DEFENCES – In The Balance

Wirklich ausgegoren und organisch mutet das neue Album der Briten nicht an. Von einer ausgewogenen Mischung lässt sich mit Blick auf „In The Balance“ nur ansatzweise sprechen. Über alle elf Tracks hinweg verfestigt sich eher der Eindruck, dass DEFENCES zu kalkuliert und stereotyp unterwegs sind und auf den Zeitgeist abstellen. Der Alternative-MetalCore-Djent, mit dem das Quintett aus Hertfordshire unterwegs ist, mutet durchgängig antizipierbar an. Auch deshalb, weil die Gruppe um Frontfrau Cherry Duesbury stets dasselbe Spielmuster bemüht. Auf harte Strophen folgen clean besungene Refrains. Die Arrangements gaukeln Hintergründigkeit und Tiefe vor, die nicht gegeben ist. Der Frau-Mann-Wechselgesang mit William Alex Young lässt gemeinsam mit dem Hart-Zart-Wechsel eine gewisse Dynamik entstehen, doch diese verfängt nicht wirklich. Der Funke springt einfach nicht über, weil man derartige Platten schon zu oft gehört hat. Durchaus solide, aber ohne Höhepunkte oder greifbar eigene Akzente. Cherry Duesbury verarbeitet textlich eigene Erfahrungen mit Alltagsrassismus in Großbritannien und thematisiert damit ein ernstes Gesellschaftsproblem, vor dem viele nach wie vor die Augen verschließen oder dem Thema gegenüber ignorant sind, weil es sie selbst nicht betrifft. Der Mut und die Vehemenz, mit der die farbige DEFENCES-Frontfrau diesbezüglich auftrifft, verdient Anerkennung. Das ändert aber nichts daran, dass „In The Balance“ musikalisch im soliden Mittelmaß untergeht.

(Eigenrelease/Tunecore)