Wer hätte vor ein paar Jahren noch gedacht, dass Black Metal einmal eine derartige Renaissance erleben würde? Natürlich hat es immer einen mehr oder minder aktiven Untergrund gegeben, natürlich gabe es Bands wie Marduk und Dark Funeral, die in schöner Regelmäßigkeit Alben veröffentlichten. Zumindest aber aus meiner Sicht steckte der BM nach seiner zweiten Blütezeit zu Beginn und Mitte der Neunziger des letzten Jahrhunderts in einer kreativen Sackgasse und zog sich ergo logisch in den Untergrund zurück, um sich neu zu finden. Nun, zu Beginn des dritten Jahrzehnts des nicht mehr ganz zu neuen Jahrhunderts ist der BM nun wieder in aller Munde, konnte sich erfolgreich weiter entwickeln und sogar neuen Spielarten öffnen. Daneben gab und gibt es immer Bands, die einen gewissen Hang zur alten Schule haben, die Wurzeln betonen, denen der BM entstammt. Dem wohnt die Ästhetik der Hässlichkeit inne. Betont rüde und primitiv gibt sich dieser BM, wie die Mischung aus punkiger Attitüde und rohem Heavy Metal, den Quellen aus denen er sich speiste. Auch HADOPELAGYAL fühlen sich diesem, nennen wir ihn „ursprünglichen“ Black Metal eher verbunden, als jenen Strömungen der letzten Jahre, die zunehmend in Richtung Avantgarde marschierten. So gibt es auf „Nereidean Seismic End“, dem mittlerweile zweiten Output nach dem Debüt von 2018 und diversen Split-Veröffentlichungen auch wenig experimentelles zu hören. Statt sich in Irrungen und Wirrungen zu ergehen, besticht dieses sieben Songs umfassende Inferno durch eine unbeirrte Gradlinigkeit. Alleinstellungsmerkmal sind hier vielleicht noch die nicht gänzlich ohne Bässe auskommenden Gitarren, die „Neredean Seismic End“ zumindest akustisch leicht konsumierbar machen, fehlt dem Album doch damit die schrille Art sonstiger BM-Veröffentlichungen. Ungeachtet, dass man von Originalität nicht sprechen mag, besticht dieses Album durch eine durchweg packende, finstere Atmosphäre, die manch anderen Act reichlich seicht und harmlos wirken lässt. Die Düsternis packt den Hörer und nimmt ihn mit auf eine Reise, die man getrost apokalyptisch nennen kann. Somit bündeln HADOPELAGYAL die Essenz einer Musikrichtung, die weder schön noch angenehm sein möchte.
(Amor Fati Productions)