DESPISED ICON und ALL SHALL PERISH: Blastbeats, Slam-Riffs und Breakdowns

DESPISED ICON und ALL SHALL PERISH sind wichtige Katalysatoren der ersten Deathcore-Welle. Beide Gruppen haben Anfang der 2000er Jahre debütiert und mit ihren Alben den Aufstieg und Sound der Extrem-Spielart maßgeblich mitbestimmt.

„Viele der MetalCore-Kids konnten mit uns nichts anfangen, als wir auf der Bildfläche erschienen, denn unsere Songs führten Blastbeats und Growls“, erzählte DESPISED ICON-Shouter Alex Erian 2007. „Die heute so angesagte Durchmischung technischer Parts mit Breakdowns und Blasts betreiben wir bereits seit fünf Jahren und heute ist die Szene endlich für uns bereit.“ Mit „The Healing Process“ (2005) und mehr noch dem Zweitwerk „The Ills of Modern Man“ sind die Kanadier einst krass durchgestartet. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen wir, originell und eigenständig zu klingen, aber da draußen gibt es nun einmal unzählige Bands und Stile“, führte Alex damals zum Ansatz von DESPISED ICON aus. „Man muss realistisch bleiben. Wir werden wohl niemals so richtungsweisend und bahnbrechend wie die Vorreiter der Genres sein. Nicht grundlos haben Meshuggah, Suffocation oder The Dillinger Escape Plan ihre Ausnahmestellung inne. Doch auch in unseren Songs kannst du eine kompromisslose Hingabe an schwere, komplexe Musik hören. Wir arbeiten beständig daran, auftretende Grenzen zu durchbrechen, sowie uns durch schnellere, tightere und komplexere Strukturen immer weiter zu fordern.“

Exakt dafür ist das Sextett aus Montreal bis heute bekannt und beliebt. Anlässlich der Veröffentlichung des bis dato letzten Longplayers fasste der Frontmann den Status-quo 2019 wie folgt zusammen: „Wir befinden uns in unseren später 30er oder frühen 40er Jahren. Der eine oder andere könnte erwarten, dass wir nachlassen und ruhiger werden, doch das ist nicht der Fall. Es ist das Gegenteil. „Purgatory“ ist unsere härteste, düsterste und vielschichtigste Platte. Wie haben noch nie so viel Zeit in das Songwriting und das Aufnahmen gesteckt und haben unglaublich viel geprobt, bevor wir ins Studio gegangen sind. Die Qualität des Albums profitiert davon. „Beast“ ist entstanden, nachdem wir unsere Rückkehr verkündet hatten. Die Songs waren roh, reduziert und organisch; standen in der Tradition unserer frühen Death Metal-lastigen Platten. „Purgatory“ ist ungleich variabler und berücksichtigt alle Phasen unserer Karriere als Band.“ Worauf DESPISED ICON abstellen, erklärte Gitarrist Eric Jarrin 2016 zur Comeback-Platte folgendermaßen: „Wir lassen uns von unseren Gefühlen leiten und vertrauen ihnen. Dabei verfolgen wir eine Oldschool-ige Arbeitsweise. Ein eingängiger Hook und einige starke Riffs reichen uns vollkommen, um daraus einen Track zu formen. Darüber hinaus bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass ein heftiger Breakdown nach einer schnellen Grindcore-Passage Wunder wirkt. Ein dynamisches Sound-Bild und Tempo-Variation bürgen für Spannung. Davon ist unser Songwriting geprägt. Schon zu Beginn haben wir nichts anderes getan, als brutale Musik aus der Kombination all der Elemente zu erschaffen, die wir mögen. Das sind Blastbeats, Slam-Riffs und Breakdowns.“

Die Karriere der aus Oakland stammenden ALL SHALL PERISH verlief ähnlich der der Kanadier. Das Timing war auf der Seite der US-Musiker, das kalifornische Quintett direkt mit seinem 2003er Debüt „Hate, Malice, Revenge“ im Deathcore-Umfeld positioniert. „Den Leuten fiel es von Beginn an schwer, zu beschreiben, wie wir nun eigentlich klingen“, erzählte Gitarrist 2008 im Kontext von „Awaken the Dreamers“. „Das gefällt uns, denn wir wollen ohnehin nicht in Kategorien, sondern am Gesamt-Sound gemessen werden. Was wir schreiben, kommt aus unseren Herzen und ist nicht dem Ziel untergeordnet, CDs zu verkaufen. Wir wollen als Menschen und als Musiker wachsen und sind nur uns selbst verpflichtet. Unsere Stücke sind intensiv und melodisch, aber auch extrem brutal. So, wie wir es mögen. Es gibt viele verrückte Gitarren-Soli, hoch anspruchsvolle Rhythmen und die Ausweitung des „catchigen“ Faktors. Doch auch in den Details gibt es viele Überraschungen und neue Ideen. Dazu kommt, dass man die Vocals heute besser verstehen kann und sie weitaus variabler gesetzt sind. Woran es auf den ersten Platten immer ein wenig gehapert hat, war ein natürlicher Sound-Fluss und ein verbindendes Feeling. Dieses Mal ist uns das geglückt.“

Im Interview zum Viertwerk betonte der Gitarrist 2011 dann: „Wir sind mit unserem Platz in der Metal-Szene sehr zufrieden. Fans aus vielen verschiedenen Genres kennen uns und freuen sich darauf, wenn wir ein neues Album veröffentlichen. Das Interesse ehrt uns, und wir schätzen den Umstand, dass wir sowohl mit einer Band wie Agnostic Front als auch mit Kataklysm auf Tour gehen und gemeinsam mit ihnen abhängen können. Ich habe in meiner Jugend viele der großen Metal- und Hardcore-Kapellen live spielen sehen, lange bevor ich selbst eine Band gestartet habe. Es ist ein tolles Gefühl, ihren Spuren zu folgen und dabei zu helfen, den extremen Metal am Leben zu halten und zu verbreiten.“ Mit ihrem Stil zwischen Brutalo- und Tech-Death, toughem MetalCore und derbem Beatdown-Mosh haben ALL SHALL PERISH genau das getan. Nach dem zwischenzeitlichen Split haben die Kalifornier dieses Jahr immerhin wieder einige Reunion-Shows gespielt.