Die Musikindustrie und mit ihr manche Musiker sind ja nicht fantasiearm, wenn es um die Neuschaffung von Genres geht. Man möge mich eines besseren belehren, aber wer vor mir hat jemals von „Medieval Dungeon Synth“ gehört? Zunächst: Es war mir nicht bewusst, dass man im Mittelalter bereits Synthies benutzt hat. Mal abgesehen von fehlender Elektrizität scheint mir diese Erfindung doch ins zwanzigste Jahrhundert zu datieren. Daneben: Sollte mich mein Geschichtsstudium (ist ja schon eine Weile her) soweit unterbelichtet zurück gelassen haben, dass ich mich nicht erinnern kann von mittelalterlichen Musikfestivals in Kerkern je gehört zu haben? Das müssen ja rauschende, obgleich modrig müffelnde Parties gewesen sein… Kommen wir aber mal zum Ernst der Sache.Bei CROMWORX handelt es sich um den Keyboarder der BM-Band Orkrist. Ähnlich wie seinerzeit Mortiis Keyboarder bei Emperor war und hinterher eine Solokarriere abseits des Black Metal verfolgte, handelt es sich bei vorliegendem Album vornehmlich um Songs, die knappe zweiundzwanzig Jahre im Keller lagen und seinerzeit noch auf Diskette aufgezeichnet wurden. Man ist nach den ersten Tracks fast versucht zu sagen: Wäre auch nicht schlimm gewesen, wenn man die Disketten im Keller belassen hätte. Nicht alles taugt eben zur Veröffentlichung. Um nicht falsch verstanden zu werden: In letzter Konsequenz bestimmt der Markt, was sich verkauft. Aber, man kann sich eben hier nicht des Eindrucks erwehren es mit musikalischer Resteverwertung zu tun zu haben. Mich erinnern die irgendwie unfertig wirkenden „Songs“ an die erste Veröffentlichung der verbannten Kinder Evas. Melancholisch säuselnde, mal verträumt, mal düster tönende Melodien, vorwiegend eher musikalische Miniaturen, mal seltsam billig wirkende Drumcomputersounds….Sicher, die Aufnahmen sind technisch nicht auf dem neuesten Stand. Aber, muss man tatsächlich alles veröffentlichen, was man irgendwo im Keller rumliegen hat? Nope, muss man nicht. Wenn mich das hier an irgendwas erinnert, dann an die Musik aus Computerspielen wie „Guild Of Thieves“. Seinerzeit auf dem Amiga legendär, heute natürlich komplett verstaubt.
(Northern Silence Productions)