Mit der Großschreibung hat es das Quintett nicht so. Album- und Song-Titel werden konsequent kleingeschrieben. Zum an den Tag gelebten Understatement passt das irgendwie, auch wenn DESOLAT bei genauerem Hinhören doch häufig in die Offensive wechseln und auf breite Kompatibilität abstellen. Die Gruppe stammt aus Gelsenkirchen und verschweigt dies nicht. Im Sinne der „ückendorfication“ soll man künftig überall um den Stadtteil, dem die Band entstammt, wissen. Die 15 Tracks des Vollzeit-Einstands von DESOLAT bringen zumindest das Potenzial mit, zu gefallen und jeden mitzunehmen, der sie hört. Die deutschsprachigen Texte beschränken den Verbreitungsradius für den internationalen Raum von Haus aus, aber dafür gibt es viel Sprachwitz, Ironie und Wahnsinn. Die Formation legt ihren Rock-Ansatz weit aus und integriert Einflüsse zwischen Indie, Garage, Grunge und NDW. Das Material des Debüts ist dabei oftmals mit auffälligen Refrains versehen, die Wirkung erzielen. DESOLAT präsentieren sich frech – musikalisch wie textlich – aber das macht einen guten Teil des Reizes aus, den „ückendorfication“ entfacht. Mit noch mehr Überzeichnung und Zuspitzung würde das Quintett noch klarer punkten und sicher auch noch größere Eigenständigkeit erlangen. Doch alle Achtung für diesen schon ansprechenden Einstand.
(Dackelton)