Die Briten melden sich mit einem imposanten Album aus ihrer Kreativpause zurück. „Loss“ steht für dringliche, emotional aufwühlende Sounds zwischen Post-Hardcore, -Rock und -Metal. Da DEVIL SOLD HIS SOUL inzwischen als Sextett mit zwei Frontmännern antreten, bieten sich der Gruppe im stimmlichen Bereich noch breitere Optionen, die das Gesamtbild merklich aufwerten.
„Die Tatsache, dass wir jetzt mit zwei Sängern unterwegs sind, bedingt es, dass wir den Gesang auf eine neue Art und Weise schreiben“, führt Bassist Jozef Norocky aus. „Abgesehen davon hat sich für uns bezüglich des Songwriting nichts geändert. Das kreative Arbeiten ist dadurch nicht weiter beeinflusst. Eher schon hat der Umstand zweier Sänger dazu geführt, dass wir als Gruppe noch enger zusammengerückt sind und der Prozess rund um das neue Album mehr noch als früher eine Gemeinschaftsleistung darstellt.“ Mit „Empire Of Light“ datiert der Vorgänger aus dem Jahr 2012. Außer je einer MCD und Single waren zwischenzeitlich allein sporadische Live-Auftritte der Briten zu verzeichnen: „Dazu hat jeder in der Band seine eigene Auslegung“, äußert Jozef zurückhaltend. „Es trifft zu, dass wir uns zuletzt mehr mit dem Leben an sich beschäftigt haben als mit der Band. DEVIL SOLD HIS SOUL haben für uns dann durch die „A Fragile Hope“-Jubiläums-Tour im Jahr 2017 wieder an Bedeutung gewonnen. Diese Tour hat uns vor Augen geführt, dass wir noch nicht fertig sind und es für uns noch eine Menge zu erreichen gibt.“
Der neue Longplayer ist das zählbare Ergebnis der wiedererweckten Band-Aktivitäten. Die zwischenzeitliche Pause wirkt sich positiv aus. Kompositorisch wird „Loss“ gleichsam spannend wie facettenreich entwickelt – noch dazu mit nachwirkenden Eindrücken: „Jede Veröffentlichung erweitert das Sound-Spektrum von DEVIL SOLD HIS SOUL und fügt ihm etwas Neues hinzu“, erwidert der Bassist. „Auf „Empire Of Light“ haben wir partiell auch das Tempo angezogen und erstmals schnellere Songs geschrieben. Davor waren wir allein als Mid-Tempo-Band bekannt. Den Fans hat dieser veränderte Sound gefallen, wodurch wir unser Vorgehen bestätigt sahen und im Songwriting nun noch mutiger diesen Weg beschritten haben. Von einigen Leuten habe ich die Einschätzung zugetragen bekommen, dass „Loss“ all die Ideen, die wir in unserer Karriere bereits eingeführt haben, zu einem neuen Qualitätslevel und Höhepunkt führt. In der Tat ist es so, dass das Album all die Elemente aufweist, für die DEVIL SOLD HIS SOUL bekannt sind, nur dass sie wieder etwas anders zusammengesetzt sind.“
Was die Rezeption des Comebacks der Briten anbelangt, fördert eine Internet-Recherche in der Tat viel Anerkennung und Zuspruch zutage: „Bisher habe ich fast ausnahmslos positive Kritiken gesehen“, freut sich der Musiker. „Es ist toll, wie gut das Album bei Hörern und Rezensenten auf der ganzen Welt ankommt. Das ist der Lohn für unsere harte Arbeit, stimmt mich neben aller Dankbarkeit aber auch demütig.“ Bei der Durchsicht der Besprechungen fällt dabei auf, dass sich viele Hörer stark mit der emotionalen Zerrissenheit und dem vertonten Schmerz identifizieren, die „Loss“ transportiert: „Persönlich kann ich die Hörer nur auffordern, ihre eigenen Interpretationen anzustellen“, so Jozef. „Die Texte liegen den physischen Formaten des Albums bei, was die Auseinandersetzung vereinfacht. Jeder, der es will, kann tief eintauchen. Wie es der Titel vorgibt, vermittelt diese Platte das Thema „Verlust“ konzeptionell und beschäftigt sich mit vielen Facetten, die das mit sich bringt und mit „Verlust“ zu assoziieren sind. Hat man einen geliebten Menschen für immer verloren, oder auch eine Beziehung, gefühlte Sicherheit oder individuelle Freiheit, kommen schnell emotionale Regungen wie Wut, Traurigkeit, Verleugnung oder Bedauern auf. Mit diesen und weiteren universellen Gefühlen setzen wir uns auseinander. „Loss“ erinnert uns gleichzeitig daran, das zu schätzen, was wir haben, oder die Erinnerung an das wach zu halten, was wir hatten.“
Was ihre Musik stilistisch darstellt, ist für DEVIL SOLD HIS SOUL dabei von nachrangiger Bedeutung: „Um ehrlich zu sein, interessieren uns Genre-Fragen oder unsere Position in bestimmten Szenen nicht“, stellt der Bassist klar. „Wir kümmern uns auch nicht darum, wie man das, was wir erschaffen, zutreffend einordnen kann, sondern konzentrieren uns ausschließlich darauf, jeden Song so gut wie möglich machen und unseren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.“ Der abermalige Label-Wechsel des Sextetts ist Ausdruck dieser Einstellung: „Per Zufall haben sich immer genau zu den Zeitpunkten, als wir davorstanden, neue Alben zu veröffentlichen, neue Möglichkeiten aufgetan. Es ist von jeher unser Anspruch, mit den besten Leuten zusammenzuarbeiten sowie mit solchen, die unsere Platten wirklich herausbringen wollen, weil sie an uns glauben. Nun bei Nuclear Blast unter Vertrag zu stehen, gleicht einem wahrgewordenen Traum. Das mag nach einem Klischee klingen, ist aber so.“
Abstriche müssen die Briten indes beim Live-Support hinnehmen: „Im Moment kann niemand seriös vorhersagen, wann und wie es mit Shows, Touren und Festivals weitergeht. Ich persönlich glaube nicht, dass 2021 viel passieren wird. Natürlich wollen wir mit den neuen Songs live spielen, sobald das geht. Für die Veröffentlichung von „Loss“ sind Streaming-Events anstelle von echten Record-Release-Shows geplant. Immerhin hatten wir Ende 2020 das Glück, einige Musik-Videos ohne allzu große Einschränkungen drehen zu können.“