DEVIL IN ME

KEIN WEG IST ZU WEIT. AUCH DIE EXTRAMEILE NICHT. Die Portugiesen von DEVIL IN ME sind in der Vergangenheit als fleißiger Tour-Act aufgefallen, waren etwa mit BIOHAZARD, SICK OF IT ALL, RAISED FIST und DEEZ NUTS unterwegs.

Zuletzt ist es um das seit 2004 aktive Quintett etwas ruhiger geblieben. Der Vorgänger „Soul Rebel“ datiert aus dem Jahr 2015, so dass Musiker und Fans gleichermaßen heiß auf ein erneutes Aufeinandertreffen sind. Der fünfte Longplayer präsentiert die Gruppe aus Lissabon energisch und zugespitzt, aber auch abwechslungsreicher, als es elf Songs in knapp 25 Minuten nominell vermuten lassen. Sound-seitig bleibt es bei einer Hardcore-Zentrierung mit klar ausgeprägter New York-Kante, die um reichlich Thrash-Akzente und massive Grooves erweitert wird. „On The Grind“ verströmt ein amtliches Crossover-Flair. Deshalb überrascht es kaum, wen Frontmann Apolinário „Poli“ Correia (auch SAM ALONE & THE GRAVEDIGGERS und DIMENSION) anführt, wenn er Acts nennt, die metallischen Hardcore auf ihren Platten bestmöglich umgesetzt haben und als Inspirationsquellen taugen: „Spielt es, wie ihr wollt“, holt Poli aus. „Der Rest wird folgen. Es gibt keine Regeln, wenn es darum geht, sich auszudrücken: MADBALL „Set It Of“, BIOHAZARD „Urban Discipline“, BAD BRAINS „The Roir Sessions“, ANTIDOTE „Thou Shalt Not Kill“, TERROR „Keepers Of The Faith“, SECTION H8 „Welcome To The Nightmare“ und vielleicht auch EKULU „Unscrew My Head““.

Die Portugiesen und ihr neues Album lassen sich in diese Aufzählung problemlos aufnehmen, denn sie sind mit einer ähnlichen Prägung und vergleichbaren Agenda unterwegs: „Sicher, wie fast jede Hardcore-Band, die wir lieben“, stimmt der Frontmann zu. „Das reicht von MADBALL bis S.O.I.A, TERROR, COMEBACK KID, RISK IT und und und. Mann, das sind zu viele.“ Als weiterer Beleg in diesem Zusammenhang ist der Gast-Auftritt von Scott Vogel auf „On The Grind“ zu sehen. Interessanter ist da schon Polis Einlassung bezüglich der musikalischen Herkunft der Musiker: „Wir entstammen keinem Metal-Background und sind deshalb überhaupt nicht metallisch geprägt. Auch wenn wir wissen, dass es einen bestimmten Vibe in bestimmten Gitarren-Riffs gibt, ist es uns super wichtig, unsere Wurzeln zu bewahren. Weil wir als Hardcore-Kids aufgewachsen sind, ist das für uns eine natürliche Sache. Die Musik und die Botschaften sind wichtig. Wir bleiben in Bewegung und singen darüber, dass es der beste Weg ist, die Flamme und das, wofür man brennt, am Leben zu halten. Was unsere Fanbasis angeht, ist das auch der schnellste Weg, um unsere alten und neuen Hörer zu erreichen.“

Die offenkundige Metal-Schlagseite des neuen Longplayers steht dazu nicht im Widerspruch: „Und um ehrlich zu sein, bin ich kein Experte, wenn es um die Metal-Szene geht“, äußert der Sänger. „Ich bin ein Hardcore-Kid. Was ich in Bezug auf beide Szenen sagen kann, zumindest mit Blick auf die Bereiche, die sich ähneln, ist, dass es so aussieht, als gäbe es eine gute Beziehung. Was DEVIL IN ME anbelangt, sind wir eine Band, die die Grenze zwischen beiden Genres verwischen helfen kann. Wenn das für einige Hörer so wirkt und der Fall ist, dann ist das gut so.“ Hinsichtlich der Verortung des Quintetts ist so oder so klar: „Wir sind Punk-Hardcore, waren das schon immer und werden es immer sein. Ich habe keine Helden aus der Metal-Szene, aber sehr viele aus dem Hardcore. Wir zollen denen Respekt, die unserer Bewegung den Weg geebnet haben, und tun unser Bestes, um die Fackel weiterzutragen und sie sauber zu halten.“ Die Portugiesen spielen zudem fast ausnahmslos Hardcore-Shows. Dadurch kann das gegebene Crossover-Potenzial vielleicht nicht seine volle Wirkung entfalten. Doch Poli stört das nicht, denn er weiß, worauf er aus ist: „Für mich geht es darum, diesen Platz zu haben, an den ich irgendwie gehöre und mit dem ich mich identifizieren kann. Die Punk-Hardcore-Szene hat mir viele gute Gründe gegeben, an mich selbst zu glauben und hat mir damit für mein Leben geholfen. Das tut sie bis heute. So etwas habe ich in keiner anderen Musik-Szene gespürt. Für mich gibt es nichts Vergleichbares.“ DEVIL IN ME geben mit bzw. in ihren Songs das zurück, was sie selbst so schätzen und erfahren haben:

„Es ist alles natürlich, von ganzem Herzen“, umreißt der Frontmann den kreativen Ansatz der Gruppe. „Wir sind hier und geben alles, was wir haben, sind ehrlich mit unserer Musik und der Art und Weise, wie wir uns ausdrücken. Als Hardcore-Band halten wir uns sicher nicht an Regeln, um irgendwo innerhalb oder außerhalb einer Szene musikalisch oder als Einheit hineinzupassen. Wir lassen es einfach fließen und die Dinge ergeben sich.“ Mit „On The Grind“ erscheint ein selbstbewusst und energisch umgesetztes Werk mit Aussage:

„Wir leben dieses Album von der ersten bis zur letzten Sekunde“, sagt Poli. „Die Leute sollen wissen, dass wir beim Schreiben und Aufnehmen dieser Songs eine tolle Zeit hatten. Auf dieses Album sind wir sehr stolz. Im Großen und Ganzen geht es um die Extrameile. Wenn du das Gefühl hast, dass du untergehst oder es einfach nicht mehr aushältst – egal, welche Geschichte bei dir gerade läuft – du darfst niemals aufgeben. Du musst dir Ziele setzen, dich selbst respektieren und dann deine schlimmsten Ängste oder eigenen Dämonen überwinden, um dich zu erneuern und wiedergeboren zu werden.“ Der Song ,Never Give In‘ bringt diese Stoßrichtung besonders prägnant und intensiv zur Geltung. Angesichts der straffen Ausrichtung von „On The Grind“ lässt sich aber kein Stück aus der Platte herauslösen: „Ich denke, dieses Album wird dir sehr schnell ans Herz wachsen“, meint auch der Frontmann. „Es ist schnell, wütend und kommt direkt auf den Punkt. Und ich auch davon überzeugt, dass es auf seine eigene Art und Weise unterhält. Das ist cool.“

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