Hearse – Traipse Across The Empty Graves

Ich schrieb es schon an anderer Stelle: Doom Metal ist nicht unbedingt der Trend der Stunde. Daher zolle ich jeder Band Respekt, die eben nicht auf irgendwelche Züge aufspringt, sondern konsequent ihr Ding durchzieht. Im Falle von HEARSE (zu Deutsch in etwa: Leichenwagen) ist das tatsälich lupenreiner Doom. Da ich nie Fan von Candlemass und Cathedral war, dafür aber eher von My Dying Bride bin ich direkt froh, dass Frontmann Cazz (gleichzeitig für Gitarren, Keyboards und Schlagzeug verantwortlich) eben nicht in hohen Sphären vor sich hin knödelt, sondern eher aus dem Club der herzhaften Grunzer stammt. Generell muss man den zwei Jungs (ja, HEARSE sind ein Duo) für die musikalisch-technische Seite von „Traipse…“ Tribut zollen. Hätte ich die Vorabinfo nicht gehabt, es handle sich nur um zwei Personen, es wäre mir gar nicht aufgefallen. Ansonsten bedient sich dieses vorzügliche Scheibchen aller nötigen Zutaten, die Doom groß gemacht haben. Gedrosseltes Tempo, groovende Riffs, immer mal wieder dezente Verweise in Richtung der 70er, ergo in Richtung Black Sabbath. Während My Dying Bride seinerzeit eher in Richtung Gothic tendierten, sind HEARSE eher Vertreter der reinen Lehre. Man stelle sich folgende Szenerie vor: Ein uralter Friedhof im späten Herbst. Der Nachmittag gleitet schnell in den anbrechenden Abend hinüber. Von irgendwo her wabert Nebel in Bodennähe über das feuchte Gras. Die nahe Glocke der alten Kirche durchbricht die Stille mit dumpfem Läuten. Der Mond beleuchtet in raschen Wechseln die düstere Szenerie…. Das ist in etwas die Atmosphäre, die dieses Album verströmt. Betonte Langsamkeit, andächtige Morbidität und der leichte Geruch von Verwesung. Sicher nicht das originellste Album dieses Subgenres, aber allemal packend und ziemlich düster.

(Sinistrari Records)