DAGGER THREAT

Der metallische Hardcore-Sound des Debüts von DAGGER THREAT passt denkbar gut ins Programm von BDHW. Angesichts des kraftbetonten, düsteren Auftritts fühlt man sich unweigerlich an Label-Kollegen wie Nasty, Lionheart, Wolfpack oder I Am Revenge erinnert.

Wie die Genannten, beziehen auch die Hanseaten deutlich Stellung – sowohl mit ihren Stücken als auch in den sozialen Medien: „Against Racism, Against Fascism, Against Homophobia, Against Sexism“. „Seitdem es unsere Facebook-Seite gibt, haben wir das als Statement in unserer Info-Box stehen. Wir wollen damit klarstellen, dass wir eine Band sind, die Probleme mit Anfeindungen dieser Art hat. Wir sehen es in der heutigen Zeit als wichtig an, das zu unterstreichen.“ Die seit Ende 2015 aktiven DAGGER THREAT treten in jeder Hinsicht mit klarer Kante an: „Grundsätzlich verstehen wir uns nicht als Band, die auf der Bühne große Ansprachen schwingt und preachen möchte. Um es auf den Punkt zu bringen, kann man sagen, dass wir harte Musik mit wütenden Texten spielen. Diese Mischung hilft uns dabei, angestaute Emotionen rauszulassen. Klingt sehr nach Punk und ist es im Grunde genommen für uns auch.“

Szene-verbunden ist die Hamburger Band ohne Frage. Die Gast-Features auf „Gestaltzerfall“ von Mitgliedern von Slope und Left Behind bestätigen das: „Die krasseste Lehre, die wir von der Band mitnehmen, ist, dass die Genres Hardcore, Metal und Punk so viele Leute zusammenbringen und verbinden. Wir haben in der kurzen Zeit, in der wir aktiv sind, so viele Freunde gemacht und Menschen kennen- und schätzen gelernt, was ohne unser Hobby wohl nie passiert wäre. Wenn du morgens weit weg von Zuhause auf einer Iso-Matte aufwachst und dir vor Augen hältst, dass gestern viele Leute zu deiner Musik abgefeiert haben, ist das erstmal schwer zu verarbeiten, weil es so surreal wirkt.“ Musikalisch und textlich arbeiten sich DAGGER THREAT auf ihrem Vollzeit-Einstand an Genre-typischen Ideen ab:

„Wie es der Name „Gestaltzerfall“ schon verrät, ist es kein positives Album. Zusammengefasst geht es inhaltlich in den Songs um Probleme, Angstzustände, Trauer und Wut, die auf eine Person einhageln, bis sie sprichwörtlich vor dem Zerfall steht. Probleme, die hinter der Fassade von „Wie geht’s dir? – Ja, muss so, wa!“ stehen. Deshalb war es musikalisch unser Ziel beim Schreiben der Songs, die Härte in Balance mit Melodie und ruhigeren Passagen zu packen, um dem Ganzen Ausdruck zu verleihen und um auf und vor der Bühne den Frust einfach rauszulassen. Wir glauben, das repräsentiert uns als Band sehr gut.“ Dabei fällt auf, dass die Debütanten Wert auf den Kontext legen und nicht allein auf tough-brutale Metal-Harcore-Klänge:

„Unsere Arbeitsweise für das Album war eine komplett andere als bei den beiden EPs. Es war ein dynamischer Vorgang – weg von „Musik schreiben, danach Vocals, fertig“. Während der Demo-Phase haben wir die Songs und Ideen nochmal umgeschrieben und uns hinterfragt, wie wir aus den Elementen das Beste rausholen können und was wir weglassen sollten, um die Songs besser auf den Punkt zu bringen. Wir haben auch gelernt, dass wir mit einer selbst gesetzten Deadline besser und konzentrierter arbeiten. Bis zu einem bestimmten Termin wollten wir fertig sein, also haben wir Gas gegeben, anstatt unfertige Songs weiter vor uns herzuschieben.“ An der Spielwiese zwischen Hardcore und Metal führt für DAGGER THREAT dennoch kein Weg vorbei:

„Wir sind mit der Musik dieser Genres aufgewachsen. Wir lieben es, ein Teil dieser Szene zu sein, die sich immer wieder neu erfindet und gegenwärtig viel Experimentelles zulässt. Am Ende des Tages haben wir das Rad nicht neu erfunden und mischen Musik-Genres zusammen, die uns gefallen und zusammen funktionieren – von Hardcore bis hin zu den vielen Facetten von Metal. Aber gerade das macht uns Spaß und ist in der Zwischenzeit zu unserem Markenzeichen geworden, da es schwierig ist, uns genau in eine Schublade zu stecken.“ In der Tat, „Gestaltzerfall“ bietet einen partiell anderen Blick auf das bearbeitete Spannungsfeld. Die Breite der Einflüsse ist dabei nicht unbeteiligt: „Haupteinflüsse haben wir so ziemlich aus allem gezogen, was aus NuMetal, ‘90ies.Hardcore und aktuellen Metal- und Hardcore-Facetten entstanden ist. Zu viele, um es präzise auf eine Hand voll Bands zu münzen. Aber wir lieben Slipknot.“

Der düsteren, heftigen Natur des Albums zum Trotz, weisen die Stücke auch eine Menge Atmosphäre auf: „Uns ist schon wichtig, dass es den Leuten gefällt. Wenn wir nur für uns selbst Musik machen würden, bräuchten wir kein Album machen oder Auftritte spielen. Wir wollen Musik machen, die wir selber gut finden und hoffentlich in ein bis zwei Jahren immer noch mit „Ja, das war gar nicht so schlecht.“ absegnen können. Vielleicht bleibt die Platte ja etwas länger bei den Leuten im Gedächtnis. Das wäre das Größte für uns.“ Angesichts des dynamischen, nachdrücklichen Sound-Bilds ist das vorstellbar:

„Wir haben nicht explizit darauf geachtet, dass jeder Song neuartig und individuell klingen muss. Jede Musik-Richtung hat ihre Spielarten, Grooves, Riffs, et cetera, und wir fünf haben unsere Einflüsse zusammengeworfen. Der Rest ist einfach passiert. Deshalb haben wir uns nur darauf konzentriert, dass das Gesamtkonstrukt „Gestaltzerfall“ echt klingt, einen roten Faden hat und jeder Song funktioniert.“ Verglichen mit den vorangegangenen Veröffentlichungen treten DAGGER THREAT pointierter in Erscheinung: „Das hat bestimmt etwas mit der Herangehensweise an das Projekt zu tun. Bei den ersten beiden EPs haben wir Song für Song abgearbeitet und sind damit ins Studio. Diesmal haben wir viel experimentiert, aufgenommen und dann doch neu aufgerollt. Dadurch ist definitiv mehr Liebe zum Detail entstanden als vorher. Das spiegelt sich beim Anhören wider.“

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