Die Auseinandersetzung mit der Vergänglich- und Sterblichkeit beschäftigt die Menschen seit jeher. In den einzelnen Kulturkreisen oder ethnischen/religiösen Gemeinschaften der Welt sind mit der Zeit sehr unterschiedliche Umgangsformen und Rituale rund um den Tod entstanden. Das 2021 gegründete Outlet ERSHETU beschäftigt sich konzeptionell mit den verschiedenen Gesichtern des Tods. Das Debüt „Xibalba“ stand ganz im Zeichen der Maya-Mythologie. Auf „Yomi“ arbeiten sich Konzeptualist/Lyriker Void (von Debemur Morti) und Komponist Sacr mit Unterstützung von Vindsval (Blut Aus Nord und Forhist – Gitarre, Bass und Gesang) dieses Mal an der Todesfolklore des japanischen Shinto ab. Auf der übergeordneten Wirkungsebene bleibt es bei einem Folk-lastigen Post-Black Metal, nur fällt dessen Ästhetik dieses Mal ganz anders aus. Und genau darum geht es ja. Die Franzosen nutzen auch das Liedgut des untersuchten Kulturraums sowie traditionelle Musikinstrumente aus diesem, um sich dem Tod über die Verbindung mit der Black Metal-lischen Basis von ERSHETU auf eine neue Art und Weise anzunähern. Die Folklore-Elemente geben über die volle Spielzeit preis, dass auf „Yomi“ eine fernöstliche Perspektive vorherrscht. Wie schon auf dem Debüt geht es dabei weniger eindeutig als vielmehr subtil und deutungsoffen zu. Hörer müssen sich involvieren und eigene Schlüsse ziehen. Dass das Zweitwerk von ERSHETU in Teilen fast (!) fröhlich und damit ganz anders als „Xibalba“ wirkt, bestätigt die Existenz von Unterschieden im Totenkult zwischen den beiden Kulturen. Welche Eindrücke man aus der Beschäftigung mit den cineastisch aufgestellten Sound-Tüftlern mitnimmt, entscheidet jeder Hörer selbst. Spannend und lohnend ist die Auseinandersetzung in jedem Fall.
(Debemur Morti)