DEAD FICUS

Die Franzosen überstürzen nichts, sondern nehmen sich die Zeit, die sie brauchen. DEAD FICUS haben ihr Debüt „Rise Or Fall“ zehn Jahre nach der Band-Gründung vorgelegt. Sechs Jahre später erscheint nun „All Else Failed“. Einst als Cover-Act gestartet, bietet die Formation aus Straßburg heute einen variabel aufgesetzten, gefälligen Mix aus Melo-Death, MetalCore/Hardcore und Heavy-Rock.

„DEAD FICUS sind eher zufällig entstanden“, erinnert sich Gitarrist Olivier. „Einige alte Kumpel ohne besondere musikalische Erfahrung haben die Band nach einigen Bieren gegründet. Jeder hat sich für ein Instrument entschieden und dieses am folgenden Tag gekauft. Im Alter von fast 30 Jahren und mit Kindern, etc. kommt dann alles nur langsam voran. Es fehlt an der Zeit zum Üben nur für sich selbst, aber auch an der für das Proben als Gruppe. Von Vorteil war wiederum, dass wir es gar nicht erst probiert haben, die neuen Trivium oder Dream Theater zu werden. Wir haben jahrelang einfach nur für uns gespielt und langsam all unsere Einflüsse zusammengebracht und integriert. Deswegen spielen wir 16 Jahre später immer noch zusammen. Und deshalb sind wir auch nicht auf einen bestimmten Stil festgelegt. „All Else Failed“ ist das Ergebnis eines länger währenden Prozesses und gleichzeitig ein Album, das einfach, spontan und ehrlich ist.“

Die Breite der Einflüsse und Interessen, aber sicherlich auch der Start als Cover-Kombo, wirken sich dabei positiv aus: „Unsere Musik ist direkt, mitreißend und ausdrucksvoll“, ordnet der Gitarrist ein. „Sie befindet sich irgendwo zwischen Hardcore, Rock und Melo-Death. Ich glaube nicht, dass DEAD FICUS eine MetalCore-Band sind, auch wenn wir große Fans von Hardcore-Bands wie Earth Crisis, Vision Of Disorder, Biohazard, Pro-Pain oder Spudmonsters sind. Solche „Pre-MetalCore-Bands“ beeinflussen zweifellos unsere Musik, aber unsere Wurzeln reichen in alle Arten des Metal hinein, mit Ausnahme des Black Metal. Besonders viel Nostalgie bringen wir für die 1990er Jahre auf, als das Label Roadrunner gefühlt jeden Monat ein Meisterwerk veröffentlicht hat: Machine Head, Life Of Agony, Sepultura, Fear Factory, Type O Negative, Biohazard, Madball, Obituary und so viel andere.“ Als eingefleischte Fans wissen DEAD FICUS deshalb, worauf es ankommt:

„Wir wollen unsere Musik nicht nur auf einen Stil eingrenzen“, erklärt Olivier. „Zehn tolle Song machen noch nicht unbedingt ein großartiges Album. Man muss innerhalb eines Longplayers auch in verschiedene Richtungen gehen. Die Ohren der Hörer brauchen diese Dynamik, denn ansonsten langweilen sie sich schnell. Natürlich kann auch ein zu breites Spektrum langweilig wirken. Man muss das richtige Gleichgewicht finden. Im Studio ist es die Aufgabe des Produzenten, die Kohärenz gut zur Geltung zu bringen. Für „All Else Failed“ hat Marc Krauth in dieser Hinsicht einen tollen Job abgeliefert.“ Obwohl man diesen Eindruck gewinnen kann, ist bei den Franzosen nicht allzu viel durchgeplant und festgezurrt: „Bewusst nicht, nein“, erwidert der Musiker. „Dafür sind wir nicht fleißig oder erfahren genug. Besonders viel lernen wir im Studio. „Rise Or Fall“ haben wir damals auch deshalb aufgenommen, weil wir eine erste Studio-Erfahrung gewinnen wollten. Alles ist sehr schnell gegangen. Unsere Lieder hatten wir eher situativ und spontan geschrieben und nur bedingt für unser erstes Album arrangiert. Für „All Else Failed“ haben wir uns dieses Mal mehr Zeit genommen, um auf die Arbeit im Studio besser vorbereitet zu sein. Natürlich hat man auch im Studio noch viele Möglichkeiten, Dinge zu verändern. Einiges haben wir auch dort noch ausprobiert und finalisiert. Vorher haben wir aber schon alles darangesetzt, alle Aspekte unserer Songs nach Möglichkeit bereits zu beherrschen.“

Was die Stücke von DEAD FICUS auszeichnen soll, kann Olivier klar benennen: „Ein guter DEAD FICUS-Song muss sowohl emotionsreich als auch einzigartig sein. Wenn ich an neuen Stücken arbeite, führen mich immer diese beiden Aspekte. Bei den Proben später darf dann jeder seine Ideen mit einbringen. Diese Gruppen-Arbeit ist sehr wichtig, da es oft kleine Details sind, die am Ende die Besonderheit ausmachen.“ Die Kreativarbeit des Gitarristen erfolgt rein intuitiv: „Ich schreibe immer nach meinem Bauchgefühl. Ich lese und informiere mich viel und häufig über Musik-Theorie. Unterbewusst hilft mir das bestimmt. Doch wenn ich Musik schreibe, schaffe ich es nur mit Instinkt. Das ist wahrscheinlich auch deshalb so, weil ich nach Emotionen suche, die tief in mir sind. Der Nachteil davon ist es, dass ich bisweilen sehr viel Zeit brauche, bis Songs fertiggestellt sind.“

Verglichen mit dem 2016er Debüt „Rise Or Fall“ haben sich die Franzosen klar gesteigert: „Wir wollten mehr Leben, Dynamik und Emotionen zum Ausdruck bringen“, sagt der Gitarrist. „Besonders zufrieden sind wir mit dem Einsatz des Klaviers (Klavier, nicht Keyboard!), das in fast allen Songs von „All Else Failed“ zu hören ist. Ich selbst spiele auch ein akustisches Instrument, eine Bratsche, und füge sie behutsam hinzu. Für mich sind akustische Instrumente sehr wichtig, wenn man seine Musik zum Leben erwecken will. Sie gehen sofort ins Herz.“ Für DEAD FICUS erlangt ihr Zweitwerk aber erst in der Gesamtheit seine ganze Größe: „Hört man nur einzelne Lieder, kann man die Besonderheit unserer Musik nicht nachempfinden“, ist Olivier überzeugt. „Betrachtet man jedoch das ganze „All Else Failed“, klingt es im Endeffekt nach DEAD FICUS. Aber natürlich kann man die Tracks auch einzeln hören. Wir haben ja nur gute Songs, haha.“

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