ESCUELA GRIND

Dieses Mal passt das Timing. Das Debüt „Indoctrination“ ist 2020 fast zeitgleich mit der Ausrufung des Corona-Lockdown erschienen. Die Live-Pläne und Hoffnungen von ESCUELA GRIND waren jäh zerstört. „Memory Theater“ ist das Album, mit dem das Trio nun den zweiten Anlauf nimmt, seinen zerstörerischen Grindviolence unter die Leute zu bekommen.

„Wir wollen einfach nur schnelle und aggressive Musik spielen, die knackig und auf den Punkt ist“, bestätigt die Gruppe aus Pittsfield, Massachusetts. „Da sind immer noch unsere ursprünglichen Elemente, aber jetzt ist alles vielseitiger angelegt und nimmt dich mit auf eine Reise.“ Der schnell inszenierte, ungestüme Ansatz von ESCUELA GRIND basiert vor allem auf Powerviolence, Punk und Grindcore: „Wir sind all diese Genres plus Hardcore, Thrash und Death Metal“, bestätigen beziehungsweise ergänzen die Musiker:innen. „Dieser Crossover ist so gewollt, denn wir alle bringen unterschiedliche Einflüsse mit ein. Was unsere Prinzipien angeht, an die wir glauben und die wir niemals aufgeben würden: ausgegrenzte Menschen verdienen genauso eine Plattform wie diejenigen, die es nicht sind.“ Das Kreativduo bilden Frontfrau Katerina Economou und Schlagzeuger Jesse Fuentes, der auf eine Vergangenheit mit Kill The Client, Humanerror und Creator|Destroyer zurückblickt. Nominell sind ESCUELA GRIND aber ein Dreiergespann, das anlassbezogen erweitert wird:

„Beim Songwriting ist es einfacher, zu dritt zu sein. Wenn es aber um Live-Shows geht, ist weniger nicht immer mehr. Und wenn wir aufnehmen, werden die Songs klassisch von einer fünfköpfigen Band eingespielt. Es macht einfach Sinn, ein bisschen härter zu arbeiten und Freunde zu finden, die die Lücken füllen. Wenn wir auf Tournee sind, bedeutet das, dass wir noch mehr Leute brauchen, um das Equipment zu transportieren und sich um das Merch zu kümmern.“ Die Band professionalisiert sich nicht nur in dieser Hinsicht. „Memory Theater“ lässt musikalisch größere Reife und mehr Vielfalt erkennen: „Vorher hatten wir innerhalb der Songs keine Breaks oder wirklichen Entwicklungsstränge. Es waren mehr oder minder alles improvisierte Drum-Tracks mit einer Mischung aus Powerviolence und Death-Grind-Riffs darüber. Im Gegensatz zur ersten LP gab es für „Memory Theater“ einen rigorosen Demo-Prozess, bei dem wir diese Elemente in richtige Kompositionen überführt haben.“ Das Ergebnis sagt ESCUELA GRIND zu:

„Es entwickelt sich definitiv weiter. Momentan denke ich, dass wir eine lustige und einzigartige Mischung gefunden haben. Es ist schön, grenzenlos zu sein, aber dennoch unsere Wurzeln zu schätzen und zu pflegen. Am Anfang des Schreibens waren wir sehr sorglos. Für unsere Debüt-EP haben wir damals einmal pro Woche geprobt und bei jeder Probe einen Song geschrieben. Dann verließ unser ursprünglicher Gitarrist die Band und andere Mitglieder übernahmen das Songwriting. Inzwischen versuchen wir, alle Songs als Band zu komponieren. Obwohl weiterhin eine einzelne Person die meisten Riffs schreibt, hat die ganze Band eine Menge Einfluss auf die Entstehung unserer Kompositionen.“ Die veränderte Arbeitsweise drückt sich auf dem Zweitwerk in mehr Struktur und Groove aus: „Wie gesagt, die Songs auf „Indoctrination“ waren allesamt über improvisierte Schlagzeugspuren geschrieben“, bekräftigen ESCUELA GRIND. „Das war also größtenteils ungeplant. Einige Abschnitte von „Memory Theater“ sind auf diese Weise entstanden, aber dann haben wir begonnen, die Riffs, die wir uns ausgedacht hatten, so zu bearbeiten, wie es die meisten Musiker tun würden. Als Band waren wir uns darüber einig, dass wir uns genau überlegen müssen, wie die Leute auf das neue Material zugehen sollen. Unsere Absicht war es, die „versteckten Hooks“, die in früheren Rezensionen erwähnt wurden, auszubauen.“

Das Spiel des Dreiergespanns aus Pittsfield fällt allenfalls auf einem abstrakten Level zugänglich aus. Vor allem ist es furios schnell und beinhart: „Was wir gelernt haben: konzentriere dich auf dein Handwerk, bleibe positiv gestimmt, verliere den Kopf und lebe im Moment“, fassen ESCUELA GRIND ihre Einstellung zusammen. „Außerdem ist nichts von alledem ohne die Gemeinschaft möglich. Also sei geduldig und nimm dir Zeit, deinen Teil zum Aufbau beizutragen, auch wenn es manchmal grausam ist. Die wichtigste Lektion, die wir gelernt haben: eine steigende Flut hebt alle Schiffe.“ Aufgrund ihrer Extrem-Crossover-Anlage bietet sich Identifikationspotenzial in unterschiedliche Richtungen: „Jede Band fängt im Underground an, aber so wie sich die Musik-Community in den Staaten entwickelt hat, fällt es mir schwer, sie als Underground zu bezeichnen. Die Leute hier lieben ihre Heavy-Musik. Metal und Hardcore sind in den Mainstream-Medien überall präsent. Bands können gefühlt aus jedem Grund über Nacht explodieren. Und auch die Einheit zwischen den verschiedenen Musik-Szenen hat sich verändert. Von Hardcore/Grindcore bis hin zu Death Metal oder sogar Stoner/Sludge gibt es mehr denn je Überschneidungen. Die Leute sind sehr aufgeschlossen und scheinen den Vibe zu schätzen, den Bands wie die unsere mitbringen. Außerdem liebt die Death Metal-Gemeinde den Groove und die Blastbeats.“

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