ERRA

Bei diesem Quintett aus Birmingham, Alabama kommt einiges zusammen – unter anderem MetalCore, moderner Progressive Metal, Djent und Post-Hardcore-Anklänge. Noch wichtiger ist allerdings die uneingeschränkt vorwärts gerichtete, experimentierfreudige Grundhaltung, die ERRA an den Tag legen. Und dann ist da noch die Übersicht, mit der die Band ihre vertrackten, abgefahrenen Frickeleien in einen übergeordneten Wirkungszusammenhang einbindet und über die eingängigen starken Refrains zu Wiedererkennbarkeit findet.

„Dass die Leute uns für etwas Einzigartiges und Besonderes halten, finde ich das großartig, aber das setzt uns natürlich auch unter Druck“, äußert Frontmann J.T. Cavey auf die Wertschätzung und Verehrung angesprochen, die ERRA von Seiten ihrer Fans erfahren. „Am Ende des Tages wollen wir einfach nur die Musik machen, die wir selbst gerne spielen. Wir halten uns aus offensichtlichen Gründen weder für Genies noch Innovatoren. Gleichwohl versuchen wir, sehr hart und progressiv zu agieren und mit unserer Musik zu wachsen.“ Der früher bei Texas In July tätige Sänger verweist zudem auf das Wettbewerbsumfeld: „MetalCore ist ein stark gesättigtes Genre. Also ist der Versuch, eine Band zu sein, die sich vom Rest abhebt, die größte Herausforderung überhaupt. Ich hoffe, dass die stilistische und inhaltliche Vielfalt das in unserem Fall zulässt. Es ist schön, wenn ein Teil eines Songs überrascht und nicht das ist, was sich die Hörer erwartet haben. Ein Stück weit unvorhersehbar zu sein, ist meiner Meinung nach immer eine gute Sache.“

Das wagemutige, kreativ aufgeschlossene Vorgehen sorgt dafür, dass das Spiel der US-Formation wenig bis gar nicht antizipierbar ausfällt. Dass sich ERRA insbesondere für Hörer zwischen Periphery, TesseracT, Between The Buried And Me, Architects und Northlane empfehlen, ist die logische Folge: „Ich denke, das Einzige, was wir wirklich absichtlich vermitteln wollen, ist, dass es Abwechslung im Metal geben kann“, äußert J.T. bescheiden. „Klassische Elemente aufzugreifen, ist Standard. Erst die Abgefahrenheit ist es, die den eigentlichen Spaß und interessanten Teil des Musizierens ausmacht. Wir sind stolz auf unsere schräge Eigenständigkeit. Gerne möchte ich glauben, dass sie uns dabei hilft, uns von der Masse abzuheben. Doch das liegt nicht in unserer Hand. Das müsst ihr alle selbst entscheiden, die Hörer.“

Mit Blick auf die Wirkung des selbstbetitelten fünften Longplayer formuliert der Frontmann: „Hoffentlich klingt es nach Musikern, die hart an einem Album gearbeitet haben. Ich bin davon überzeugt, dass es offen für Interpretationen ist und schätze diesen Umstand sehr. Letztlich wird es immer eine Art Trennung zwischen den Songwritern und Hörern geben, wobei ich nicht finde, dass das eine schlechte Sache ist. Umso wichtiger sind deshalb Anknüpfungspunkte. Wir schreiben prinzipiell für jeden und wollen, dass unsere Ideen, Songs und Texte verdaut werden. Was wir nicht oder nur kaum beeinflussen können, ist, wie sie daherkommen und was sie für den einzelnen Hörer bedeuten.“ Bezüglich ihrer kreativen Arbeit setzen sich ERRA keine Grenzen und lassen sich selbst überraschen:

„Wenn man zu sehr oder ausschließlich in die Erwartungshaltung hineinspielt, dann betreibt man nichts anderes als Fan-Service. Genau das wollen wir vermeiden“, stellt J.T. klar. „Wir sind vor allem darauf aus, zu überraschen und aufzuputschen; sowohl mit dem Unerwarteten, aber auch mit dem Vertrauten zu spielen. Das wird meiner Meinung nach stets das beste Ergebnis mit sich bringen. Der Versuch, Kreativität zu erzwingen, hat meiner Erfahrung nach nur selten zu guter Musik geführt. Zumindest wollen wir den kreativen Prozess genießen. Deshalb schränken wir ihn nicht ein. Unsere Band wird sich immer auf eine natürliche Art und Weise weiterentwickeln. So, wie es sein sollte. Ich bin immer nur mit dem Fluss geschwommen und habe nie versucht, zu viel darüber nachzudenken. Ich kann nicht für den Rest der Crew sprechen, aber ich bin sicher, dass die Anderen ähnlich denken.“

Der Aussage des Frontmanns zufolge ziehen alle fünf Mitglieder an einem Strang: „Es hat eine Weile gedauert, aber ich denke, wir haben endlich herausgefunden, was wir über die letzten paar Platten hinweg erreichen wollten“, freut sich J.T. „Dieses Mal haben wir erstmals versucht, uns darauf einzustellen und sind zudem einige Risiken eingegangen. Im Rückblick finde ich, es hat sich ausgezahlt. Mit dem Ergebnis sind wir wirklich zufrieden. Bei diesem Album haben wir uns auf diese gesunde Mischung aus Technik und Zugänglichkeit konzentriert. Wir wissen, dass nicht alles, was wir machen, aus musikalischer Sicht verständlich ist, aber es soll zumindest immer interessant und anders klingen.“ Dabei geht es ERRA um die Vermittlung von Emotionen:

„Ich hoffe, dass alles, was wir schreiben, immer auch einen Teil von mir selbst repräsentiert. Das ist es für mich, was Musik authentisch werden lässt. Nur, wenn man selbst damit verbunden ist oder sich damit verbinden kann, können es auch die Hörer tun. Wir genießen es, wenn die Hörer unsere Denkweise verstehen, in der wir waren, als die Musik entstanden ist, da sie jedes Mal einen Teil von uns selbst zeigt. Wir wollen nicht als prätentiös rüberkommen, aber wir wollen etwas schaffen, das zum Nachdenken anregt. Einige Songs sind leichter verdaulich als andere. Eine gesunde Balance und Abwechslung aufzubauen, scheint mir der beste Weg für uns zu sein, um das zu erreichen.“

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