Ob man das Schaffen von GRACEFUL nun eher als progressiv oder experimentell wertet, liegt im Ohr des Hörers. Die Franzosen geben sich so oder so große Mühe, als unkonventionell und künstlerisch wertvoll aufzufallen. Das Songwriting scheint bewusst verkopft angelegt, bleibt wiedererkennbare Passagen und Refrains jedoch nicht schuldig. Auf „Demiurgia“ lärmt und kracht es. Das Quartett aus Nantes fährt einen Crossover auf, was per se für Vielseitigkeit und Dynamik garantiert und definiert sein Spiel mit jedem Stück neu. Noise- und Alternative-Rock auf der einen Seite, Düster-Elektro und Trip Hop auf der anderen. GRACEFUL sind primär eine Rock-Band, die hörbar Gefallen darin findet, Sounds so miteinander zu kombinieren, dass sie anders und speziell klingen. In Ansätzen gelingt das. Letztlich geht den Franzosen aber doch der kreative Wagemut ab, die eigenen Ziele konsequent umzusetzen. Immer wieder hat man das Gefühl, die Musiker würden sich zurückhalten, um Nachvollziehbarkeit zu ermöglichen und die eigentlich doch recht konventionellen Strukturen der Tracks nicht zu torpedieren. Dass es angesichts dessen kaum zu wirklich vorwärts gerichteten, neuarbeiten Soundscapes reicht, überrascht dann nicht. „Demiurgia“ deutet Potenzial an und verfügt über einige interessante Ansätze, doch die geweckte Erwartungshaltung bleibt unbefriedigt.
(Vlad)