DAGOBA

Die Franzosen kennt man als Modern-Metal-Kombo, die immer für eine Überraschung gut und die mit dem Erreichten nie zufrieden ist. DAGOBA erfinden sich auf jedem Album neu und stellen ihren Sound ein Stück weit um. Das geschieht auch auf „By Night“, dem bisher elektronischsten Werk des Quartetts.

„Wir vier machen von Album zu Album immer etwas, was die Band zuvor noch nicht getan hat“, bestätigt Frontmann Shawter. „Teil eines Teams zu sein, in dem alle in die gleiche Richtung gehen, ist toll. Es ist immer schwierig, wenn jemand in einer Band kein Risiko eingehen will oder dieselbe Formel immer wiederholen will. Doch wenn alle an Bord Risiken eingehen wollen oder müssen, dann ist die Reise interessant. Das ist genau das, was DAGOBA ausmacht: die Erkundung neuer Horizonte. Während des Kompositionsprozesses ist es natürlich eine Herausforderung, aber glaubt mir, am Ende macht es so viel mehr Spaß.“ Die kontinuierliche Veränderung erfolgt dabei nicht geplant, sondern intuitiv:

„Wir denken nicht darüber nach, wie dunkel ein Riff klingen könnte und ob es dunkel genug ist, um aufgenommen zu werden, sondern komponieren Sachen, die wir hören wollen“, erzählt der Sänger. „Am Ende klingt es allerdings meistens dunkel und martialisch. Das ist nun einmal die Musik, die wir gerne spielen und hören. Und das Wichtigste ist es nun einmal, etwas zu machen, das man spielen und hören möchte. Nur dann kann man aufrichtig sein. Nach all unseren Alben kann ich sagen, dass dies wahrscheinlich unsere grundsätzliche Einstellung widerspiegelt. Das ist es, was wir instinktiv komponieren.“ Während der Arbeit an neuem Material richtet sich der Blick auf DAGOBA selbst: „Beim Komponieren versuche ich, nicht zu viel Metal-Musik zu hören, weil ich von anderen Bands nicht beeinflusst werden will“, stellt Shawter klar. „Ich starte ausgehend von dem, was wir vorher gemacht haben. Das gibt mir eine Idee davon, was ich nicht wiederholen will. Was gesagt wurde, ist ja bereits gesagt und ich möchte nicht von meiner eigenen Musik gelangweilt werden. Natürlich werden die dunklen Atmosphären bei DAGOBA immer bestehen bleiben, denn das ist es, was uns antreibt. Aber dann versuchen wir, frische Elemente hinzuzufügen. Wie man sicherlich bemerkt, sind die Refrains von „By Night“ poppiger, um einen Ausgleich zum dunklen und brutalen Gehalt zu schaffen. Und die elektronischen Elemente bringen weitere Dynamik hinein. Es ist uns ein Anliegen, etwas Frisches zu bieten. Nicht nur für DAGOBA, sondern für die gesamte Metal-Szene.“

Eines ist dem Franzosen besonders wichtig: „Unsere einzige Erwartung ist es, Spaß an dem haben, was wir tun. Der Hauptzweck einer Metal-Karriere sollte darin bestehen, Spaß zu haben, nicht wahr? Auch das Komponieren muss Spaß machen, nicht nur das Live-Spiel. Natürlich braucht man Selbstvertrauen, wenn man nicht den Regeln oder dem Trend folgt, aber gleichzeitig ist es uns egal, was die Leute über uns denken. Was wir tun, ist für uns cool. Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, was die Leute sagen werden, wird man zum Gefangenen. Musik sollte Freiheit sein. Wir machen das, was uns gefällt, und dann sehen wir, ob die Leute uns folgen oder nicht. Wenn du nie ein paar Regeln brichst, dann wirst du auch nie irgendwo ankommen, wo noch nie jemand war.“ Der Dualismus zwischen Eingängigkeit und Härte erfährt auf „By Night“ eine abermalige Neugewichtung und Umdeutung:

„Auf jeden Fall und zwar aus drei Gründen“, holt der Sänger aus. „Erstens, weil es unser achtes Album ist und wir immer versuchen, uns nicht zu wiederholen, muss dieses Album wirklich anders sein – riskant. Zweitens: weil wir es während dieser verdammten Pandemie komponiert haben, so dass wir nicht ausschließen konnten, dass es vielleicht unser letztes sein würde. Wenn man das Gefühl hat, dass man kurz vor dem Tod steht, ist es an der Zeit, Dinge zu tun, die man vorher nie getan hat. Und drittens: weil wir viel Zeit hatten, uns auf jedes Detail dieses Albums zu konzentrieren, auf jede stimmliche Harmonie, so dass es vielleicht weniger instinktiv, dafür aber viel besser geschrieben ist.“ So zugänglich und kompatibel hat man DAGOBA noch nicht gehört, was im Kontext dieser Band einiges bedeutet: „„By Night“ ist fraglos unser eingängigstes Album“, meint auch Shawter. „Die Arrangements und der Gesang sind das, worauf ich am meisten stolz bin. ,On The Run‘ ist gewagt. ,City Lights‘ macht so viel Spaß. ,Nightclub‘ berührt meine melancholische Ader. Und ,Summer‘s Gone‘ ist ein Song, den ich schon immer schreiben wollte. Wegen der dunklen Zeit, die die Welt gerade durchmacht, wussten wir nicht, ob wir dieses Album überhaupt veröffentlichen können. Auf „By Night“ bin ich wirklich stolz.“

Der Frontmann hat dabei eine interessante Beschreibung parat: „Es klingt wie ein Film-Soundtrack mit 1990er Jahre Metal-Riffs und verdammt coolen Refrains. Es ist wie ein düsterer Film mit vielen Emotionen.“ Um das Gesagte besser einordnen zu können, sollte man wissen: „Ich höre schon seit Jahren viel Elektro-Musik. Die Art und Weise, wie sie ihre Refrains schreiben, fasziniert mich. Um ehrlich zu sein, höre ich selten Musik „einfach nur so“. Wenn ich mir einen Song oder ein Album anhöre, tue ich das genauso, wie ich mir einen Film ansehe. Ich will und muss die Geschichte verstehen, die Details in der Szene, die Art, wie er gefilmt wurde, usw. Musik höre ich deshalb auch nicht mit anderen Menschen. Ich höre sie mir alleine an und versuche zu verstehen, wohin der Komponist mit mir reisen will. Dann, wenn ich denke, dass ich das tue, fange ich an, auf die Produktion zu achten. Musik ist für mich etwas Heiliges.“

www.dagobaofficial.com