Heltekvad – Morgenrødens Helvedesherre

Manchmal wirft man eine CD ein und steht da buchstäblich wie Ochs vorm Berg. Gut, in diesem Falle war es keine CD, aber die Verwunderung über das, was dort aus den Boxen rasselte, war dennoch echt. Kurze Bemerkung am Rande: Bei der CD handelt es sich um ein antikes Speidermedium für Musik und Daten, das seinerzeit Kassette und Vinyl ablöste. Zurück zum Gerassel. HELTEKVAD spielen – der nordisch klingende Name mag es bereits irgendwie andeuten – Black Metal. Allerdings nicht irgendeinen Black Metal. Selten in letzter Zeit habe ich eine schwarze Scheibe (gemeint ist der Inhalt, nicht das Material des Mediums) gehört, die mir so ungewöhnlich vorkommt. Eigentlich sind die Elemente wohlbekannt: Gitarren in rasender Geschwindigkeit ohne Bässe, Blastbeats und heiseres Gekreische. Soweit, so langweilig. Tja, wenn da nicht hier und dort sehr unorthodoxe Dinge passieren würden. Damit meine ich nicht nur das seltsam anmutende Cover, oder das an die Musik der Renaissance gemahnende Intro des zweiten Tracks. Apropos Tracks: Ich spare mir an dieser Stelle Songtitel, da im deutschen Alphabet einfach nicht genug Sonderzeichen vorhanden sind, die skandinavische Sprachen adäquat abbilden könnten. Musikalisch sind HELETKVAD klug genug, nicht jeden Song auf den Grundzutaten des Black Metal aufzubauen. Natürlich gibt es für die Genießer nordischer Kälte ausreichend klirrende Kälte. Dazu gesellen sich aber ebenso kleinere Melodien, Midtempoparts und atmosphärische Momente. Das Label spricht von „majestic medieval Black Metal“. Das kann man so unterschreiben, hätte man denn im Mittelalter schon Black Metal gespielt. Aber, ungeachtet des historischen Fehlers gibt diese Umschreibung einen Hinweis, womit man es hier zu tun hat. Gänzlich überzeugen kann „Morgenrødens Helvedesherre“ mich nicht. Dafür gibt es mir hier dennoch zu viel Geschepper. Dennoch: Wer ein bisschen abseits der Norm zelebrierten Black Metal goutiert, mag hier mal hineinhören. Zumindest origineller als die meisten Veröffentlichungen der letzten Jahre.
(Eisenwald)