Das vierte Album der Texaner markiert einen Neustart. Das Line-Up von CROWN THE EMPIRE umfasst nunmehr vier Mitglieder, nachdem Frontmann Dave Escamilla die Band verlassen hat. „Sudden Sky“ ist durch einen Mix aus Breitwand-Rock, Post-Hardcore, MetalCore und Industrial-Charme bestimmt. Am teils brachialen, teils enorm zugänglichen Spiel hält die Gruppe fest.
Im Gespräch rückt Gitarrist und Sänger Brandon Hoover zunächst die Statements nach dem Ausstieg Escamilla’s zurecht, nach denen CROWN THE EMPIRE ihre Musik zu großen Teilen gar nicht selbst schreiben würden: „Die Aussagen, die Anfang 2017 herausgegeben wurden, waren schlecht geschrieben und missverständlich. Deshalb möchte ich sie präzisieren. Wir haben im Songwriting von jeher mit anderen Leuten zusammen gearbeitet, weil wir eine extrem kollaborative Band sind. CROWN THE EMPIRE stellt für uns eine Leinwand dar. Wir arbeiten mit einem riesigen Team an Menschen zusammen, die neben uns vieren ihre Pinselstriche zum Gesamtbild hinzufügen. Es ist stets eine Team-Leistung. Als Dave ausstieg, kamen wir vier mit Produzent WZRDBLD (u. a. Motionless In White, Cane Hill, Memphis May Fire, Chelsea Grin) und Josh Strock, der schon unser letztes Album „Retrograde“ produziert hat, im Studio zusammen und haben zwischen den Tourneen monatelang gearbeitet, um das neue Album zu kreieren. „Sudden Sky“ ist für uns sehr persönlich. Ich kann es kaum erwarten, dass die Welt dieses Album hört und unsere Gesamtvision entdeckt.“
Brandon, der sich den Gesang mit zwei weiteren Band-Mitgliedern teilt, baut darauf, dass die Fans CROWN THE EMPIRE die Treue halten: „Die Art und Weise, wie wir wahrgenommen werden, lässt mich wissen, dass wir etwas richtig machen. Viele Bands und Künstler liefern heutzutage genau den gleichen Scheiß ab. Wir haben von Anfang an versucht, Grenzen zu überschreiten und mit der Musik, der begleitenden Kunst und der allgemeinen Atmosphäre auf jedem unserer Alben zu experimentieren. Unsere Hörer schätzen das.“ Lässt man die Veröffentlichungen der Texaner Revue passieren, scheinen die kreativen Möglichkeiten des Quartetts grenzenlos: „Da kann ich nur zustimmen“, so der Musiker. „Regelmäßig poppen über Nacht Künstler mit erstaunlichen Songs auf, die sie auf einem Laptop produziert haben. Schau dir nur Billie Eilish oder Lil Nas X an. Beide verbinden so viele Genres und klingen einfach toll. Das ist das Erstaunliche an 2019. Jeder hört die unterschiedlichsten Musikrichtungen, weshalb täglich originelle neue Musik entsteht.“
Die Arbeit an neuen Songs ist für CROWN THE EMPIRE aber kein Selbstläufer: „Kreativ zu arbeiten, ist der schwierigste Prozess überhaupt“, bestätigt der Gitarrist. „Bei „Sudden Sky“ hat es noch mehr Druck als sonst gegeben, weil wir uns wirklich beweisen wollten. Es ist das erste Mal in unserer Geschichte, dass wir nur vier Mitglieder sind. Nachdem die ersten Songs geschrieben und veröffentlicht waren, begann die Vision sukzessive Gestalt anzunehmen und es wurde einfacher, das Album fertigzustellen.“ Der vierte Longplayer der Band aus Dallas repräsentiert deren gesamten Erfahrungsschatz aus neun Jahren, ist dabei aber auch progressiv:
„Für mich klingt es nach CROWN THE EMPIRE in 2019/2020“, meint Brandon. „Wir entwickeln uns ständig weiter, doch wir wissen, dass wir uns eine Fangemeinde aufgebaut haben, die wir mit unserem Mut, neue Dinge auszuprobieren, weiterhin begeistern müssen. „Sudden Sky“ ist unser bislang emotionalstes Album. Wegen der Scheiße, die wir in den letzten Jahren durchgemacht haben, ist die Musik so energiegeladen. Wir sprechen über Depressionen, hinterfragen die Menschlichkeit und Gesellschaft und lernen, loszulassen. Wir suchen den Sinn in dieser verrückten Welt. Wenn man über solche Themen spricht, muss die Musik dazu passen und stimmig sein – im Zusammenspiel mit den Visuals, den Shows und allen Inhalten, die wir veröffentlichen.“ Nachvollziehbarkeit ist den Texanern ein Thema:
„Für die introspektiven Fans tragen wir dafür Sorge, dass die Songs des Albums von Anfang bis Ende fließen. Das war mir sehr wichtig, denn „Sudden Sky“ soll ein Erlebnis sein. Wir versuchen, unsere eigene kleine Welt und Kultur zu erschaffen. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass man dieses Album auch als Gelegenheitshörer verstehen und genießen kann, weil sie so energisch ist.“ Das Spiel von CROWN THE EMPIRE ist dynamischer und kontraststärker angelegt, funktioniert aber tatsächlich erst im Zusammenspiel aller Stil-Elemente und Bestandteile so richtig: „Wenn wir im Studio sind und Songs kreieren, stelle ich mir in meinem Kopf vor, wie die Videos aussehen werden, wie die Stücke live rüberkommen und was die Fans denken werden“, äußert der Gitarrist. „Wenn ein Song nicht gut ist, weiß ich es sofort und er wird gestrichen. Das ist während der Arbeit am neuen Album sehr häufig passiert. Etliche Stücke haben den Schnitt nicht geschafft, was in Ordnung ist. Jeder Künstler kennt das.“
CROWN THE EMPIRE geht es aber nicht nur um das Musikalische, sondern auch um die Botschaft: „Die Musik schreit förmlich um Hilfe und versucht, die Menschen darauf aufmerksam zu machen, was sie sich selbst antun“, erklärt Brandon Hoover. „Als Gesellschaft sind wir von Social Media-Angeboten so abgelenkt. Die Technologie wächst exponentiell, also wird es von hier aus nur noch schlimmer. Die Leute vergessen darüber, wer sie sind, weil sie stundenlang on Bildschirmen gefangen gehalten werden. Aus dieser Einsicht heraus erwächst bei uns ein Gefühl der Dringlichkeit, das sich in unserer Musik widerspiegelt.“