Weil es so reduziert, leise und bewusst zugeht, hört man genau hin. Auch deshalb, weil man sich auf die Lyrics in Mundart mehr als bei anderen Veröffentlichungen konzentrieren muss. Dennoch hört man sich in die Doppel-EP „Still Si / Die unerhörte Stille“ schnell hinein und lernt die Songs sukzessive mehr und mehr zu schätzen. FLAVIAN GRABER kann für sich bereits eine erfolgreiche Karriere mit der Indie-Pop-Kombo We Invented Paris verbuchen. Während der Corona-Zwangspause hat er als sein Solo-Projekt etwas erschaffen, was der Schweizer als Bergsee-Folk oder Feinkost-Singer/Songwriter beschreibt. Wer will dem Künstler widersprechen und die Richtung ist ja auf jeden Fall gewiesen. Der 38-Jährige tritt mit schweizerdeutscher Mundart und einem situativ geprägten Anspruch an seine Songs an. Die Lieder der Doppel-EP sind von einer festen Besetzung eingespielt worden, doch für das nun hörbare Ergebnis ist der Moment der Aufnahme selbst verantwortlich, zumindest zu einem gewissen Teil die Tagesform der Beteiligten Musiker und der Zufall. „Still Si / Die unerhörte Stille“ hätte in den Feinheiten und Akzenten auch anders klingen können und wird anders klingen, wenn man ein Konzert von FLAVIAN GRABER besucht. Freigeistigkeit und Entdeckungsfreude kennzeichnen den Zugang des Schweizers zu seiner Kunst und dem Leben an sich. Die resultierende Ungezwungenheit ist Teil seiner Musik und mit dafür verantwortlich, dass man seine Stücke gerne hört. Sie alle klingen natürlich charmant und in sich ruhend. Selbst dann, wenn es nicht nur akustisch reduziert, sondern voller instrumentiert und treibend zugeht.
(DIY/flaviangraber.com)