Der Titel „The Phoenix“ lässt Raum für Interpretation. Spielt er nun auf die Herkunft der Gruppe aus Phoenix, Arizona an? Oder ist gemeint, dass sich Frontmann Chester Bennington noch einmal wie ein Phoenix aus der Asche erhebt? Wahrscheinlich trifft beides zu. Bevor sich der Linkin Park-Sänger im Juli 2017 das Leben nahm, hatte er für den September desselben Jahres noch eine Live-Reunion seiner früheren Band GREY DAZE angekündigt. Dazu sollte es aber nicht mehr kommen. Nach dem 2020er Album „Amends“ erscheint bereits das zweite posthume Werk, das den Grunge bietet, dem die Gruppe verschrieben war, bevor man aufgrund bandinterner Streitigkeiten getrennte Wege ging und Chester eine Weltkarriere startete. Die Band-Kollegen verwerten das verbliebene Song-Material und führen es im Sinne der früheren gemeinsamen Zusammenarbeit zur Veröffentlichungsreife. Mit von der Partie sind wieder einige Gäste. Besonders viel Gänsehaut kommt auf, wenn mit ,Hole‘ ein Duett des Ausnahmesängers mit seinen Töchtern erklingt, das es im wirklichen Leben niemals gegeben hat. Der verstorbene Frontmann hätte sich sicherlich auch über die Feature-Auftritte von Dave Navarro (Jane’s Addiction) und Richard Patrick (Filter) gefreut, die dem Vernehmen nach zu seinen wichtigen Einflüssen und Vorbildern zählten. Der Grunge-Rock von GREY DAZE fällt insgesamt nicht als besonders auf – weder wirklich gut noch schlecht. Herausragend ist allein die markante Stimme von Chester Bennington. Allein schon deshalb lohnt es, sich „The Phoenix“ anzuhören. Wobei, die Alternative, wenn man es mit (Post-)Grunge nicht so sehr hat, sind natürlich Linkin Park, auf deren Alben der Sänger noch selbstverständlicher und markanter in Erscheinung tritt.
(Loma Vista/Universal)