wieder nicht. Die Texte werden ja nicht einfach nur ins Deutsche überführt. CALIBAN verändern auch die Arrangements und verpassen ihnen eine Aktualisierung, um einerseits die veränderten Botschaften zu stützen und andererseits kreativ nachzuarbeiten. So werden die Musiker zudem ihren heutigen Ansprüchen gerecht. Es ist ja ohnehin nicht gesetzt, dass jeder Fan mit dem kompletten Back-Katalog des NRW-Quintetts vertraut ist. Angesichts dieser Überlegung kann man „Zeitgeister“ auch gut für sich alleine stehen lassen. Musikalisch erscheint ein druckvolles, verdichtetes Werk zwischen Modern-Metal und MetalCore, bei dem die Refrains stark betont werden und sich nachhaltig im Kopf festsetzen. Dem Grunde nach erscheint ein weiteres starkes Album von CALIBAN, wobei sich mit ,nICHts‘ ein nominell neues Stück an neunter, letzter Stelle findet. „Zeitgeister“ ist weitaus mehr als eine auf Deutsch getrimmte Selbst-Cover-Platte. Der Fünfer braucht sein Licht nicht unter den Scheffel stellen.
(Century Media)