Mit „In Resonance Nexus“ erscheint der fünfte Longplayer der Briten. EARTHTONE9 setzen weiterhin auf dichte, intensive Stücke zwischen Rock, Core und Metal. Der Hang zu Experimenten besteht ebenso fort wie das nicht antizipierbare Vorgehen der Band.
Auf den Kult-Status angesprochen, der seiner Gruppe zugesprochen wird, gibt Frontmann Karl zurück: „Wir nehmen es als Kompliment. Zu diesem Zeitpunkt ist EARTHTONE9 schon mehr als die Hälfte meines Lebens ein wesentlicher Teil von mir. Es ist unser wichtigstes kreatives Ventil und in vielfacher Hinsicht unglaublich, dass wir immer noch zusammen arbeiten können und Fans haben, die uns von Anfang an begleitet haben. Das ist eine schöne Erinnerung daran, dass alles möglich ist. Im Moment machen wir alles nur um des Schaffens und der Zusammenarbeit willen. Dabei sind wir uns mehr denn je bewusst, dass die Zeit knapp ist und wie wichtig es ist, eine kreative Vision mutig und ohne Kompromisse zu verfolgen.“ Gleichwohl folgt das neue Album seinem Vorgänger „IV“ im Abstand von elf Jahren: „Diese Platte wurde über einen langen Zeitraum geschrieben“, gibt Gitarrist Owen zu. „Zu einem großen Teil dieser Zeitspanne wussten wir nicht, ob es EARTHTONE9 überhaupt noch geben würde. Das letzte Jahrzehnt haben wir damit verbracht, mit der Vorstellung zu ringen, was genau diese Band ist, und waren im Grunde untätig. Ein großer Teil der Musik von „In Resonance Nexus“ wurde in meinem kleinen Heimstudio geschrieben und dann über das Internet an Karl und Joe (Gitarre) geschickt, damit sie an den Vocals arbeiten konnten. Wir haben an dem Material herumgebastelt, ohne zu wissen, was daraus wird. Wir mussten uns mit keinerlei Erwartungen auseinandersetzen. Das war eine sehr befreiende Art, an Musik zu arbeiten, aber auch ziemlich melancholisch, da es sich manchmal so anfühlte, als würde das alles nie das Licht der Welt erblicken.“
Karl wiederum hebt das Vertrauen in seinen Band-Kollegen hervor: „Wenn wir drei zusammen Songs schreiben, ist es EARTHTONE9“, so der Frontmann. „Was die Musik angeht, ist Owen der Hauptautor. 95 Prozent der Zeit stammt der Anfang eines Songs von ihm. Er fühlt sich dazu berufen, schwere, metallische Musik zu schreiben. Als er dies erforschte, standen Joe und ich zu 100 Prozent hinter ihm. Unser individueller und kollektiver Geschmack und unsere Ideen sind die Hauptmotive der Musik von EARTHTONE9. Wir versuchen, die Dinge nicht zu sehr zu überdenken. Unsere Fans und die Leute, die mit unserer Arbeit vertraut sind, erwarten eine Mischung aus Experimenten und Melodien. Sie vertrauen darauf, dass wir die richtige Mischung herausfinden. Wir haben gelernt, dass sich die Essenz der Songs von selbst offenbart, wenn man dies zulässt.“ Der Kult-Status der Briten ist dabei eng an ihr experimentierfreudiges Vorgehen geknüpft:
„,Third Mutuality‘ ist wieder so ein stark experimenteller Track“, führt Owen an. „Seine Struktur ist seltsam. Ein Riff wird immer wieder in leicht abgewandelter Form verwendet. Das Stück enthält auch eine Menge Orchestrierung und elektronische Elemente. Etwas, was wir vorher noch nicht gemacht haben. Es ist ein langer, langsamer Aufbau, aber das Ergebnis lässt mich auch jetzt noch kribbeln. Wir freuen uns darauf, dieses Stück live zu spielen. Eine der großen Grenzen, die wir bei dieser Platte überschritten haben, bestand darin, dass wir uns voll und ganz der Intensität und Schwere verschrieben und uns einfach voll auf unsere Liebe zum Metal eingelassen haben. Das ist etwas, was wir auf das Material übertragen, an dem wir bereits arbeiten. Metal ist eine breite Kirche mit unzähligen Strängen und Nebenflüssen. Und wir lieben sie alle. Unser Mantra war schon immer „Wenn es sich richtig anfühlt, ist es richtig!“ Wir hatten noch nie eine klare Vorstellung davon, wie andere Leute unsere Musik interpretieren, aber wir sind sicher, dass wir definieren können, was für uns gut klingt.“ Mit Blick auf die neuen Songs von EARTHTONE9 ergänzt Frontmann Karl: „Im Nachhinein fühlt sich unser Material nach 2010 ziemlich verhandelt und reif an. Ich liebe es, dass das neue Material eine Wildheit, Intensität und Energie besitzt, die es vorher nicht gab. Wir haben diese Songs nicht überstürzt. Es gab keine Deadline und keinen Druck von außen. Deshalb konnten wir die Musik sich mit der Zeit selbst offenbaren lassen. Der Prozess war dieses Mal weniger gefiltert. Wir haben uns davon leiten lassen, ob es sich gut anfühlt und anhört und dann jeden einzelnen Song gelebt.“
Hinsichtlich der Wirkung beim Hörer formuliert Gitarrist Owen seine Hoffnungen wie folgt: „Wir schreiben Musik, die es lohnt, mehrmals gehört zu werden. Songs, die den Hörer herausfordern und ihn auf eine Reise mitnehmen. Bei diesem Album haben wir sehr darauf geachtet, nicht alle Ecken und Kanten zu glätten und einige Abschnitte der Songs viel länger laufen zu lassen, als wir es früher getan hätten. Zudem haben wir nicht zu viel verfeinert. Wenn diese Musik nicht jedermanns Geschmack trifft, ist das völlig in Ordnung. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Songs Liebesbriefe an die Hörer sind. Es gibt Emotionen und Geschichten, die in den Songs stecken. Sie sprechen aber nur diejenigen an, die die Gefühle nachempfinden können.“