Depressed Mode – Decade Of Silence

Ich bin ja grundsätzlich immer für gute Wortspiele zu haben. Und bei DEPRESSED MODE konnte ich tatsächlich umhin. Ungeachtet der hier dargebrachten Finsternis zauberte mir allein der Bandname schon ein Lächeln auf die Lippen. Dieses Lächeln nun aber gefror in der Sekunde, als die ersten Takte des Openers ‚Endless November‘ erklangen. Wie passend nur kann ein Songtitel gewählt werden? DEPRESSED MODE firmieren unter der Genrebezeichnung „Symphonic Doom“. Auch mit dieser Wahl gehe ich völlig konform. Geschwindigkeit spielt hier absolut keine Rolle. Gravitätisch wie eine langsam hinter einem Sarg marschierende Trauergemeinde entfaltet sich die zutiefst traurige und melancholische Musik der finnischen Band. Würde man das geschmackvoll arrangierte symphonische Element abziehen, bin ich stimmungsmäßig bei einer Band wie My Dying Bride. Eventuell nicht ganz so langsam. Immerhin dreizehn Jahre haben DEPRESSED MODE für den Nachfolger des 2009 erschienenen Silberlings „…for Death“ benötigt. Dafür mag es durchaus Gründe gegeben haben, aber die spielen angesichts der düsteren Güte von „Deacde Of Silence“ eigentlich keine Rolle. Aber, die Dekade der Stille dürfte mit diesem Release definitiv vorbei sein, denn dieser Silberling kann was. Grundsätzlich passen die acht Songs (plus Intro) eher zu den Jahreszeiten Herbst und Winter, aber die Musik hat eine derartige Strahlraft, dass sie den herannahenden Sommer vergessen lässt. Drinnen vor der Anlage herrscht Nacht, Stille und abgrundtiefe Finsternis. Dabei sind DEPRESSED MODE eher einem romantisch-melancholischen Ansatz zugetan, als dass sie böse wären. Dafür muss man natürlich empfänglich sein. Hier wird eben nicht gebolzt und gewütet, sondern bei aller harten, metallischen Wucht immer sehr fein und fragil agiert. Wer sich auch 2022 noch gut den Geist früher My Dying Bride (plus üppiger Arrangements) vorstellen kann, der kommt um „Decade Of Silence“ nicht herum.

(Inverse Records)