CHICK BOYD – Gay Like Me

Tja, was ist das nun? In jedem Fall die „Expanded Version“ eines Albums, das erstmals im März 2022 erschienen ist. Aus acht Songs mit einer halben Stunde Spielzeit sind nun 17 Tracks geworden, die insgesamt rund 80 Minuten dauern. Apple Music kategorisiert „Gay Like Me“ als Alternative Rap. Diese Einordnung lässt sich angesichts der Beats und Rhythmen sowie der gesprochenen Lyrics nachvollziehen. Es sind jedoch auch deutliche Roots-Singer/Songwriter-Tendenzen erkennbar. So oder so: Es bleibt anspruchsvolle Kost. Der Album-Titel gibt die Richtung vor. Für diejenigen, die die Stoßrichtung nicht verstehen, gibt es Tracks, die ,Cocksucker‘, ,I Like Men!‘, ,Sucking Cock In The Park‘, ,Gloryhole‘ und ,Male Prostitue‘ heißen. Die Texte sind dabei so explizit und beschreibend, wie man es aufgrund ihrer Titel erwarten würde. Ob CHICK BOYD nun maximal provozieren will oder seine Homosexualität selbstbewusst auslebt, bleibt beim Hören der Tracks unklar. Der Wunsch, Grenzen auszutesten, gehört dafür offenkundig zum künstlerischen Ansatz des Multi-Instrumentalisten und Sängers, der seine Stücke auch selbst produziert. Reduzierte Beats und Klänge auf der einen Seite, plakative und überspitzte Lyrics auf der anderen: „Gay Like Me“ ist kein Album, das man unbedingt gehört haben muss – weder in der kurzen noch in der „Expanded Version“. Wer sich jedoch darauf einlässt und die Platte als überzeichnetes Experiment betrachtet, findet zumindest einige Ansätze zum Schmunzeln. Prädikat: sehr eigenwillig.

(Eigenrelease/chickboyd.com)