GET THE SHOT

Der Titel des neuen Albums von GET THE SHOT spricht Bände: „Merciless Destruction“. Das kanadische Quintett kombiniert Hardcore, MetalCore, Beatdown und Thrash Metal und betreibt in seinen Songs ungefilterte Aggressionsverarbeitung.

„Unsere Motivation war von Anfang an die Wut“, erzählt Bassist Dan. Diese Wut gegen ein System der Unterdrückung hat uns dazu gebracht, laut zu schreien. Es ist dieselbe Wut, die im Kollektiv fortbesteht und uns antreibt, immer härter und dunkler zu werden. Ohne diese Wut wäre GET THE SHOT sinnlos.“ Für die Formation aus Québec ist die Hardcore-Zentrierung defacto zwingend: „Die Hardcore-Szene ist auf starken gemeinsamen Werten aufgebaut“, sagt der Kanadier. „Ein Ort, an dem sich alle Außenseiter willkommen fühlen können. Eine Szene, die so gut wie möglich versucht, Unterschiede zu feiern. Ein Ort, an dem man immer noch ein Gefühl des Kampfes gegen Rassismus, Homophobie, Sexismus und alle Formen des Faschismus finden kann. Es sind diese Werte, die diese Szene zu einem Ort machen, an dem man sich zu Hause fühlt, ganz gleich, wo auf der Welt man sich befindet. Auch wenn diese Gegenkultur manchmal die Muster einer kapitalistischen und individualistischen Gesellschaft nachahmt, habe ich den Eindruck, dass sie auch nach zehn Jahren noch Einfluss auf das Leben der Menschen haben kann. Wir leben in einer bösartigen und gefährlichen Gesellschaft. GET THE SHOT ist nur eine Antwort auf diese ständige Aggression. Deshalb sind wir nicht entschuldigt, für uns ist jeder Tag durch Gewalt geprägt – in unterschiedlichen Ausprägungen.“

Damit spielt der Bassist auf die soziale Herkunft und die Interessen der Band-Mitglieder an: „Einige von uns kommen aus schwierigen Verhältnissen und haben Zuflucht in extremen Formen der Kunst gefunden“, so Dan. „Diese Art einer dunklen Atmosphäre zu erschaffen und zu umarmen, ist in gewisser Weise kathartisch. Obwohl die Musik bei dieser Einstellung eine wichtige Rolle gespielt hat, möchte ich hinzufügen, dass wir große Fans der Gothic-Literatur und des Horror-Kinos sind. Die Kreaturen, die in den Werken von Lovecraft beschrieben werden, oder die Qualen, die in den Filmen von Clive Barker dargestellt werden, haben ebenfalls einen Einfluss auf unsere Bildsprache. Da wir in einer repressiven katholischen Erziehung aufgewachsen sind, haben wir das Okkulte als Inspirationsquelle entdeckt.“ GET THE SHOT und ihre harten Songs sind demnach eine direkte Reaktion auf das Umfeld der Musiker:

„Ich habe das Gefühl, dass das Schaffen von extremer Musik an sich schon ein Statement ist“, erwidert der Bassist. „Für uns muss eine Hardcore-Band immer auch politisch sein. Es ist wichtig, unsere Szene aktiv und informiert zu halten. Ich rede nicht davon, aktiv militant zu sein, aber zumindest zu wissen, wer unsere Feinde sind, und immer auf der Seite der Unterdrückten zu stehen.“ Mit welchen musikalischen Mitteln sie das am besten können, wissen die Kanadier seit Jahren: „Mit „No Peace In Hell“ haben wir unsere Identität 2014 gefunden. Dieses Album beinhaltete unsere Thrash-Metal-Einflüsse und legte den Grundstein für unsere weitere Arbeit. Davon ausgehend war „Infinite Punishment“ (2017) die Fortsetzung der Vision, die wir definiert hatten. Diesen Sound und diese Ästhetik haben wir auf dem neuen Album bis zum Maximum getrieben.“ Entscheidenden Anteil daran hat der Frontmann:

„In dem Bestreben, nie zweimal dasselbe Album zu machen, hat JP uns für „Merciless Destruction“ auf einen schwereren und dunkleren Weg geführt“, führt Dan aus. „Mit Einflüssen und Inspiration aus Old School Death Metal, Slam und Beatdown hat dieses Album unsere Ziele erreicht. Wir haben organisch und instinktiv geschrieben, wie wir es schon viele Jahre lang tun. Doch „Merciless Destruction“ ist unser vierter Longplayer und wir haben mehr als 500 Konzerte auf der ganzen Welt gespielt. Es wäre eine Lüge, zu behaupten, dass all unsere Song-Kreationen auf Impulsivität beruhen. Es ist immer noch viel Bauchgefühl im Spiel, aber auch viel Nachdenken. Wir wissen, was bei einem GET THE SHOT-Konzert funktioniert, und neigen dazu, einen Teil unserer Musik so zu schreiben, dass diese besonderen Momente der Intensität entstehen. Wir lassen aber immer auch einen Spielraum, um etwas Neues und Riskanteres auszuprobieren und die kreative Flamme am Leben zu erhalten.“ Eines hat sich dabei bis heute nicht geändert: „Es mag wie ein Klischee klingen, aber wir schreiben Musik immer zuerst für uns selbst“, stellt der Bassist klar. „Wir schreiben die Musik, die wir hören wollen. Ich schätze mich glücklich, dass ich von einigen der besten Musiker umgeben bin, die ich kenne. JP hatte schon immer eine genaue Vorstellung davon, in welche Richtung die Band gehen sollte. Diese Vision wird um einen talentierten und inspirierten Riff-Schreiber wie Guyp ergänzt und um eine starke Rhythmus-Gruppe erweitert. Und dann kommt eins zum anderen – nicht ohne Anstrengung, aber ganz natürlich.“

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