CHILDREN OF BODOM

CHILDREN OF BODOM geben sich keine Blöße. „Hexed“ markiert den zehnten Longplayer in der bereits mehr als 25 Jahre währenden Karriere der MeloDeather. Der Elf-Tracker ist mehr als alle andere Ausdruck der ungebrochenen Spielfreude und des mit Leistung unterlegten Selbstbewusstseins der Finnen.

„Wenn wir an einem Album arbeiten, haben immer das Gefühl, dass wir etwas Neues machen“, gibt Bassist Henkka Blacksmith zu Protokoll. „Das treibt uns an und lässt uns weiter machen. Wenn wir jemals den Punkt erreichen, an dem ich das Gefühl habe, wir hätten nichts mehr zu sagen, wäre das beängstigend. Deshalb hoffe ich, dass das nicht so bald passieren wird.“ Gleichwohl ist festzuhalten, dass die Finnen einen Trademark-Sound kultiviert haben, dem sie seit Jahren die Treue halten. Gerade dafür werden die Skandinavier von ihren Fans geliebt: „Natürlich sind die ganze Situation und das Interesse unserer Hörer motivierend“, bestätigt Henkka. „Wenn es keine Fans, Platten-Label oder so gäbe, könnte es für uns schwierig werden, ein Album halbwegs zeitnah fertig zu stellen. Was die damit einhergehenden Erwartungen anbelangt, versuchen wir, diese auszublenden und nicht an uns heran zu lassen. Vom kreativen Gesichtspunkt her fahren wir damit gut. Der Erfolg, den wir haben, bestätigt uns. Die Leute beurteilen die Musik später sowieso, ob nun als gut oder schlecht.“

Der MeloDeath von CHILDREN OF BODOM wird gemeinhin positiv aufgenommen. Die stets hymnische Zuspitzung der Alben und das spritzig-eingängige Vorgehen der Musiker haben daran ihren Anteil. Dieser Auslegung folgend erscheint mit „Hexed“ eine für die Finnen typische Platte: „Wir gehen die Dinge so an, wie wir es immer getan haben“, fasst es der Bassist. „Mit dem Unterschied, dass wir inzwischen über weitaus mehr Erfahrung und Verständnis verfügen. Grundsätzlich verfolgen wir nach wie vor keine definierte Richtung. Alles kommt natürlich auf den Tisch. Was gut klingt, behalten wir. Für mich fällt „Hexed“ aber vielfältiger denn je aus und repräsentiert, was und wer wir jetzt sind bzw. es 2018 waren.“ Dass sich die Band an etablierte Mechanismen hält und seine Stärken betont, liegt auch für Henkka auf der Hand:

„Wir gehen keine unnötigen Risiken ein, sondern spielen die Musik, die uns im Blut liegt. Wenn wir uns verstellen und es aus einem Zwang heraus irgendwie anders machen würden, wäre das ein Risiko. Solange wir uns selbst treu bleiben, geht es uns gut und fühlt sich richtig an.“ In den zurück liegenden 25 Jahren hat sich bei den Finnen ja durchaus einiges getan: „In unseren frühen Tagen waren die Dinge einfach“, erinnert sich der Musiker. „Alles, was wir zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Hinterhand hatten, haben wir zu einem Lied zusammengesetzt und schon waren wir fertig. Zweite Versuche oder Überarbeitungen hat es nicht gegeben. Erst mit der Zeit haben wir unsere Arbeitsweise verändert. Heutzutage versuchen wir immer, alle Chancen und Möglichkeiten eines jeden Songs zu erkennen, bevor wir die Arbeit an ihm abschließen. Deshalb spreche ich von mehr Weitblick und größerer Neugierde. Hinzu kommt die Tatsache, dass wir inzwischen eine Menge Erfahrung und ein gutes Gespür dafür besitzen, wie sich die Dinge fügen sollten.“

Im Arbeitsprozess profitieren CHILDREN OF BODOM davon ungemein. Zufällig ist bei ihnen nichts mehr: „Wir improvisieren eigentlich nie“, so der Bassist. „Natürlich leben einige Kleinigkeiten auf den Konzerten, doch im Studio setzen wir alles immer genau so um, wie wir es planen. Bei uns ist alles durchgetaktet und wird vorab so lange eingeübt, bis es sitzt.“ Was die Finnen anstreben, benennt Henkka ohne langes Nachdenken: „Wir suchen sprichwörtlich den Kick. Das ist es, worauf ich aus bin, wenn ich Songs schreibe und spiele. Der Sound soll uns einen Kick mitgeben – aus den Riffs und von den Melodien her. Darum geht es uns von jeher. Auf „Hexed“ ist uns das wieder gut gelungen.“

Diese Motivations- bzw. Anspruchslage liegt in der musikalischen Sozialisation der Finnen begründet: „Unsere Einflüsse stammen maßgeblich von dem, was wir hören und womit wir aufgewachsen sind. Da uns diese Art von Musik seit unserer Jugend begleitet, ist das Bedürfnis nach aggressiver und heftiger Musik tief in uns verwurzelt. Als Hörer und Musiker suche ich den Kick. So einfach ist es.“ Das bedeutet aber nicht, dass die Skandinavier musikalisch irgendwelche Kompromisse eingehen würden, um einer bestimmten Ästhetik gerecht zu werden: „Nein, wir haben noch nie Ideen verworfen, weil sich ein Resultat einstellte, das uns nicht zugesagt hat“, stellt Henkka klar. „Solange es am Ende gut klingt und uns kickt, sind wir zufrieden. Das ist so ziemlich die einzige Regel, an die wir uns halten.“

Das klingt fast zu einfach, um wahr zu sein. Auf Nachfrage bestätigt der Bassist das Gesagte und klärt zudem über seine Ansprüche auf: „Wir halten uns wirklich ausschließlich an das, was wir mögen und gehen allein damit weiter. Das ist eine einfache Maxime, doch sie hat sich bewährt. Jeder Song muss zudem für sich als separates Stück funktionieren. Das ist ebenfalls einfach und verständlich. Das wiederholen wir dann zehn bis zwölf Mal und fertig ist ein neues Album von CHILDREN OF BODOM. So ungefähr läuft das bei uns.“

Obwohl zwischen den Veröffentlichungen der Finnen jeweils Jahre vergehen, halten sich die Musiker nicht zu lange mit dem kreativen Part auf – aus guten Gründen: „Je mehr Zeit man hat, desto stimmiger lässt sich alles arrangieren“, weiß der Bassist. „Es kann durchaus helfen, seine Arbeit mit zeitlichem Abstand zu überprüfen und zu verändern. Anderseits entsteht Musik im Hier und Jetzt und repräsentiert Musiker zu einem bestimmten Augenblick, einer bestimmten Phase im Leben. Für mich wäre es verrückt, an einem Album über Jahre hinweg zu arbeiten. Das Ergebnis wäre natürlich ein anderes, doch viele Ideen und Spontanität würden auf dem Weg verloren gehen.“ Das spritzig-eingängige „Hexed“ lässt nichts vermissen, besitzt auch einen situativen Anstrich und punktet einmal mehr mit gefälligen Metal-Hymnen auf einem furiosen Geschwindigkeitsniveau.

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