Der kreative Weg des Quartetts aus Alabama verläuft alles andere als geradlinig. Genau deshalb ist er so spannend. Jede Platte von GIDEON birgt Überraschungen und definiert einen neuen Sound. „Out Of Control“ heißt die fünfte Bestätigung dieser These. Die Songs sind durch eine vorbehaltlos ausgelebte Experimentierfreude und vehemente Konsequenz bestimmt. Das gilt für die Musik und Texte, aber auch die Einstellung der Musiker zu ihrer Band.
„Für uns gibt es keine roten Linien“, stellt Gitarrist Tyler klar. „Jeder Hörer muss für sich entscheiden, inwieweit er bereit ist, unseren Weg mit zu gehen. Zum Glück ist es allein an uns, heraus zu finden, was GIDEON ausmacht. Das, was einen wirklich inspiriert und zu dem macht, werman ist, darf man niemals aufgeben oder abschwächen. Im Mittelpunkt unserer Entwicklung steht für mich die Frage, wer wir eigentlich sind und künftig sein möchten. Die Aufgabe für uns Künstler besteht darin, die Antworten zu finden und mit unserem Inneren in Kontakt zu treten. Nur dann werden wir in vollem Umfang GIDEON sein können. Die einzigen Grenzen, die wir akzeptieren, sind die, die wir uns selbst setzen. Wir wollen nur das tun, was uns glücklich macht. Das sind offensichtlich heftige Passagen, die zum Moshen einladen, sowie Grooves, die dazu animieren, mit dem Kopf zu wippen. Wir versuchen, eine ehrliche Verbindung zu unseren Hörern aufzubauen, damit wir unseren Scheiß gemeinsam durcharbeiten können und im Ergebnis alle ein wenig glücklicher sind.“
Die Musiker thematisieren dabei immer wieder das Aufwachsen in einem christlich geprägten Umfeld: „Wir erzählen davon, wie wir das Leben und die Arbeit durch Tragödien und Konflikte erlebt haben und wie das alles mit unserer Herkunft zusammenhängt“, so Tyler. „Wir formulieren die Gedanken und Herausforderungen aus der Sicht von jemandem, dem die unfehlbare Wahrheit der Religion ab frühester Kindheit eingebläut worden ist. Das war nicht nur in unseren Familien so, sondern auch überall um uns herum. Die Region, aus der wir stammen, ist weithin als Bibelgürtel bekannt, was seine Gründe hat. Leute von außerhalb können sich nicht vorstellen, was es bedeutet, dort aufzuwachsen und wie tief die Nachwirkungen in unserer Psyche verwurzelt sind. Was passiert also, wenn man dieses Umfeld verlässt und alles, woran man geglaubt hat, um sich herum zerbröckeln sieht? Wie geht man damit um, sein Zuhause und die Menschen darin zu lieben, obwohl sie dir so viel Schmerz bereitet haben?“
GIDEON ist den Beteiligten Ausweg und Therapie zugleich: „In den schwersten Momenten von „Out Of Control“, sei es musikalisch oder lyrisch, treiben wir die Dinge weiter als jemals zuvor“, verdeutlicht der Gitarrist. „Die Themen reichen noch tiefer in die Dunkelheit hinein, als wir es früher je gewagt hätten. Es geht finsterer zu, als es die meisten Zuhörer überhaupt erkennen werden. Durch den kreativen Schöpfungsprozess finden wir zu uns selbst, denn wir tun nichts anderes, als uns mit uns selbst auseinander zu setzen.“