DESTRAGE – SO MUCH. too much.

Hört man „SO MUCH. too much.“, kommt man aus dem Staunen und Grinsen nicht mehr heraus. Das ist mal eine Platte. So viele innovative Einfälle, wagemutige Sound-Experimente, handwerkliche Präzision und dreiste Verrücktheit hat man in zwölf Songs selten gehört. Was DESTRAGE musikalisch darstellen? Keine Ahnung! Tech-Metal, Mathrock, Djent, Jazz, und Prog beschreiben einen Teil dessen, was man zu verdauen hat. Trip Hop, Ambient und Synth-Pop spielen auch irgendwie mit hinein. All das wird aber getoppt von der freigeistigen, vorwärts gerichteten Kreativität der Italiener, die niemals wirklich zu greifen und schon gar nicht zu kategorisieren sind. „SO MUCH. too much.“ ist der perfekte Titel für ein Album wie dieses. Das Quartett aus Mailand macht sich einen Spaß daraus, sich herkömmlichen Konventionen zu verwehren und als musikalische Wundertüte aufzuspielen. Die Italiener haben ja auch einen Ruf zu verlieren, denn nicht anders kennt man sie. Die Erwartungen an den sechsten Longplayer von DESTRAGE waren enorm, doch die Drucksituation scheint die Musiker erst so richtig zu beflügeln. Gerade die ersten fünf Tracks des Albums – ,A Commercial Break That Lasts Forever‘, ,Everything Sucks And I Think I’m A Big Par…‘, ,Venice Has Sunk‘, ,Italian Boi‘ und ,Private Party‘ (feat. Devin Townsend) – ragen heraus. Trotz Spielzeiten von mehr als vier Minuten und reichlich Input überfordert der Vierer nie, sondern setzt Tracks, die fesseln und begeistern. Auf frechen Spielwitz muss man stets gefasst sein. Die Clean-Refrains sind dreist kalkuliert, hinsichtlich ihrer Wirkung aber gnadenlos. „SO MUCH. too much.“ fällt als ebenso progressiv wie genial auf. Für die erste Hälfte der Tracks gilt das uneingeschränkt, für die zweite Hälfte der Platte mit kleinen Einschränkungen. Nichtdestotrotz: DESTRAGE muss man gehört haben.

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