Was die Niederländer auf beziehungsweise mit ihrem Zweitwerk abbrennen, ist schon starker Tobak. „Zwart Vierkant“ repräsentiert die musikalische Umsetzung eines Romans, den Sänger und Multi-Instrumentalist Ruben Wijlacker geschrieben hat. Gemeinsam mit seinen festen Band-Kollegen und zahlreichen zusätzlichen Musikern und Stimmen wird die Geschichte eines Malers aus dem frühen 20. Jahrhundert vertont, der von der russischen Kunstbewegung des Suprematismus besessen ist. Diese Strömung idealisiert das Abstrakte und lehnt traditionelle Kunstkonzepte ab. Willkommen in der Welt von GREY AURA. Die Abarbeitung am Konzept eines Charakters, der umherreist und zusehends in einen Strudel der Leere und Ausweglosigkeit gerät, ist für eine extrem aufspielende Gruppe ein idealer Startpunkt für die kreative Selbstverwirklichung. Zumal die Musiker aus Utrecht komplexe, widersprüchliche Anti-Sounds kultivieren, die sich gängigen Spielmustern und Hörgewohnheiten verwehren und kreativen Krach in dessen bestem Verständnis darstellen. Wichtig bei all dem: GREY AURA verfolgen klare Absichten. Bei ihnen geschieht nichts zufällig. Wie schon beim 2016er Debüt der Gruppe müssen Hörer Aufgeschlossenheit und Durchhaltewillen mitbringen, um die Auseinandersetzung mit dem Album zu bestehen. Die Beschäftigung lohnt, weil man mit unkonventionellen Ideen und neuartigen Stil-Kombinationen konfrontiert wird. Dabei kann man sich stets darauf verlassen, dass die Richtungswechsel und Windungen schlüssig aufgelöst werden und man ein Erkenntnisgewinn mitnimmt oder Aha-Effekte erlebt.
(Onism)