FILTER

Nach etlichen Ankündigungen und mit längerem Vorlauf ist es endlich da: das neue Album von FILTER. „The Algorithm“ klingt zeitgemäß und spannend; wartet mit etlichen Alternative-Rock-Hits auf. So stark und zwingend hat man das US-Quartett um Frontmann und Mastermind Richard Patrick zuletzt nicht immer wahrgenommen.

Picture Tony Aguilera

Angesichts eines Umfelds, in dem die bekannten Protagonisten der 1990er/2000er aus dem Feld zwischen Industrial, Alternative-Rock, Post-Grunge und NuMetal gegenwärtig wieder einmal viel Aufmerksamkeit erfahren, passt das hörenswerte achte Album umso mehr. Auch der Live-Support scheint optimal, um den Nachfolger des vor sieben Jahren veröffentlichten „Crazy Eyes“ bestmöglich in die Rock-Breite zu tragen. In Nordamerika bestreiten FILTER die „Freaks On Parade“-Tour an der Seite von Rob Zombie, Alice Cooper und Ministry, womit die ideale Hörer-Klientel angesprochen wird und auch die Nostalgie-Karte maximal ausgereizt wird. Ihre erfolgreichsten Tage hat die Gruppe um den früheren Tour-Gitarristen von Nine Inch Nails schließlich ab 1993 erlebt, als Richard Patrick & Co. mit einem frischen, vorwärts gerichteten Crossover-Sound auf den Plan getreten sind:

„Natürlich ist es ein tolles Gefühl, dass die Leute uns kennen und unsere Musik schätzen“, bestätigt der Band-Kopf. „Es waren schon immer meine Absicht und mein Anspruch, die Grenzen der Musik zu erweitern. Es ist so cool, dass die Leute das bemerken und anerkennen.“ Seine Motivation für die Aktivitäten im Kontext der Formation und sein Blick auf diese sind nach drei Dekaden unverändert: „FILTER habe ich ursprünglich als Ventil für mich gegründet, um meine musikalischen Gedanken auszudrücken sowie Songs umzusetzen und zu spielen, die ich in der Hoffnung geschrieben habe, dass andere sich dafür interessieren und sich an dem erfreuen würden, was ich zu sagen habe“, erzählt Richard. „Das hat mich vor 30 Jahren motiviert, und es macht mir auch heute noch viel Spaß.“ Seine Mission siegt der Musiker noch nicht beendet: „Natürlich ist es immer noch möglich, musikalisch originell zu sein“, ist er überzeugt. „Musik ist unendlich. Als FILTER bemühen wir uns, originell zu sein und zugänglich zu agieren. Und ich denke, dass wir das gut hinbekommen.“ Wie bei anderen auch, ist der Künstler vor allem auf eine Sache aus: „Intensität steht für mich stets an erster Stelle“, erklärt der Frontmann. „Aus diesem Grund bin ich wirklich stark von Scarlxrd beeindruckt. Und alles, was mich inspiriert, lässt mich hinsichtlich meiner eigenen Musik versuchen, noch besser und so gut wie möglich zu sein.“ Hinsichtlich der Entstehung von „The Algorithm“ gab es dabei keine konkreten Planungen:

Picture Tony Aguilera

„Diese neue Platte war vorher nicht durchdacht“, bestätigt Richard. „Deshalb haben wir auch nicht auf irgendetwas Bestimmtes hingearbeitet. Alles hat sich mehr oder minder von selbst ergeben und ist einfach passiert. Wir hatten viel Zeit zum Experimentieren. Der große Unterschied zwischen diesem und den letzten drei Alben oder so ist, dass ich an meinen Computer zurückgekehrt bin und einen großen Teil der Arbeit selbst erledigt habe.“ Anders als man es vermuten könnte, hat COVID-19 nichts damit zu tun: „Die Pandemie hatte keinen Einfluss auf meine Arbeit, denn ich war allein in einem Studio eingeschlossen, habe an Film-Musik und verschiedenen anderen musikalischen Projekten gearbeitet“, erwidert der Sound-Tüftler. „Ich habe einfach weiter vor mich hin gearbeitet und war so gut wie ungestört.“ Improvisation ist für den kreativen Kopf von FILTER dabei der Schlüssel: „Man muss experimentieren und erforschen, was musikalisch machbar ist“, zeigt sich der Songwriter überzeugt. „Sobald ich experimentiere und 15 Minuten Noise auf die Beine gestellt habe, versuche ich, aus meinen Experimenten einen Song entstehen zu lassen. Im kreativen Prozess ist es immer eine gute Idee, das Studio zu verlassen, die Dinge für eine Weile ruhen zu lassen und sich nicht direkt anzuhören, was man gerade fabriziert hat. Kehrt man später zur Arbeit zurück, weiß man meistens umso besser, was als Nächstes zu tun ist. Manchmal ist es entscheidend, Abstand zu schaffen, damit man objektiv auf die eigene Arbeit blicken kann.“ Bezüglich des achten Longplayers von FILTER sticht für Richard Patrick vor allem eines der Stücke heraus:

„Auf ,For The Beaten‘ bin ich besonders stolz, weil man nicht einmal sagen kann, welches Instrument die Klänge erzeugt“, freut sich das Mastermind. „Die Mehrzahl der Hörer erkennt nicht, dass es sich um eine Gitarre handelt. Und das, mein Freund, ist das Überwinden der Grenzen, von dem ich gesprochen habe. So etwas möchte ich mit meinen Songs erreichen.“ Ausgehend davon weiß der Frontmann ganz genau, für wen „The Algorithm“ und auch die übrigen Alben der Band von Interesse sein dürften: „Meine Platten sind für Musik-Liebhaber“, so der Gitarrist „Ich möchte die Hörer auf eine Reise mitnehmen – vom ersten bis zum letzten Song. Ich vertraue darauf, dass jeder die Gedanken zu schätzen weiß, die in jedem Wort und jeder Akkordfolge stecken. Die Leute sollen mit einem guten Gefühl aus dem Album gehen. Die Songs sollen sie dabei sowohl unterhalten als auch auch ein wenig zum Nachdenken anregen.“

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