Destillat – Under Black Horizons

Leider ist der Gag zu gut, um ihn einfach links liegen zu lassen: Ich hatte beim Bandnamen Destillat durchaus eher schweralkoholische Assoziationen. Das mag aber auch an meinem Hang zu feinen Destillaten liegen… Aber genug der schalen Flachwitze. Widmen wir uns dem in Eigenregie produzierten Silberling „Under Black Horizons“ zu, der sehr sicher einen ernsten Ansatz verdient. Die Zeiten, in denen ein Achtspurekorder und ein Raummikrofon ausreichten, um ein herb undergroundiges Black Metal Scheibchen zu aufzunehmen und dadurch auch noch breitere Bekanntheit in Szenekreisen zu erheischen, die sind wohl lange vorbei. Auch, wenn DESTILLAT im Großraum Black Metal unterwegs sind und es sich zudem um eine Eigenproduktion handelt, kommt man nicht umhin augenblicklich festzustellen, dass es sich hier um eine enorm konkurrenzfähige Produktion handelt. Musikalisch versucht sich das Quintett am Spagat zwischen Black Metal, Death Metal und Melodic Death Metal. Emperor meets In Flames meets Amon Amarth. Es könnte wahrlich schlechtere Referenzen geben. Aber, geht das Experiment denn nun auch auf? Schließlich wird man mit obig skizzierter Mischung ein paar Leute, gemeint sind die Puristen, ziemlich vor den Kopf stoßen. Black Metal muss hässlich sein, Death Metal darf keine Keyboards enthalten, Melodic Death Metal muss aus Schweden sein. Und so weiter und so fort. Sieht man von diesen engstirnigen und 2022 wohl ziemlich überholten Klischees ab, so lassen sich doch aber Schwierigkeiten beim Songwiriting ausmachen. Dies alles bündig so in Songs zusammen zu führen, dass es eben nicht wie musikalisches Flickwerk klingt, scheint mir eine enorme Herausforderung. Und tatsächlich gelingt dies DESTILLAT auch nicht immer. Während die Mehrheit der Songs doch viel Abwechslung bietet und in sich geschlossen wirkt, gibt es immer wieder Momente, bei denen klar wird, dass die Band vielleicht einen Tick zuviel wollte und noch nicht ganz auf den Punkt formulieren kann, was ihre ureigene musikalische Vision ist. Dennoch: Die Atmosphäre stimmt, das technische Niveau ist hoch. Es gibt viel zu entdecken und „Under Black Horizons“ dürfte eine Scheibe sein, die auch nach zig Wiederholungen Spaß macht und somit das Potential zum Wachsen hat.

(Eigenproduktion)