CALLIDER

Multi-Instrumentalist Stefan Lange (Gatecrusher) nutzt sein Solo-Outlet CALLIDER dafür, sich auszuprobieren und zu fordern. Aber auch, um die Grenzen des melodischen Death Metal auszutesten. Mit „Southern Stars“ erscheint ein auffälliges, facettenreiches und experimentell-spannendes Debüt. „Musikalisch zelebriere ich meine Liebe zum Melodic Death Metal“, gibt sich Stefan bescheiden. „Das ist das Genre, das mich seit meiner Teenager-Zeit nicht mehr losgelassen hat. Dazu kommt noch eine gute Portion 1970er und 80er Rock-Musik, die sich im Kindesalter vom Plattenspieler meines Vaters in meinen Ohren festgekrallt hat – Deep Purple, Jethro Tull, Wishbone Ash, etc. Zugleich versuche ich immer wieder, mich aus der Komfortzone zu schubsen und neue Einflüsse und Ideen zuzulassen, die auf den ersten Blick zum Rest unpassend erscheinen. Diese Lust am Entdecken inspiriert mich zudem bei den Texten und zieht sich auch durch meine nicht-musikalischen Lebensbereiche.“

Der Science-Fiction-Fan traut sich im Kontext von CALLIDER eine Menge – sowohl kompositorisch als auch hinsichtlich der Instrumentierung und Kollaborationen: „An dieser Stelle erst einmal ein riesiger Dank an meine Produzenten und Gastmusiker, vor allem an Ettore Rigotti (Disarmonia Mundi)“, greift der Süddeutsche den Gedanken auf. „Für mich war es wahnsinnig toll, mit all diesen großartigen Menschen zusammenzuarbeiten. Die Arbeit mit Gastmusikern hat das Projekt sogar mehr an meine Vision herangerückt, als wenn ich alles selbst gemacht hätte. Zum einen bin ich einfach nicht in allem ausreichend versiert und talentiert – beispielsweise mit Blick auf meinen Klargesang. Zum anderen hat mich das Zuhören und Observieren auf eine höhere Flugebene gebracht und es mir erleichtert, das Material in seiner Gesamtheit zu überblicken. Darüber hinaus bringen andere Musiker spannende Akzente ein. Die meisten der Beteiligten waren übrigens keine Rocker oder Metaller, sondern kamen aus der Jazz- oder Klassik-Bereich.“

Assoziationen von Weite und Deutungsoffenheit kommen also nicht von ungefähr: „Ich verstehe mich im übertragenen Sinne als Entdecker und Erforscher, aber mit einem sehr starkem Kompass zu meiner Leidenschaft – dem melodischen Death Metal“, ordnet Stefan seinen Anspruch ein. „Ich will dem Genre etwas Frisches, Buntes und Modernes beisteuern. Mein Künstlerprofil möchte ich mit den nächsten Veröffentlichungen noch weiter schärfen. Bei „Southern Stars“ habe ich den Fokus eher auf die Musik gelegt. Das Drumherum ist mitgewachsen.“ Ausgehend vom exzellenten Songwriting, das CALLIDER schon heute auszeichnet, verspricht das einiges: „Ich bin stark vom Classic-Rock beeinflusst, bei dem es im Gegensatz zum Metal weniger um Technik und Geschwindigkeit als vielmehr um Einprägsamkeit und das Erzeugen starker Gefühle geht“, führt der Künstler an. „Mein Anspruch ist es nicht, dass Leute sagen: „krasses Riff“ oder „beeindruckendes Solo“, sondern: „schöner Song“. In meinem Kopf dreht es sich immer ums Songwriting, nie um die Technik. Im Zweifel geht es mir um die Eingängigkeit. Beim Songwriting höre ich mir die geschriebenen Passagen und Abfolgen laufend an und frage mich: dient dieses oder jenes Riff dem Song, passt es zur Stimmung? Wenn nicht, kommt es erst einmal auf die Halde und etwas anderes muss her.“

Angesichts dieser Aussage wundert es nicht, dass der Solo-Musiker mit CALLIDER Konzepte und größere Wirkungszusammenhänge bearbeitet: „Was ich immer spannend und inspirierend finde, ist, wenn Künstler sich in der Geschichte oder auf dem Globus umsehen und Bestehendes annehmen, verändern, kombinieren und in neuen Kontext bringen. Musik hat sich immer historisch und geographisch gegenseitig befruchtet. Gerade in Zeiten kultureller Homogenisierung, dem Verschwinden von Kulturen, Sprachen und Vielfalt auf dem Planeten sollten wir Musiker uns dieser Quellen bewusst sein. Vielleicht können wir so etwas davon bewahren und in die Zukunft tragen. Das ist auch mit Motivation für mich, weiterzumachen.“ Daraus ergibt sich gewissermaßen zwangsläufig, dass die Auseinandersetzung mit „Southern Stars“ trotz gegebener Zugänglichkeit Aufmerksamkeit erfordert: „Diesbezüglich fühle mich schon etwas als Dinosaurier“, erwidert Stefan lachend. „Trends wie Songlängen von 2 Minuten und 20 Sekunden, Chorus direkt am Anfang, wenig Soli oder Instrumentalteile: das bin einfach nicht ich. Darin finde ich mich nicht wieder. Ich kann nur das gut machen, was aus mir selbst kommt und was mir selbst gefällt. Alles Material noch einmal zu abstrahieren und auf schnellen Konsum zu trimmen: dazu fehlen mir sowohl die Fähigkeiten als auch der Willen. Wenn es dann nicht mehr zeitgemäß oder Hörern zu schwer ist, ist das eben so.“

Sein Debüt wertet Stefan für sich als gelungen: „Die Platte hat mein ursprüngliches Ziel musikalisch sehr präzise getroffen. Auch, da meine Vision am Anfang des Projekts sehr stark und persistent war. Es bestärkt und freut mich, im Nachhinein sagen zu können, dass ich die allermeisten Entscheidungen wieder so treffen würde. Lucky me!“

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