Raus aus der Lethargie und dem gefühlten Koma. Hin zu einem neuen Bewusstsein und Selbstbestimmtheit. Wer es wirklich will, kann Kummer, Leid und Probleme hinter sich lassen. Ohne eine individuelle Kraftanstrengung geht es allerdings nicht. GHOST IRIS versuchen, ihren Hörern den nötigen Impuls dazu mit auf den Weg zu geben. Das ist im Groben die inhaltliche Stoßrichtung des vierten Albums der Dänen. Ausgehend vom guten, zu Recht viel beachteten „Apple Of Discord“ von 2019 steigert sich die Gruppe abermals. Das intensive Touren und die gewachsene Erfahrung bezüglich der Erfordernisse und Wirkungsmechanismen ihrer kontraststarken Nummern wirken sich merklich positiv aus. GHOST IRIS arbeiten die Gegensätze innerhalb ihrer Tracks effektvoll heraus und führen ihre Ideen stets voll aus und bis zur Schmerzgrenze. Die Melodien wirken dieses Mal etwas unterschwelliger, was die Songdienlichkeit des Materials steigert. Atmosphärisches Schwelgen und Clean-Gesang relativieren mitunter die Härte, ohne dass „Comatose“ seine herbe, aktivierende Stoßrichtig abhandenkommt. Der MetalCore-Hintergrund der Dänen und ihre Djent-Affinität sind weiterhin bemerkbar und ausgeprägt. Es gäbe aber auch gute Gründe, GHOST IRIS schlicht als moderne Extrem-Kombo zu charakterisieren. Das Songwriting der seit 2015 bestehenden Gruppe erfolgt vertrackt und technisch orientiert, aber immer auch ganzheitlich und mit Überblick. Die satten Grooves, heftigen Breakdowns und einprägsamen Refrains setzen sich im Ohr fest. GHOST IRIS legen ein gleichsam clever angelegtes wie nachhaltig in Erinnerung bleibendes viertes Album vor.
(Long Branch/SPV)