ESKIMO CALLBOY

Die aus Castrop-Rauxel stammenden ESKIMO CALLBOY legen mit „Rehab“ eine weitere grelle und Party-taugliche Platte zwischen Trance-/Electrocore und MetalCore vor, die um poppige Akzente nicht verlegen ist. Die Songs des fünften Albums sind allesamt potenzielle Hits.

„Die Musik ist ja schon eine Weile nicht mehr nur unsere Passion, sondern unser Job“, äußert Sänger und Keyboarder Kevin auf die aktuelle Stimmungslage innerhalb der Band nach beendetem Kreativprozess angesprochen. „Unsere Meinung ist nicht mehr die einzige, die zählt. Was werden die Leute zur neuen Platte sagen? Werden sie es feiern? Oder zerreißen sie das Werk, das dich ein Jahr intensiver Arbeit und eine Doppelrunde über Berg und Tal gekostet hat? Diese Fragen machen uns etwas unsicher. Gerade auch, weil wir vermeiden wollen, in guter alter „Gib-dem-Affen-Zucker-Manier“ immer wieder den gleichen Scheiß rauszuhauen. Nur, um bloß nicht anzuecken und sicherzustellen, dass uns weiterhin alle mögen. Unsere Integrität als Künstler ist uns wichtiger als die Aussicht auf Menschen, die unsere Musik jahrelang feiern und irgendwann nicht mehr wissen, warum. Wir wollen uns lieber zusammen mit unseren Fans verändern und neue Wege gehen. Oder auch getrennte. Am Ende steht der gewohnte Mix aus absolutem Stolz auf das neueste Werk und die Spannung auf die Meinungen derjenigen, für die es gemacht wurde.“

Die von jeher diverse Anlage des Sounds erleichtert es, neue Akzente zu setzen und die Dinge anders anzugehen: „Das wird immer Fluch und Segen von ESKIMO CALLBOY zugleich bleiben“, meint Kevin. „Für ein kompaktes Album, auf dem ein Song stilistisch fließend in den nächsten übergeht, sind wir als Charaktere zu unterschiedlich. Nach wie vor sind wir alle am Songwriting beteiligt. Das führt dazu, dass ein Album als Kompromiss aus allen Wünschen und Erwartungen stilistisch stets sehr weit gefächert bleibt. Das macht das Songwriting ‘ne ganze Ecke aufreibender, als wenn nur zwei Leute mit Gitarre und Synth vorm PC sitzen. Wir streiten mehr und brauchen länger, weil immer noch einer nicht zufrieden ist. Das gehört aber mit zu unserem Erfolgsrezept. Wir sind das musikalische Pendant zu den beliebten 5-in-1-Männer-Shampoos für Haare, Körper, Zähne und zur Not auch die Alufelgen am Auto.“

Letztlich setzt sich gute Musik durch, die bei ESKIMO CALLBOY einerseits kontraststark und andererseits eingängig ausfällt: „Das ist richtig“, stimmt der Musiker zu. „Auch, weil die Qualität eines Songs für uns maßgeblich davon bestimmt wird, wie sehr er den Punkt trifft. Das ist ein Teil unserer Entwicklung. Höre ich mir alte Songs von uns an, sind das teilweise einfach aneinandergereihte Parts. Das kann man mögen, aber wir haben heute einen höheren Anspruch. Wir mögen es, mit unterschiedlichen Sound-Welten zu spielen. Auf „Rehab“ ist vieles organischer gehalten. Man kann darüber philosophieren, wie man will. Am Ende hört sich etwas gut oder schlecht an. Das ist keine wissenschaftliche Meinung, sondern einfach ein Gefühl, das sich einstellt. Kontraste mögen wir sehr. Nicht nur von Song zu Song, sondern auch innerhalb der Songs. Wenn ich zweieinhalb Minuten durchgeballert habe, dann haut mich ein Mosh-Part am Ende nicht mehr so um, als wenn der Song zuvor generell melodisch und ruhig angelegt war. Damit lässt sich beim Songwriting wunderbar spielen. Jahrelang dieselbe Schiene zu fahren, fänden wir langweilig. Anfangs haben wir zu viele Erwartungen von außen in unsere Köpfe gelassen. Das hat unserer Kreativität Schranken gesetzt. Jedes Mal, wenn wir es beim Songwriting haben „flowen“ lassen, dachten wir kurz darauf: „Das können wir nicht bringen.“ Doch! Können wir! Denn nur, wenn wir zu 100% hinter dem stehen, was wir auf die Platte packen, sind wir authentisch. Es hat etwas gedauert, aber mittlerweile tut es gut, diese imaginären Schranken auszublenden und einfach die Musik zu machen, die wir im Moment geil finden.“