Von wegen „Unberechenbar“ – wer DIE DORKS kennt, weiß längst, dass jedes neue Lebenszeichen der süddeutschen Band ein weiterer Beleg für ihre Verlässlichkeit in Sachen Energie, Haltung und musikalischer Wucht ist. Auch der neue Longplayer reiht sich nahtlos in diese Tradition ein: ein Album, das man nicht nur feiert, sondern das sich mit seiner Direktheit und seinem klugen Understatement sofort in Herz und Gehörgang festsetzt. Gut so, denn das Trio um Liza Dork (Gesang und Gitarre), Mark von Elend (Bass) und Bons Dork (Schlagzeug) ist seit Jahren ein eingespieltes Team, das aus seiner bewusst reduzierten Besetzung ein Maximum an Ausdruckskraft und Dynamik herausholt. Das Songwriting der Band ist gleichermaßen intuitiv wie zielgerichtet – eine Mischung, die sich besonders live entfaltet, aber auch auf Platte ihre Wirkung nicht verfehlt. DIE DORKS schaffen es, ihre Songs schnell zugänglich zu gestalten, ohne dabei an Tiefe oder Haltung zu verlieren. Ihre Musik zeigt Kante, fordert heraus und lässt Raum für Interpretation. Dabei gelingt ihnen der Spagat zwischen direkter Ansprache und offener Lesart – eine Qualität, die keineswegs selbstverständlich ist. Musikalisch bewegen sich DIE DORKS souverän zwischen Punk, Hardcore und Metal. Ihr Sound ist ein kraftvoller Crossover, der verschiedene Szenen und Geschmäcker anspricht und sich in nahezu jedem Tour-Paket behaupten kann. Dass sie sowohl mit Tankard, Subway To Sally und Doro als auch mit Unantastbar, Dritte Wahl, Kärbholz, J.B.O. oder Pro-Pain die Bühne teilen, spricht für ihre stilistische Vielseitigkeit und ihre breite Akzeptanz innerhalb der Heavy-Szene. Ihre Musik funktioniert im Club genauso wie auf dem Festival, im kleinen AZ ebenso wie auf der großen Open-Air-Bühne. Die musikalische Verdichtung und die handwerkliche Qualität sind jedoch nur eine Seite der Medaille. Die andere sind die Texte von Frontfrau Liza, die mit klarem Blick und feinem Gespür für Sprache gesellschaftliche Themen, persönliche Erfahrungen und emotionale Zustände aufgreift. Ihre Lyrics bewegen sich auf dem schmalen Grat zwischen tiefgründiger Reflexion und allgemeingültiger Identifikation – ohne dabei jemals beliebig zu wirken. Es sind Texte, die zum Nachdenken anregen, Haltung zeigen und dennoch offen genug bleiben, um verschiedene Perspektiven zuzulassen. Dabei mangelt es nie an klaren Aussagen, die pointiert und mit Nachdruck formuliert sind. DIE DORKS liefern mit ihrem neuen Album einmal mehr den Beweis, dass Crossover nicht stehenbleiben muss, um authentisch zu bleiben. Das Trio entwickelt sich weiter, ohne sich zu verbiegen, und schafft Musik, die gleichermaßen wütend, klug und mitreißend ist.
(Motor)
